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Die Mittelhandknochen bilden die knöcherne Grundlage der Mittelhand und sind nicht selten von Frakturen betroffen. In diesem Artikel geht es um die Anatomie der Mittelhandknochen und die verschiedenen Arten von Mittelhandfrakturen.
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Mittelhandknochen – Definition
Die Mittelhandknochen (auf Latein: Ossa metacarpi) verbinden die Handwurzelknochen (Ossa carpalia) mit den Fingerknochen (Phalanges) und stellen die knöcherne Grundlage der Mittelhand dar. Sie zählen zu den Röhrenknochen.
Mittelhandknochen – Anatomie
An jeder Hand befinden sich fünf Mittelhandknochen, die nahezu parallel angeordnet sind. Sie werden vom Körperstamm näher gelegen (medial) zum Körperstamm ferner gelegen (lateral) systematisch durchnummeriert (das leicht abgespreizte Os metacarpale I trägt dabei den Daumen):
- Os metacarpale I
- Os metacarpale II
- Os metacarpale III
- Os metacarpale IV
- Os metacarpale V
Während die Ossa metacarpalia II und III am längsten sind, ist das Os metacarpale I am kürzesten. Die Räume zwischen den Mittelhandknochen, die man Spatia interossea metacarpi nennt, werden durch die Musculi interossei ausgefüllt.
Aufbau der Mittelhandknochen
Die Ossa metacarpalia bestehen jeweils aus drei Abschnitten, bei denen es sich von proximal nach distal um folgende handelt:
- Basis (Basis metacarpi)
- Schaft (Corpus metacarpi)
- Köpfchen (Capitulum beziehungsweise Caput metacarpi)
Die Basis, die am proximalsten gelegen ist, hat eine kubische Grundform und ist mit konkaven Knorpelflächen ausgestattet. Diese interagieren anhand der Karpometakarpalgelenke mit den Handwurzelknochen. Außerdem befinden sich zwischen den Ossa metacarpalia II bis V kleinere Knorpelfacetten, die in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkte Gelenkverbinden (sogenannte Amphiarthrosen) bilden. Man bezeichnet sie auch als Intermetakarpalgelenke. Aus den Karpometakarpalgelenken und den Intermetakarpalgelenken setzt sich wiederum das Mittelhandgelenk zusammen.
Der Corpus metacarpi zeichnet sich durch einen dreieckigen Querschnitt aus, wobei die Spitze des Dreiecks zur Handfläche und die Basis zum Handrücken zeigt. Diese Seiten bilden im distalen Abschnitt eine nahezu plane Knochenfläche, über die die Sehnen der Extensoren-Muskulatur laufen. Die mediale und laterale Seite der Ossa metacarpalia sind hingegen konkav. An ihnen haben die Musculi interossei ihren Ansatz.
Am Caput metacarpie liegt eine konvexe Knorpelfläche, deren Ausdehnung in antero-posteriorer Richtung größer ist als in transversaler. Zudem finden sich an beiden Seiten des Köpfchens kleine Tuberkel, die jeweils den Kollateralbändern des Metacarpophalangealgelenks als Ansatz dienen.
Bänder der Mittelhandknochen
Des Weiteren sind die Mittelhandknochen durch einige Bänder miteinander verbunden. An ihrer Basis findet man folgende:
- Ligamenta metacarpalia palmaria
- Ligamenta metacarpalia dorsalia
- Ligamenta metacarpalia interossea
Darüber hinaus zieht zwischen den distal gelegenen Capita das Ligamentum metacarpale transversum profundum entlang.
Mittelhandknochen – Frakturen
Frakturen der Mittelhanknochen sind keine Seltenheit und treten oft nach Stürzen, Sportunfällen, tätlichen Auseinandersetzungen (beispielsweise im Rahmen einer Schlägerei) oder Verkehrsunfällen auf. Frakturen des Os metacarpale I sind dabei aufgrund der Nähe zum Daumensattelgelenk besonders klinisch relevant.
Daumensattelgelenk
Als Daumensattelgelenk wird die Verbindung zwischen dem Os trapezium und dem Os metacarpale I bezeichnet. Es ist das einzige der fünf Karpometakarpalgelenke, das frei beweglich ist und ermöglicht die Gegenüberstellung des Daumens (sogenannte Opposition). Diese spielt eine wichtige Rolle beim Greifen von Gegenständen.
Im Folgenden wird aufgrund der klinischen Relevanz daher auf die basisnahen Frakturen des Os metacarpale I eingegangen, worunter die Bennett-Luxationsfraktur, die Winterstein-Fraktur und die Rolando-Fraktur zählen.
Bennett-Luxationsfraktur
Hierbei handelt es sich um eine intraartikuläre basisnahe Schrägfraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk. Gleichzeitigem kommt es auch zu einem knöchernem Ausriss des Ligamentum trapeziometacarpale an der Basis des Os metacarpale I. Die Ursache für diesen Frakturtyp ist meist eine axiale Gewalteinwirkung auf den adduzierten Daumen, die zum Beispiel bei einem Sturz auf die Hand entstehen kann.
Als Symptome liegen Druckschmerzen und eine Schwellung als Folge des ossären Blutaustrittes vor. Auch bewegungsabhängige Schmerzen sowie eine tastbare Instabilität und Deformierung des Daumengelenks können vorkommen. Die Fraktur wird durch die genaue Erfragung des Unfallmechanismus, einer klinischen Untersuchung und durch die Anfertigung von Röntgen-Bildern der Hand in zwei Ebenen diagnostiziert. Die Therapie erfolgt in der Regel operativ, wobei als Verfahren eine offene Reposition mit anschließender interner Fixierung oder eine minimalinvasive Spickdrahtosteosynthese mit temporärer Fixation des MCP I am MCP II in Fragen kommen. Außerdem sollte postoperativ eine Ruhigstellung im Gips oder in einer Daumenschiene erfolgen. Auch eine physiotherapeutische Behandlung kann sinnvoll sein, weil dadurch die Thenarmuskulatur gestärkt wird. Hierfür werden häufig Therapiebälle benutzt, mithilfe derer das Greifverhalten gestärkt und einer Einsteifung des Gelenks vorgebeugt wird.
Winterstein-Fraktur
Die Winterstein-Fraktur ist eine extraartikuläre basisnahe Schrägfraktur des Os metacarpale I. In anderen Worten bedeutet dies, dass die Bruchlinien bei dieser Fraktur nicht im Bereich des Gelenks, sondern außerhalb verlaufen. Sie entsteht wie die Bennett-Luxationsfraktur ebenfalls durch eine Gewalteinwirkung, beispielsweise im Rahmen eines Sturzes auf die Hand. Diese Fraktur äußert sich durch eine leicht Abduktionsstellung, in der der Daumen vorzufinden ist, sowie durch starke Druck- und Bewegungsschmerzen. Außerdem ist der Bereich über der Fraktur häufig geschwollen und in manchen Fällen lässt sich der Bruch sogar ertasten.
Um die Diagnose zu stellen, sollte auch hier eine Anamnese und eine klinische Untersuchung, die die Oppositionsbewegung des Daumens überprüft, durchgeführt werden. Falls der Patient diese Bewegung und auch einen Faustschluss nicht mehr ausüben kann, liegt vor allem bei einer ebenfalls bestehenden auffälligen Inspektion und Palpation der Verdacht auf eine Winterstein-Fraktur nahe. Dieser Verdacht kann dann anschließend durch Röntgen-Bilder der Hand in zwei Ebenen bestätigt werden.
Falls es sich um eine Fraktur handelt, die gar nicht oder nur leicht verschoben ist, ist eine konservative Therapie in manchen Fällen ausreichend. Diese besteht aus einer Ruhigstellung des Unterarms und des Daumens für vier bis sechs Wochen mithilfe einer Gipsschiene. Bei einer deutlich verschobenen Fraktur ist eine Operation notwendig, bei der die ursprünglichen anatomischen Verhältnisse am Os metacarpale wieder hergestellt werden. Anschließend erfolgt eine Stabilisation und Fixation des Knochens durch eine aus Titan bestehende Miniplatte.
Rolando-Fraktur
Unter der Rolando-Fraktur versteht man eine intraartikuläre, basisnahe, Y- oder T-förmige 3-Fragment-Fraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk. Der ursächliche Mechanismus ist dem der Bennett-Luxationsfraktur ähnlich, da auch hier meist eine axiale Gewalteinwirkung auf den adduzierten Daumen vorliegt. Symptome sind Schmerzen bei Druck und Bewegung sowie eine sichtbare Schwellung und Deformierung des Gelenks. Die Anamnese, klinische Untersuchung und Röntgen-Bilder in zwei Ebenen bilden die Diagnostik. Eine Rolando-Fraktur stellt immer eine Indikation für eine Operation dar, bei der man eine kleine Zugschraube, eine Miniplatte oder einen sogenannten Kirschnerdraht einbringt. Nach der Operation sollte eine Ruhigstellung im Gips oder einer Daumenschiene erfolgen.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage