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Männliche Geschlechtsorgane sind komplexe Strukturen, die eine wesentliche Rolle in der Fortpflanzung und Sexualität spielen. Dieses ausgeklügelte System arbeitet präzise zusammen, um die Fortpflanzung und hormonelle Balance zu gewährleisten. In diesem Artikel werden Anatomie sowie Funktion und klinische Aspekte dieser Organe beschrieben.
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Männliche Geschlechtsorgane – Definition
Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus den inneren und äußeren Strukturen, die für die Fortpflanzung und die Produktion von Spermien und Sexualhormonen verantwortlich sind. Zu den inneren Geschlechtsorganen gehören die Hoden (Testes), die Spermien und Testosteron produzieren, die Nebenhoden (Epididymis), die Samenleiter (Ductus deferens), die Samenbläschen (Vesicula seminalis) und die Prostata. Die äußeren Geschlechtsorgane umfassen den Penis und den Hodensack (Skrotum).
Männliche Geschlechtsorgane – Anatomie und Funktion
Die männlichen Geschlechtsorgane werden in innere und äußere eingeteilt und übernehmen zahlreiche Funktionen, die vor allem dem Fortbestand der Spezies dienen.
Innere Geschlechtsorgane
Im Hoden werden die Spermien innerhalb der Spermatogenese gebildet. Er ist paarig angelegt und sieht von innen schwammförmig aus, denn er gliedert sich in viele kleine Hodenkanälchen, in denen die Spermatogenese stattfindet. Diese Kanälchen führen in das Rete testis am Ende des Hodens, wo sie dann von den Ductuli efferentes in den Nebenhoden geführet werden.
Der Nebenhoden speichert die noch nicht gereiften Spermien und führt letzte Reifungsprozesse durch. Er besteht aus einem fünf bis sechs Meter langen Gangsystem, den Ductus epididymidis, und gliedert sich in ein Kopf-, Mittel- und Schwanzteil.
Von dort aus werden die Spermien in den Samenleiter (Ductus deferens) geleitet, der eine dicke Schicht aus glatter Muskulatur besitzt, die bei der Ejakulation die Spermien in die Harnröhre befördert. Er mündet in der Pars prostatica der Harnröhre unterhalb der Prostata und hinter der Harnblase.
Die akzessorischen Geschlechtsdrüsen des Mannes umfassen die Prostata, die Bläschendrüse und die Cowper-Drüsen. Die Bläschendrüse (Glandula vesiculosa) ist ein etwa 15 Zentimeter langes Gangsystem, das im Bindegewebe hinter der Blase liegt und auch paarig angelegt ist. Sie produziert ein alkalisches Sekret, das reich an Fructose und wichtig für die Beweglichkeit der Spermien ist. Es macht circa 70 Prozent des Spermas aus.
Die Prostata liegt direkt unter der Harnblase um die Harnröhre (Urethra) herum und produziert ein saures Sekret, das viele Enzyme beinhaltet, die es den Spermien erleichtern sich zu bewegen. Es macht etwa 30 Prozent des Spermas aus. Ein Protein des Sekrets ist das Prostata-spezifische Antigen (PSA), das eine Rolle bei der Diagnostik von Prostatakrebs spielt.
Einteilung der Prostata in Zonen
Die Prostata wird klinisch in fünf verschiedene Zonen eingeteilt. Die periphere Zone kann bei der digital-rektalen Untersuchung durch das Rektum ertastet werden. In dieser Zone liegen die meisten Prostatatumore bei Männern, die älter als 50 Jahre sind.
Die paarig angelegten, kleinen Cowper-Drüsen (Glandulae bulbourethrales) liegen in der Beckenbodenmuskulatur und haben einen etwa fünf Zentimeter langen Ausführungsgang, der in der Pars spongiosa der Harnröhre mündet. Sie bilden einen zähen Schleim, der bei sexueller Erregung abgesondert wird (sog. “Lusttropfen”, Lubrikation).
Äußere Geschlechtsorgane
Der Hodenasck (Skrotum) umgibt in folgenden Hüllen den Hoden von außen nach innen:
- Haut des Skrotums
- Tunica dartos
- Fascia spermatica externa
- Musculus cremaster
- Fascia spermatica interna
- Tunica vaginalis testis
Die Tunica vaginalis testis hat zwei Blätter, eine Lamina visceralis, die innen anliegt und eine Lamina parietalis die außen anliegt. Diese korrelieren mit dem viszeralen und parietalen Blatt des Bauchfells (Peritoneum). Zwischen den zwei Blättern befindet sich ein Raum, der von seröser Flüssigkeit besetzt ist. Der Musculus cremaster kann unter Umständen den Hoden heben und stellt die Fortsetzung des Musculi obliquus internus abdominis und transversus abdominis dar.
