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Lymphknoten spielen eine wichtige Rolle in der Immunabwehr. Bei diversen Erkrankungen können sie anschwellen und bei einer Untersuchung ertastet werden. In der Leiste befinden sich wichtige Lymphknoten, die in diesem Artikel sowohl aus anatomischer, als auch aus klinischer Sicht betrachtet werden.
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Lymphknoten (Leiste) – Definition
Lymphknoten sind Filterstationen der Lymphe, ein Ultrafiltrat des Blutes. Diese kleinen, zwischen 2 und 25 mm großen, bohnenförmigen Strukturen finden sich an zahlreichen Stellen des Körpers, so auch in der Leiste. Sie bilden die sekundären lymphatischen Organe und sind essentiell für die Reifung der Antikörper. In der Leiste (Regio inguinalis) lautet die korrekte lateinische Bezeichnung Nodi lymphatici inguinales.
Lymphknoten (Leiste) – Anatomie und Funktion
Der grundlegende Aufbau der Leistenlymphknoten unterscheidet sich nicht von anderen. Mikroskopisch gesehen umgibt die Lymphknoten in der Leiste eine bindegewebige Kapsel. Ausläufer davon ziehen ins Innere des Lymphknotens und bilden Trabekel. Diese retikulären Bindegewebssepten ziehen gemeinsam mit feinen Blutgefäßen in den Lymphknoten und sorgen für eine Gliederung in Kompartimente. Grob unterteilen lässt sich der Lymphknoten in eine Rinden- und Markzone, sowie eine parakortikale Zone. Immunhistologisch lassen sich hier typische Ansammlungen von B- und T-Lymphozyten feststellen, welche B- bzw. T-Zonen genannt werden.
Zone | Bereich des Lymphknotens | Funktion |
B-Zone | Rinde (Cortex) | Proliferation und Differenzierung der B-Lymphozyten in Lymphfollikeln |
T-Zone | Parakortex (Zwischenzone) | Aktivierung der T-Lymphozyten |
Makrophagen, Retikulumszellen | Mark (Medulla) | Affinitätsreifung der B-Lymphozyten |
Makroskopisch weisen die Lymphknoten eine bohnenförmige Kontur auf. Dadurch ergeben sich eine konkave (eingewölbte) und eine konvexe (ausgewölbte) Fläche. Konkav findet sich der Hilus des Lymphknotens. Hier treten sowohl das abführende Lymphgefäß (Vas efferens) als auch die ver- und entsorgenden Blutgefäße aus. Konvex befindet sich das zuführende Lymphgefäß (Vas afferens).
Bezüglich der Zuordnung zählen zu den Lymphknoten der Leiste die oberflächlichen Lymphknoten (Nodi lymphatici inguinales superficiales) und die tiefen Leistenlymphknoten (Nodi lymphatici inguinales profundi). Der Rosenmüller-Lymphknoten zählt zu letzterer Kategorie. Er liegt in der Lacuna vasorum und ist physiologisch größer als vergleichbare Lymphknoten. Dadurch wird er teilweise mit einer Femoralhernie verwechselt. Er ist medial der Vena femoralis aufzufinden.
Die Lymphknoten der Leiste lassen sich in eine vertikale und horizontale Gruppe unterteilen. Die horizontale Gruppe liegt entlang des Leistenbands (Lig. inguinale), während die Lymphknoten des vertikalen Systems entlang der Vena femoralis und der Vena saphena magna verlaufen.
Lymphknoten (Leiste) – Untersuchung und Auffälligkeiten
Die Lymphknoten der Leiste finden sich in der Regio inguinalis. Dementsprechend folgt zuerst eine körperlichen Untersuchung die Inspektion des Areals. Fallen hier sichtbare Vergrößerungen oder Rötungen auf? Gibt es Hinweise auf eine lokale Entzündung oder eine Verletzung im Abflussgebiet? Zeigt sich eine mögliche Entzündung der Lymphgefäße (Lymphangitis)?
Sind diese Fragestellungen abgeklärt, erfolgt anschließend die Palpation, das Abtasten. Um die Lymphknoten von Muskeln und Sehnen in der Region abzugrenzen, sollte der Patient entspannt liegen und die Untersuchungsregion nicht angespannt sein. Mit den Fingerspitzen wird die Leistengegend anschließend vorsichtig abgetastet.
