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Das Myokard, die Herzmuskelschicht, ist das zentrale Arbeitselement des Herzens und spielt eine entscheidende Rolle für die Pumpfunktion dieses lebenswichtigen Organs. Mit seiner einzigartigen Struktur aus spezialisierter quergestreifter Muskulatur ermöglicht es die rhythmischen Kontraktionen, die für den Blutfluss im Körper- und Lungenkreislauf verantwortlich sind. In diesem Artikel werden die Anatomie, Funktion und klinische Bedeutung des Herzmuskels erläutert.
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Myokard – Definition
Das Myokard ist die mittlere und zugleich kräftigste Schicht der Herzwand, die aus quergestreifter Herzmuskulatur besteht. Es ist für die Pumparbeit des Herzens verantwortlich, da es durch rhythmische Kontraktionen das Blut in den Körper- und Lungenkreislauf pumpt.
Myokard – Anatomie
Das Myokard bildet die mittlere Schicht der Herzwand und liegt zwischen dem Endokard (der inneren Schicht des Herzens) und dem Epikard (der äußeren Schicht). Es ist besonders dick in den Herzkammern, insbesondere in der linken Kammer, da diese den gesamten Körperkreislauf mit Blut versorgen muss. Die rechte Kammer hat eine dünnere Muskelschicht, da sie nur den Lungenkreislauf versorgt.
Histologie
Das Myokard besteht aus spezialisierten Herzmuskelzellen, den Kardiomyozyten, die in einem engmaschigen Netzwerk organisiert sind. Diese Zellen sind durch Glanzstreifen verbunden, die für die elektrische und mechanische Koordination der Herzkontraktionen verantwortlich sind.
Die Herzmuskelzellen sind etwa 100 Mikrometer lang und zylindrisch geformt. Sie haben einen zentralen Zellkern, der in einem Raum frei von kontraktilen Einheiten liegt. Die Sarkomere der Herzmuskelzellen sind ähnlich wie die der Skelettmuskelfasern. Über die sogenannten Glanzstreifen (Disci intercalares) stehen benachbarte Herzmuskelzellen miteinander in Kontakt. Die Zel-Zell-Kontakte, die hier eine Rolle spielen, sind vor allem die Gap Junctions. Sie lassen Ionen von der einen Muskelzelle in die andere strömen, was eine enorme Bedeutung für die Reizweiterleitung im Herzen hat.
Troponin
Troponin ist ein essenzielles Regulationsprotein in den Herzmuskelzellen, das eine zentrale Rolle bei der Muskelkontraktion spielt. Es besteht aus drei Untereinheiten: Troponin C, Troponin I und Troponin T. Klinisch ist Troponin ein bedeutender Biomarker für Herzinfarkte, da bei einer Schädigung der Herzmuskelzellen Troponin ins Blut freigesetzt wird. Ein erhöhter Troponinwert im Blut ist daher ein wichtiger Hinweis auf eine Schädigung des Myokards, beispielsweise durch einen Herzinfarkt.
Myokard – Funktion
Das Myokard ist die Muskelschicht des Herzens und für dessen Pumpleistung verantwortlich. Durch rhythmische Kontraktionen pumpt es sauerstoffreiches Blut in den Körperkreislauf und sauerstoffarmes Blut in den Lungenkreislauf. Es gewährleistet so die kontinuierliche Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffe.
Myokard – Klinik
Beim Herzinfarkt (Myokardinfarkt) steht das Myokard, die Herzmuskelschicht, im Zentrum des Geschehens. Ein Herzinfarkt entsteht, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Myokards plötzlich unterbrochen wird, meist durch den Verschluss einer Koronararterie infolge eines Blutgerinnsels. Diese Blockade führt dazu, dass der betroffene Herzmuskelabschnitt nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Innerhalb kurzer Zeit beginnen die Zellen des Myokards in diesem Bereich abzusterben, was zu einer irreversiblen Schädigung führt. Die Ausdehnung und der Schweregrad der Schädigung hängen davon ab, welche Koronararterie betroffen ist und wie schnell die Blutzufuhr wiederhergestellt wird. Symptome wie starke Brustschmerzen, Atemnot und Übelkeit treten auf, während unbehandelte Schäden am Myokard langfristig zu einer Herzinsuffizienz oder anderen Komplikationen führen können. Eine schnelle medizinische Versorgung, wie die Wiedereröffnung der blockierten Arterie mittels Katheterintervention oder Medikamenten, ist entscheidend, um das Myokard zu retten und die Funktion des Herzens zu erhalten.
Bei einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist das Myokard, die Herzmuskelschicht, durch eine Entzündungsreaktion betroffen, die zu einer Schädigung der Herzmuskelzellen führt. Diese Entzündung wird häufig durch Virusinfektionen ausgelöst, kann aber auch durch bakterielle Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Medikamente oder Toxine verursacht werden. Die Entzündungsreaktion stört die normale Funktion des Myokards, was zu Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit, Brustschmerzen und in schweren Fällen zu Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz führen kann. Die Schwere der Schädigung reicht von leichten, selbstlimitierenden Verläufen bis hin zu schweren Fällen, die eine Herztransplantation erfordern können. Die Behandlung hängt von der Ursache ab und umfasst häufig entzündungshemmende Therapien sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Herzfunktion. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um dauerhafte Schäden am Myokard zu verhindern.
Häufige Fragen
- Wie ist das Myokard aufgebaut?
- Was ist ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und wie entsteht er?
- Was versteht man unter einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) und welche Ursachen hat sie?
Das Myokard ist die mittlere Schicht der Herzwand und besteht aus quergestreifter Herzmuskulatur, die für die Pumpfunktion des Herzens verantwortlich ist. Es befindet sich zwischen der inneren Schicht des Herzens, dem Endokard, und der äußeren Schicht, dem Epikard. Das Myokard ist die dickste Schicht der Herzwand und besteht aus spezialisierten Muskelzellen, den Kardiomyozyten, die über gap junctions miteinander verbunden sind, was eine koordinierte Kontraktion ermöglicht.
Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Myokards (Herzmuskel) plötzlich blockiert wird, was zu einer Sauerstoffunterversorgung und Schädigung oder Absterben von Herzmuskelzellen führt. Diese Blockade entsteht in der Regel durch ein Blutgerinnsel, das sich an einer verengten Arterie bildet. Die Koronarterien, die das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, können durch Arteriosklerose (Verkalkung und Ablagerung von Fetten und anderen Substanzen) verengt sein, was das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.
Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels (Myokard), die häufig durch Infektionen, aber auch durch andere Faktoren ausgelöst werden kann. Die Entzündung führt zu einer Schädigung der Herzmuskelzellen, was die Fähigkeit des Herzens beeinträchtigen kann, effizient zu pumpen. In schweren Fällen kann eine Myokarditis zu Herzinsuffizienz oder anderen Komplikationen führen.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme, 6. Auflage, 2019
- Herz, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 19.01.2025)
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