Kremasterreflex
Beim Streichen über die Innenseite des Oberschenkels wird der afferente Schenkel des Ramus femoralis des Nervus genitofemoralis gereizt. Nach Umschaltung im Rückenmark, führt der Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis der Gegenseite zum Anheben des Hodens.
Der Penis kann in Wurzel (Radix penis), Schaft (Corpus penis) und Eichel (Glans penis) unterteilt werden. Die Wurzel ist an den Knochen und Muskeln des Beckens verankert. An der Eichel mündet auch die Harnröhre in einem schlitzförmigen Ostium urethrae externum, das die letzte physiologische Engstelle der Urethra ist. Üblicherweise ist die Eichel von einer Vorhaut, dem Praeputium, umgeben. Der Penis ist aus drei großen Schwellkörpern aufgebaut, den paarigen Corpora cavernosa und dem Corpus spongiosum, das die Harnröhre umgibt. Die Glans penis ist nur eine Verdickung des Corpus spongiosum.
Bei der Erektion füllen sich die arteriellen Gefäße der Schwellkörper mit Blut, da sie sich erweitern. Dieses Signal erhalten sie aus dem parasympathischen Erektionszentrum, das in den Rückenmarkssegmenten S2-S4 liegt. Durch das Anschwellen der Schwellkörper drückt spannt sich die Tunica albuginea, eine bindegewebige Haut, und drückt die venösen Gefäße ab, damit das Blut nicht mehr abfließen kann und die Erektion erhalten bleibt.
Entwicklung der Geschlechtsorgane
Bis zur sechsten Embryonalwoche sind die Keimdrüsen bei beiden Geschlechtern gleich angelegt. Auf dem kurzen Arm des Y-Chromosoms liegt die sex determining region of Y (SRY), welche für die Bildung des testisdeterminiernden Faktors (TDF) verantwortlich ist. Das heißt konkret, dass sich bei Vorhandensein einer SRY Hoden ausbilden und bei Fehlen der SRY Eierstöcke.
Vor der siebten Embryonalwoche haben sich verschiedene Gangsysteme gebildet, aus denen dann entweder weibliche, männliche oder Harnorgane werden. Aus den Wolff-Gängen entwickeln sich Nebenhoden, Samenleiter, Bläschendrüse und ein Teil des Harnleiters. Bei der Frau bildet sich nur der Teil des Harnleiters und danach geht der Wolff-Gang unter. Die Müller-Gänge obliterieren beim Mann, da sich aus ihnen nur weibliche Geschlechtsorgane bilden. Die Sertoli-Zellen des Hodens bilden das Anti-Müller-Hormon (AMH), welches den Verschluss und die Rückbildung der Müller-Gänge in Gangs setzt. Die Prostata, Harnblase sowie Harnröhre gehen aus dem Sinus urogenitalis hervor.
Der Hoden wird intraabdominell angelegt und wandert bis zum Zeitpunkt der Geburt an seinen endgültigen Platz in dem Hodensack. Eine weitere Reifung und weiteres Wachstum der Geschlechtsorgane erfolgt während der Pubertät. In dieser Zeit tritt auch vermehrte Behaarung in den Bereichen der äußeren Geschlechtsorgane auf.
Männliche Geschlechtsorgane – Klinik
Jedes der männlichen Geschlechtsorgane kann von zahlreichen Erkrankungen betroffen sein. Tumore des Hodens und der Prostata sind relativ häufige Tumorerkrankungen beim Mann.
Die erektile Dysfunktion bezeichnet die Unfähigkeit eine zuverlässige Erektion zu erlangen. Ursachen dafür können Diabetes, Erkrankungen des Gefäßsystems, neurologische Störungen oder psychische Probleme sein. Bei Operationen an der Prostata können Nerven verletzt werden, die für eine Erektionsbildung verantwortlich sind.
- Aumüller, Gerhard et al.: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Stuttgart: 4. Auflage, 2017)
- Geschlechtsdrüsen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum:03.06.2024)
- Penis, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum:03.06.2024)
- Geschlechtsentwicklung, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 04.06.2024)