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In aller Munde, Mundpropaganda, nicht auf den Mund gefallen sein – zahlreiche Redewendungen drehen sich um die größte Körperöffnung des Kopfes, den Mund. Ohne ihn wäre das Atmen, Schlucken und Sprechen stark erschwert, wenn nicht sogar unmöglich. Aber wie ist er anatomisch aufgebaut und welche Krankheiten können ihn betreffen? Die Antworten auf diese Frage sind Inhalt dieses Artikels.
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Mund – Definition
Der Mund (Os) ist die Körperöffnung in der unteren Gesichtshälfte und umfasst sowohl die Mundhöhle als auch die dort vorliegenden Weichteile. Er ist der erste Abschnitt des Verdauungstrakts und dient in diesem Zusammenhang der Nahrungsaufnahme.
In der Medizin wird zur Behandlung verschiedenster Erkrankungen der Harnblase und des Darms ein Stoma eingesetzt. Operativ schafft man eine Öffnung in der Bauchdecke, durch die anschließend Urin oder Stuhl abfließen kann, wenn der Darm und die Harnblase ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Stoma kann aus dem Griechischen als Mund oder Öffnung übersetzt werden, womit ein Stoma wörtlich gesehen ein "künstlicher" Mund ist.Stoma
Mund – Funktionelle Bedeutung
Der Mund erfüllt drei große Aufgaben. Er dient erstens der Nahrungsaufnahme und kennzeichnet den Beginn des Verdauungstrakts. Es erfolgt eine erste sensorische Kontrolle der Nahrung, zum Beispiel durch die Zunge mit ihren Geschmacksknospen. Die Zähne zerkleinern die Nahrung grob und portionieren sie zum Schlucken, während gleichzeitig die Mundspeicheldrüsen ein Sekret abgeben, das die enzymatische Zersetzung der Nahrung einleitet.
Die zweite wichtige Aufgabe ist die Beteiligung an der Sprachbildung. Die Lippen, Zunge, Zähne und der Gaumen sind für eine korrekte Aussprache unerlässlich und dienen sowohl der direkten sprachlichen Kommunikation als auch der indirekten Kommunikation über Mimik und Mundform.
Im Vergleich zur Nase kann der Mund außerdem viel größere Luftmengen an die Lunge und die Atemwege weiterleiten.
Mund – Gliederung und Anatomie
Einige Strukturen bilden die Grenzen des Mundes. Dazu zählen folgende:
- vorne (anterior): Lippen (Labia oris)
- hinten (posterior): Rachenenge (Isthmus faucium)
- oben (superior): Gaumen (Palatinum)
- unten (inferior): Mundboden (Diaphragma oris)
- seitlich (lateral): beide Wangen (Buccae)
Anatomisch unterteilen lässt sich der Mund in zwei Bereiche, einerseits den Mundvorhof (Vestibulum oris) und andererseits die Mundhöhle (Cavitas oris propria). Der Mundvorhof ist der Bereich zwischen Lippen, Wangen und Zähnen mit Zahnfleisch, während die Mundhöhle alles von den Zähnen bis zur Rachenenge (Isthmus faucium) einschließt.
Der Mundvorhof (Vestibulum oris)
Die Lippen begrenzen von außen die Mundöffnung (Rima oris), deren muskuläre Grundlage der Musculus orbicularis oris ist. Der Musculus buccinator bildet die Grundlage der Wangen und verbindet sich im Verlauf mit der Rachenmuskulatur. Beide Muskeln sind essentiell für die Eng- und Weitstellung des Mundes, für das Kauen, Pfeifen, Schlucken und auch das Bewegen der Nahrung im Mund.
Der Mundvorhof ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die nahtlos in das Zahnfleisch (Gingiva) übergeht und stellenweise Umschlagfalten bildet. Außerdem enthält sie viele Drüsen, die Glandulae labiales und buccales. Zwischen den beiden mittleren Frontzähnen findet sich das Frenulum, eine der Falten.
Das Lippenrot markiert die Mundöffnung und stellt eine leicht verhornte Übergangszone zwischen der äußeren Haut und der Mundschleimhaut dar. Die Mundöffnung enthält weder Haare, Schweißdrüsen noch Pigmentzellen, lediglich einige wenige freie Talgdrüsen. Durch die sehr oberflächlich gelegenen Kapillaren scheint die Farbe des Bluts durch.
Die Mundhöhle (Cavitas oris propria)
Das Dach der Mundhöhle bildet der Gaumen mit seinen harten und weichen Anteilen (Palatum durum und Palatum molle). Er dient als Widerlager der Zunge und Boden der Nasenhöhle.
Die Zunge (Lingua) wiederum bildet mit dem darunter liegenden Muskel den Boden der Mundhöhle. Hierbei handelt es sich um den Musculus mylohyoideus, ein Teil des Mundbodens (Diaphragma oris). Die Zunge übernimmt Aufgaben bei der Artikulation und Nahrungsaufnahme, sowie sensorisch als Geschmacksorgan und erkennt mechanische Reize.
Das hintere Ende der Mundhöhle wird von dem Gaumen-Zungen-Boden (Arcus palatoglossus) und dem Gaumen-Schlund-Bogen (Arcus palatopharyngeus) begrenzt. Hier liegt auch die Fossa tonsillaris, woran sich die Rachenenge als Abschluss des Mundes anschließt.