Dabei wird auf folgende Auffälligkeiten geachtet:
- Größe und Konsistenz
- Dolenz (Schmerzhaftigkeit)
- Verschieblichkeit
- wenn möglich, Beurteilung von Veränderungen im zeitlichem Verlauf
- Liegt eine lokalisierte oder generalisierte Lymphknotenschwellung vor? Die alleinige Lokalisation im Inguinalbereich, teilweise noch in Verbindung mit zervikalen Lymphknoten, weist eher auf eine benigne (gutartige) oder entzündliche Ursache hin.
Der Normalbefund der tastbaren Lymphknoten in der Leiste umfasst mehrere kleine Lymphknoten, die maximal die Größe einer Erbse aufweisen. Sie sind druckindolent und im Durchmesser kleiner als 1 cm. Klinisch ohne Bedeutung ist ebenfalls eine leichte Vergrößerung der Leistenlymphknoten im Rahmen einer Infektion.
Diese Auffälligkeiten dienen der Einschätzung eines Malignitätsrisikos. Die sogenannten Malignitätszeichen umfassen, bezogen auf die Lymphknoten der Leiste, Folgendes:
- Größe über 2 cm
- derbe (harte) Konsistenz
- nicht oder kaum verschieblich
- zunehmendes Wachstum im Zeitverlauf
Mit dieser Methodik lassen sich lediglich die oberflächlichen Knoten einschätzen (Nodi lymphatici inguinales superficiales). Für die Untersuchung der tiefer gelegenen sind bildgebende Verfahren wird die Sonografie, das MRT oder das CT notwendig. Zusätzlich ist es möglich, die Lymphknoten mittels Lymphografie oder Lymphknotenszintigrafie auf ihre Funktion und die Lokalisation zu untersuchen.
Wirkt der Lymphknoten in einer der Methoden verdächtig, ist eine Biopsie indiziert. Hierbei wird der Lymphknoten entnommen und anschließend histologisch untersucht, um Hinweise für eine Erkrankung zu finden. In der Leiste wird allerdings eine Biopsie meistens vermieden.
Lymphabfluss der Hoden
Obwohl auf den ersten Blick logisch erscheinend, drainiert der Hoden nicht in die Leistenlymphknoten. Durch die embryologische Entwicklung intraabdominell (im Bauchraum) sind die zuständigen Lymphknoten die retroperitonealen. Deshalb zeigen sich bei Erkrankungen des Hodens auch dort Auffälligkeiten.
Lymphknoten (Leiste) – Pathologien und Erkrankungen
Das Einzugsgebiet der Lymphknoten der Leiste umfasst die Lymphe der Beine, der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane und männlichen Geschlechtsorgane, der Gesäßregion (Regio glutealis) und der Subcutis und Cutis der Bauchhaut unterhalb des Bauchnabels. Die Erkrankungen, die eine Schwellung der Nodi lymphatici inguinales hervorrufen, liegen entsprechend in diesem Bereich.
Mit einer Schwellung der oberflächlichen Lymphknoten werden bestimmte Erkrankungen assoziiert.
Diese Erkrankungen der Auflistung zählen lediglich als Anhaltspunkte für weitere Diagnostik und sind keinesfalls als endgültige Diagnosen anzusehen. Sind die Nodi lymphatici inguinales superficiales tastbar, weist dies auf eine der folgenden Krankheiten hin:
- Tumore im Becken oder Leistenbereich: Metastasen, etwa eines Analkarzinoms, streuen entlang der Lymphbahn und sorgen so für eine Schwellung der Lymphknoten.
- Sexuell übertragbare Erkrankungen: venerische Erkrankungen, beispielsweise Syphilis (Lues venta) oder Tripper (Gonorrhoe)
- Infekte und Melanome der unteren Extremität (Bein und Fuß)
- Phlegmone der Beininnenseite oder des Fußes: Phlegmone sind eitrige Entzündungen des interstitiellen Bindegewebes, die sich zunehmend ausbreiten können.
- Neurath M et. al., Checkliste Anamnese und klinische Untersuchung, 5. Auflage, Thieme
- Lymphknoten, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 05.06.2024)
- Lymphknotenschwellung, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 05.06.2024)
- Lymphatisches System, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 05.06.2024)