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Der Muttermund (Ostium uteri) öffnet sich während der Geburt und bildet den Geburtskanal, der dem Kind den Weg aus der Gebärmutter ermöglicht. Wie er anatomisch aufgebaut ist und wie genau er sich während der einzelnen Geburtsphasen verhält, ist Thema dieses Artikels.
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Muttermund – Definition
Beim Muttermund handelt es sich um die Öffnungen des Gebärmutterhalses (Cervix uteri). Dabei unterscheidet man einen inneren (Ostium uteri internum) von einem äußeren Muttermund (Ostium uteri externum).
Muttermund – Anatomie
Um sich die Lage des Muttermunds vorstellen zu können, muss zunächst der Aufbau der Gebärmutter angeführt werden. Diese besteht aus dem Gebärmutterkörper (Corpus uteri) und dem Gebärmutterhals (Cervix uteri). Der Corpus uteri wird weiter aufgeteilt in die Gebärmutterkuppe (Fundus uteri) und die Gebärmutterenge (Isthmus uteri). Der Fundus uteri ist dabei der kranial gelegene, breitere Teil der Gebärmutter, der zwischen den Tubenöffnungen lokalisiert ist. Das Isthmus uteri ist hingegen eine 0,8 bis einen Zentimeter lange Engstelle, die zwischen dem Gebärmutterkörper und dem Gebärmutterhals liegt. Der Gebärmutterhals beinhaltet den inneren und äußeren Muttermund sowie die Portio. Letztere kennzeichnet den Übergang vom Gebärmutterhals in die Scheide (Vagina).
Unter dem inneren Muttermund versteht man die Öffnung des Gebärmutterhalses in das Isthmus uteri. Der äußere Muttermund ist die Öffnung vom Gebärmutterhals in die Scheide und ist von der Portio umgeben. Die Strecke zwischen dem inneren und äußeren Muttermund nennt man Zervikalkanal.
Form des äußeren Muttermunds
An der Form des äußeren Muttermunds lässt sich erkennen, ob und wie viele Kinder eine Frau bereits geboren hat. Bei einer Frau, die noch nie ein Kind bekommen hat, zeigt er sich in der Form eines Grübchens, also rund. Bei einer Frau, die bereits zwei oder mehr Kinder geboren hat, nimmt er hingegen die Form eines quer verlaufenden Spalts an.
Mikroskopischer Aufbau
Dadurch, dass der Muttermund als Teil des Gebärmutterhalses zu verstehen ist, lassen sich unter dem Mikroskop die drei für den Gebärmutterhals typischen Wandschichten erkennen. Bei der innersten Schicht handelt es sich um das Endometrium (auch Tunica mucosa genannt). Es ist mit einschichtig hochprismatischem Epithel ausgekleidet und mit Uterusdrüsen ausgestattet. Darunter liegt die Lamina propria mucosae, die sich in ein Stratum functionale und ein Stratum basale unterteilen lässt. Im Gegensatz zum Stratum basale, welches die Grenze zu der nächsten Schicht bildet, unterliegt das Stratum functionale zyklischen Veränderungen.
Die mittlere Schicht ist eine in Spiralen angeordnete Muskelschicht, das Myometrium (Tunica muscularis). Man untergliedert sie in eine äußere Muskelschicht, eine gefäßreiche Bindegewebsschicht (Stratum vasculosum) und eine innere Muskelschicht.
Die äußerste Schicht, das Perimetrium (Tunica serosa), bildet einen äußeren Peritonealüberzug, der die Tela subserosa als Verschiebeschicht enthält. Des Weiteren befindet sich am äußeren Muttermund (auf Höhe der Portio) die Grenze zwischen dem einschichtigen, hochprismatischen Epithel des Endometriums und dem mehrschichtigen, unverhornten Plattenepithel der Vagina. Der Einfluss von dem Sexualhormon Östrogen führt an dieser Grenzzone zu zyklischen Veränderungen. Während sich bei einem Überangebot an Östrogen das zervikale Epithel weiter auf die Portio ausbreitet, kommt es bei einem Östrogenmangel zu einer Verschiebung des vaginalen Plattenepithels in Richtung Zervikalkanal. Die Veränderungsprozesse in dieser Region können zu Dysplasien führen, welche mithilfe des sogenannten PAP-Abstrichs entdeckt werden können.
