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Die Mundschleimhaut ist ein entscheidendes, jedoch oft übersehenes Gewebe, das die Innenflächen des Mundes auskleidet und eine Vielzahl von Funktionen erfüllt. Diese Schleimhaut ist nicht nur ein einfaches Barrieregewebe, sondern auch ein aktives Organ mit einer reichen Versorgung an Nerven und Blutgefäßen sowie zahlreichen Immunzellen, die den Körper vor Infektionen schützen. In diesem Artikel werden die Anatomie, Funktionen und die klinische Bedeutung der Mundschleimhaut beleuchtet und auf häufige Erkrankungen eingegangen, die diese Struktur betreffen können.
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Mundschleimhaut – Definition
Die Mundschleimhaut ist die Schleimhaut, die die Innenflächen des Mundes, einschließlich der Wangen, des Gaumens, der Zunge und des Lippenbereichs, auskleidet. Die Mundschleimhaut spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion des Mundes, einschließlich des Kauens, Schluckens und Sprechens. Sie ist reich an Speicheldrüsen, die Speichel produzieren, um den Mund feucht zu halten und die Verdauung zu unterstützen. Darüber hinaus enthält die Mundschleimhaut Immunzellen, die zur Abwehr von Infektionen beitragen.
Mundschleimhaut – Anatomie
Generell besteht die Schleimhaut des Munds aus mehrschichtigem Plattenepithel, welches sich je nach Stelle als unverhornt oder verhornt präsentieren kann. Denn die Mundschleimhaut wird in drei unterschiedliche funktionelle Gruppen gegliedert:
- Mastikatorische Schleimhaut: Der Bereich der Schleimhaut, die beim Kauen stark beansprucht wird. Dort zeigt sich verhorntes Epithel. Man findet sie beim Zahnfleisch und dem harten Gaumen.
- Auskleidende Schleimhaut: Unverhorntes Epithel an Wangen, Lippen, weichem Gaumen, Mundboden und der Zungenunterseite.
- Spezialisierte Schleimhaut: Beschränkt sich auf die Schleimhaut der Zunge, auf der die Geschmackspapillen verteilt sind. Zusätzlich werden hier auch Temperatur und Tastsinn wahrgenommen.
Im Epithelgewebe finden sich neben den Schleimhautzellen noch Melanozyten, die das Pigment Melanin enthalten, dendritische Langerhanszellen, die dem Immunsystem zuzuschreiben sind und Merkel-Zellen, welche Druck auf der Schleimhaut registrieren können.
Unter dem mehrschichtigen Plattenepithel befindet sich meist eine Lamina propria und darunter eine Schicht aus Bindegewebe, die Submukosa. Diese enthält je nach Lokalisation im Mund viele, kleine Speicheldrüsen.
Schleimhaut der Lippen
Der Musculus orbicularis oris umrundet einmal den Mund und bildet dann eine Wulst, um die sich eine Schleimhaut mit Submukosa legt, was dann zusammen die Lippen bildet. Die submuköse Schicht beinhaltet die Glandulae labiales, bei denen es sich um kleine Speicheldrüsen handelt. In Richtung der Haut des Gesichts setzt sich die Lippenschleimhaut in verhorntes Epithelgewebe fort, deren Übergangszone als Lippenrot bezeichnet wird. Aufgrund der starken Durchblutung und der geringen Verhornung in dieser Übergangszone ist dieser Bereich sehr rot gefärbt. Das Lippenrot ist normalerweise frei von Drüsen.
Schleimhaut der Wangen
Bei den Wangen bildet der Musculus buccinator den Grundmuskel, an den sich dann zum Mund hin eine Schleimhaut legt. Die kleinen Speicheldrüsen in der Submukosa der Wangenschleimhaut werden Glandulae buccales genannt.
Schleimhaut des Gaumens
Der Gaumen wird unterteilt in einen weichen und einen harten Anteil. Das Gründgerüst des weichen Gaumens bilden die Muskeln des Gaumensegels und der Gaumenbögen. Seine Schleimhaut besitzt den selben Aufbau wie jener der Wange, bis auf das Gaumensegel, welches schon mit respiratorischem Epithel (Flimmerepithel) ausgekleidet ist. Der harte Gaumen hingegen ist fest mit dem Periost (Knochenhaut) des Os palatinum verbunden und ist daher durch die vermehrte Beanspruchung beim Kauen verhornt. In seiner submukösen Bindegewebsschicht finden sich die Glandulae palatinae, bei denen es sich um muköse Speicheldrüsen handelt.
Schleimhaut der Zunge
Das Grundgerüst der Zunge bilden hauptsächlich die inneren und äußeren Zungenmuskeln. An der Unterseite der Zunge befindet sich ein stark durchblutetes, mehrschichtiges Plattenepithel, wo sublingual verschiedene Medikamente gegeben werden können. Auf der Oberseite bildet der Suclus terminalis eine Grenze zur Zungenwurzel. Vor dieser Grenze liegen viele verschiedene Zungenpapillen, die für Geschmack- und Tastempfinden mitverantwortlich sind. Folgende Papillen können unterschieden werden:
- Papilla fungiformis: eine pilzförmige Erhebung, vor allem an der Zungenspitze, mit Geschmacksknospen
- Papilla foliata: blattförmig und liegen am Seitenrand, mit Geschmacksknospen
- Papilla filiformis: fadenförmig und liegen überall, dienen dem Tastsinn, viele sensible Nervenendigungen
- Papilla vallata: warzenförmig und die größten Papillen, liegen entlang des Sulcus terminalis, mit Geschmacksknospen
In den Graben der Wallpapillen münden Ausführungsgänge der von-Ebner-Spüldrüsen, die wiederum in der Submukosa der Schleimhaut liegen. Sie sollen die Papillen frei spülen und produzieren sowie transportieren das fettspaltende Enzym Zungenlipase in die Mundhöhle.
Geschmacksknospen
In den Geschmacksknospen liegen die Sinneszellen, die über ihre Rezeptoren einen bestimmten Geschmack registrieren. Sie tragen Mikrovilli, die in den Geschmacksporus ragen, um eine bessere Erkennungsfläche für Geschmacksstoffe zu bieten. Die Basalzellen sind teilungsfähig und bilden bei Bedarf neue Sinneszellen. Stützzellen haben eben eine stützende Funktion für das Sinnesepithel.
Mundschleimhaut – Funktion
Sie schützt die darunterliegenden Gewebe vor mechanischen Verletzungen, chemischen Reizstoffen und Krankheitserregern. Darüber hinaus ist sie an der Speichelproduktion beteiligt, die für die Befeuchtung des Mundes, das Erleichtern des Kauens und Schluckens sowie den ersten Schritt der Verdauung wichtig ist. Die Mundschleimhaut enthält auch Immunzellen, die eine Abwehrfunktion gegen Infektionen übernehmen, und sie spielt eine Rolle bei der Wahrnehmung von Geschmack, Temperatur und Schmerz durch ihre Nervenversorgung.
Mundschleimhaut – Klinik
Häufige klinische Probleme sind Entzündungen wie Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut), die durch Infektionen, Verletzungen, Allergien oder systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Vitaminmangel verursacht werden können. Weitere Erkrankungen umfassen Aphthen, Herpesinfektionen, Pilzinfektionen wie Mundsoor und Leukoplakie, eine potenziell bösartige Veränderung der Schleimhaut. Die Mundschleimhaut ist zudem empfindlich gegenüber Nebenwirkungen von Medikamenten oder Strahlentherapie, was zu Trockenheit oder Geschwüren führen kann.
Aphthen
Bei Aphthen handelt es sich um schmerzhafte, entzündliche Geschwüre in der Mundschleimhaut, die im Zusammenhang mit Krankheiten, Infektionen und Mangelzuständen auftreten können. Der Minor-Typ ist die häufigste Form, bei der ein bis vier Geschwüre mit einem Durchmesser bis circa 5 Millimeter auftreten. Diese heilen normalerweise selbstständig nach wenigen Wochen wieder ab. Ein sogenannter Major-Typ tritt mit wesentlich tieferen und größeren Ulcerationen (Geschwüren) auf. Die Abheilung dauert dementsprechend länger und geht in der Regel mit einer Narbenbildung einher. Generell sind Aphthen eher als harmlos einzustufen, da sie von selbst wieder abheilen, allerdings häufiger wieder auftreten.
Mundsoor
Der Mundsoor stellt eine Candidose, also eine Infektion mit Hefepilzen (oft Candida albicans), im Mundraum dar. Eine Besiedelung mit Hefepilzen findet man in einem großen Teil der Allgemeinbevölkerung. Jedoch sind vor allem Menschen mit einem schwachen Immunsystem anfällig für das Entwickeln einer solchen Infektion. Darunter fallen auch alte Menschen und Frühgeborene. Es kommt unter Umständen zu Schmerzen und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Störungen des Geschmacksempfindens sind auch möglich.
Häufige Fragen
- Was ist die Mundschleimhaut und welche Funktion hat sie?
- Was sind Aphthen und wie entstehen sie?
- Was ist Mundsoor?
- Wie kann man die Mundschleimhaut gesund halten?
Die Mundschleimhaut ist die Schleimhaut, die den gesamten Innenraum des Mundes auskleidet, einschließlich der Wangen, Lippen, Zunge und des Gaumens. Sie besteht aus mehreren Schichten von Zellen, die das darunterliegende Gewebe vor Verletzungen, Reizstoffen und Infektionen schützen. Ihre Hauptfunktionen sind der Schutz vor mechanischen, chemischen und biologischen Einflüssen, die Feuchthaltung des Mundraums durch Speichelproduktion und die Unterstützung des Immunsystems bei der Abwehr von Krankheitserregern.
Aphthen sind kleine, schmerzhafte Geschwüre, die sich auf der Mundschleimhaut bilden. Sie sind oft rund oder oval und von einem roten Rand umgeben, wobei das Zentrum meist weißlich oder gelb erscheint. Aphten treten häufig an den Innenseiten der Wangen, Lippen, am Zahnfleisch oder auf der Zunge auf.
Mundsoor ist eine Pilzinfektion der Mundschleimhaut, die durch den Hefepilz Candida albicans verursacht wird. Sie äußert sich durch weiße, abwischbare Beläge auf der Zunge, den Innenseiten der Wangen, dem Gaumen oder im Rachen. Darunter kann die Schleimhaut gerötet und gereizt sein, was zu Schmerzen, Brennen oder einem unangenehmen Gefühl im Mund führt.
Um die Mundschleimhaut gesund zu halten, sind einige wichtige Maßnahmen erforderlich. Eine gute Mundhygiene ist essenziell – regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide helfen, Bakterien zu reduzieren und Entzündungen der Schleimhaut vorzubeugen. Ebenso ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, da sie den Mund feucht hält und die Speichelproduktion fördert, was die Schleimhaut schützt. Darüber hinaus sollten Reizstoffe vermieden werden, wie scharfe, sehr heiße oder saure Speisen sowie übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, da diese die Mundschleimhaut schädigen können.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Gustatorisches System, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 27.09.2024)
- Aphten, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 26.09.2024)
- Candidosen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 27.09.2024)