Die Mundschleimhaut
Die Mundschleimhaut kleidet die Mundhöhle aus und besteht aus mehrschichtigen, teils verhorntem Plattenepithel. Sie lässt sich in auskleidende, mastaktatorische und spezialisierte Mundschleimhaut unterteilen, die jeweils einige histologische Besonderheiten aufweisen.
Die Mundspeicheldrüsen
Im Mund befinden sich einige Speicheldrüsen (Glandulae salivariae), die den Mundspeichel sezernieren. Er dient der Befeuchtung der trockenen Nahrung, sodass diese besser zu schlucken ist, enthält aber auch das Enzym alpha-Amylase. Dieses beginnt bereits im Mundraum mit dem Aufschluss der Nahrung, was im Darm mit dem Sekret der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) fortgeführt wird. Weiterhin ist der Speichel zur Befeuchtung und Reinigung der Mundschleimhaut und der Zahnsubstanz wichtig. Zusätzlich enthält er Immunglobuline zur Abwehr pathogener Keime.
Das grundlegende Bauprinzip aller Speicheldrüsen ist einheitlich. Sie bestehen aus Läppchen, die durch Bindegewebe getrennt sind. In diesen Septen verlaufen Nerven und Blutgefäße. Außerdem sind sie exokrine Drüsen mit einem tubuloazinösen Ausführungsgangsystem. Der Aufbau des Systems ist individuell verschieden. Sie unterscheiden sich außerdem darin, ob sie zähen, mukösen oder dünnflüssigen, serösen Speichel produzieren. Das kann sich auch an die Stoffwechsellage oder das Stressniveau anpassen durch Einflüsse des Sympathikus und Parasympathikus.
In der Mundhöhle liegen die kleinen Speicheldrüsen (Glandulae salivariae minores), wozu folgende zählen:
- Glandulae labiales: Lippen, seromuköse Drüse
- Glandulae buccales: Wangen, seromuköse Drüse
- Glandulae palatinae: Gaumen, muköse
- Glandulae linguales: Zunge
Außerhalb der Mundhöhle finden sich die großen Speicheldrüsen (Glandulae salivariae majores), die ihr Sekret in den Mundraum entleeren.
- Glandula parotidea (Ohrspeicheldrüse): rein serös, mündet im Mundvorhof (Vestibulum oris)
- Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse): seromukös, mündet in der Mundhöhle
- Glandula sublingualis (Unterzungendrüse): mukoserös, mündet in der Mundhöhle
Die Zähne
Die Zähne liegen ebenfalls im Mund und dienen der groben Zerkleinerung der Nahrung. Es lassen sich Schneidezähne, Eckzähne, Backenzähne und Mahlzähne unterscheiden, die jeweils aus einer Zahnkrone, einem Zahnhals und einer Zahnwurzel bestehen.
Der Mensch startet mit einem Milchgebiss, welches sich nach Ausfallen der Milchzähne in das bleibende adulte Gebiss entwickelt.
Mikrobiologie des Mundes
Im Mund finden sich unzählige Mikroorganismen, die ein eigenes Mikrobiom des Mundes bilden, die Mundflora. Im gesunden Mundraum besiedeln zum Großteil harmlose Bakterien, wie Streptokokken, den Mund. Diese können aber bei einer Schwäche des Immunsystems Krankheiten auslösen und damit pathogen wirken.
Mund – Klinik und Fehlbildungen
Der Mund kann durch falsche Abläufe in der Embryologie Fehlbildungen aufweisen. Ist er vergrößert, spricht man von einer Makrostomie, ist er verkleinert, von einer Mikrostomie. Eine Makrostomie ist meist bedingt durch eine horizontale Gesichtsspalte, während die Mikrostomie auch durch Traumata oder Erkrankungen, die sich am Mund manifestieren, entstehen kann.
Eine weitere Fehlbildung sind die Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, deren Ursachen zum Großteil in Mutationen und genetischen Veränderungen zu finden sind. Weitere Möglichkeiten sind der Konsum von Nikotin oder Alkohol in der Schwangerschaft und ein B12-Mangel. Die unterschiedlichen Formen führen zu Auswirkungen im Bereich der Optik, der Atmung, des Hörvermögens und der Sprache und Ernährung.
Klinische Untersuchung und Blickdiagnosen
Im Mundraum können viele Blickdiagnosen direkt auffallen, weshalb eine korrekte Untersuchung des Mundes essentiell ist. Dabei wird auf die Farbe der Schleimhäute, Zungenbeläge, Zustand der Zähne und Lippen sowie den Rachen geachtet. Außerdem kann eine Schädigung von Hirnnerven, wie des Nervus facialis, des Nervus hypoglossus oder des Nervus glossopharyngeus auffallen.
Eine weiße oder rote Himbeerzunge weist auf Scharlach hin, während Varizellen ein Symptom der Windpocken darstellen. Ganz typisch auf der Zunge ist Soor, ein Pilzbefall bei Immunschwäche, mangelnder Hygiene oder nach Antibiotikabehandlung.
Plattenepithelkarzinome fallen häufig an den Stellen auf, die normalerweise nicht verhornte Schleimhaut präsentieren, etwa an den Lippen. Hier kann auch eine Herpes-Infektion auffallen.
Im Rachen kann eine Mandelentzündung in verschiedenen Ausprägungen oder ein Pilzbefall (Candidose) ersichtlich sein. Auch Karzinome, Tumore und Herpes können sich manifestieren.
- Aumüller G et. al., Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage, Thieme
- Blickdiagnosen, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 14.07.2024)
- Mundhöhle, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 14.07.2024)