Muttermund – Rolle bei der Geburt
Damit keine Krankheitserreger über den Zervikalkanal in die Fruchthöhle aufsteigen und dadurch das Kind gefährden, sind der innere und äußere Muttermund während der Schwangerschaft fest verschlossen. Bei der Einleitung der Geburt öffnen sie sich, sodass die nachfolgenden Geburtsphasen ablaufen können.
Geburtsphasen
Die Dauer einer normalen Geburt beträgt zwischen vier und 18 Stunden und kann in die folgenden drei Phasen eingeteilt werden:
- Eröffnungsphase
- Austreibungsphase mit Pressphase
- Nachgeburtsphase
Die Eröffnungsphase dauert bei Frauen, die noch nie ein Kind bekommen haben, ungefähr zwischen zehn und zwölf Stunden. Bei Frauen, die bereits Kinder zur Welt gebracht haben, verkürzt sich diese Phase auf sechs bis acht Stunden. Sie zeigt sich durch den Beginn regelmäßiger Wehen. Dabei handelt es sich um koordinierte Kontraktionen der Gebärmutter, die alle drei bis sechs Minuten stattfinden. Sie bewirken, dass sich die unteren Teile der Gebärmutter immer weiter zurückziehen (Retraktion genannt) und der Muttermund sich schließlich öffnet. Dann tritt der Kopf des Kindes tiefer und der Gebärmutterhals sowie die Scheide formen sich zu einem Trichter. Es kommt zu einer Entfaltung des Gebärmutterhalses und zu einer Vorwölbung der Fruchtblase. Das Ende der Eröffnungsphase geht mit einer vollständigen Öffnung des Muttermunds auf etwa zehn Zentimeter einher.
An die vollständige Öffnung des Muttermunds schließt sich die Austreibungsphase an, die in eine frühe Austreibungsphase und eine Pressphase unterteilt wird. In der Austreibungsphase kommt es zum Blasensprung (die Fruchtblase platzt), woraufhin das Kind eine Drehung des Kopfes vollzieht und auf dem Weg des geringsten Widerstands tiefer in den Geburtskanal gelangt. Durch die vermehrte Ausschüttung des Hormons Oxytocin kommt es zu verstärkten Kontraktionen der Gebärmutter. Die letzten Wehen, die auftreten, nennt man Presswehen und leiten die Pressphase ein. Diese dauert bei Erstgebärenden normalerweise 30 bis 40 Minuten, bei Zweitgebärenden nur 20 bis 30 Minuten. Insgesamt erleben viele Frauen die Austreibungsphase als den anstrengendsten Abschnitt der Geburt.
Nach der Austreibungsphase kommt die Nachgeburtsphase. Während dieser Phase löst sich die Plazenta vollständig ab (auch Plazentageburt genannt) und wird anschließend auf ihre Vollständigkeit überprüft. Dies ist wichtig, da in der Gebärmutter verbleibende Reste der Plazenta unter Umständen zu starken Blutungen, Wucherungen oder Infektionen führen können. Deshalb wird in dem Fall, dass bei einer Plazenta Eihäute oder Zotten fehlen, unter Narkose eine Ausschabung der verbliebenen Reste (eine sogenannte Kürettage) durchgeführt. Wenn die Plazenta vorhanden und vollständig ist, werden im Anschluss noch mögliche Dammrisse oder durchgeführte Dammschnitte unter lokaler Narkose genäht.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Innere Organe), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage