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Die Nabelschnur verbindet den Embryo beziehungsweise den Fetus mit der Plazenta der Mutter und stellt somit eine ausreichende Versorgung des Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff sicher. In diesem Artikel geht es um den Aufbau der Nabelschnur, ihre genaue Funktionsweise sowie um Komplikationen, die im Rahmen der Geburt im Zusammenhang mit der Nabelschnur auftreten können.
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Nabelschnur – Definition
Bei der Nabelschnur handelt es sich um einen Gewebeschlauch, der den Embryo beziehungsweise den Fetus mit der Plazenta im Mutterleib verbindet. In diesem Gewebeschlauch befinden sich Gefäße, die einerseits arteriell vom fetalen Blutkreislauf des Kindes zur Plazenta fließen und andererseits venös von der Plazenta zurück zum fetalen Blutkreislauf fließen.
Nabelschnur – Aufbau und Funktion
Die menschliche Nabelschnur ist bei einem reifgeborenen Kind ungefähr 50 bis 60 Zentimeter lang und besitzt einen Durchmesser von etwa 1,5 bis zwei Zentimeter. Sie besteht aus drei Gefäßen, wobei zwei Nabelarterien (Arteriae umbilicales) und eine Nabelvene (Vena umbilicalis) vorliegen. Die beiden Nabelarterien transportieren nährstoffarmes und kohlenstoffdioxidreiches Blut vom Kind zur Plazenta. Die Nabelvene transportiert hingegen nährstoffreiches und sauerstoffreiches Blut von der Plazenta zum Kind. Somit wird die ausreichende Versorgung des Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff sowie die Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus dem kindlichen Blutkreislauf sicher gestellt.
Fehlbildungen der Nabelschnur
Es kann vorkommen, dass nur eine Nabelarterie statt zwei angelegt ist. In diesem Fall spricht man von einer singulären Umbilikalarterie. Sie tritt als seltene Variante auf und erhöht das Risiko für Fehlbildungen an anderen Organen.
Des Weiteren ist ein gallertiges Bindegewebe, welches auch als Wharton-Sulze bezeichnet wird, charakteristisch für die Nabelschnur. Es ist aus feinen Kollagenen, nur wenigen Fibroblasten und großen Mengen an wasserbindenden Hyaluronen zusammengesetzt. Es sorgt für eine gewisse Flexibilität und schützt die Gefäße vor einem möglichen Abknicken, welches die Versorgung des Kindes gefährden würde.
Abnabelung nach der Geburt
Bei der Geburt wird die Nabelschnur meist abgebunden beziehungsweise abgeklemmt und anschließend durchtrennt. Der vorhandene Nabelschnurrest trocknet ein und fällt in der Regel innerhalb von drei bis zehn Tagen ab. Die Narbe, die in der Mitte des Bauches entsteht, verheilt zum Bauchnabel. Zudem kann aus der Nabelschnur Blut abgenommen werden. Aus diesem kann man Stammzellen gewinnen.
Nabelschnur – Komplikationen
Zu sogenannten Nabelschnurkomplikationen kann es sowohl bereits in der Schwangerschaft als auch während der Geburt kommen. Es kann beispielsweise zu einer Nabelschnurumschlingung, einer Nabelschnurverdrehung oder einer sogenannten Omphalozele kommen.
Nabelschnurumschlingung
Hierbei handelt es sich um eine recht häufige Komplikation, die aufgrund des Umschlingens von Körperteilen des Kindes wie Hals, Rumpf oder Extremitäten durch die Nabelschnur entsteht. Sie tritt bei ungefähr jeder fünften Geburt auf, wobei es jedoch nur bei etwa der Hälfte der Fälle zu einer Durchblutungsstörung (mit daraus resultierender Sauerstoffunterversorgung des Kindes) kommt. Als begünstigende Faktoren für diese Komplikation gelten eine besonders lange Nabelschnur sowie eine pathologische Vermehrung der Fruchtwasser-Menge.
Eine Nabelschnurumschlingung lässt sich mit dem sogenannten Doppler-Ultraschall nachweisen. Außerdem führt die Nabelschnurumschlingung während der Geburt zu veränderten Befunden in der Kardiotokographie bei der Austreibungsphase. Hierbei sollte gegebenenfalls eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um eine mögliche Sauerstoffunterversorgung des Kindes rechtzeitig erkenn zu können. Des Weiteren kann eine Nabelschnurumschlingung, die vor der Geburt bereits festgestellt wurde, in manchen Fällen ein Grund für die Durchführung eines Kaiserschnitts ein. Die weiteren Maßnahmen zur Behandlung hängen vom Zustand des Kindes ab.
Nabelschnurverdrehung
Die Nabelschnurverdrehung ist eine recht seltene Komplikation, bei der sich die Nabelschnur um ihre Längsachse verdreht. Dies bedingt eine Unterbrechung der Blutversorgung, da dadurch der Blutfluss in den Nabelarterien und der Nabelvene nicht mehr stattfinden kann. Eine vollständige Verdrehung geht daher fast immer mit dem Absterben des Fetus einher. Das Risiko für eine Nabelschnurverdrehung steigt bei einer sehr kurzen sowie sehr langen Nabelschnur und auch bei einer unzureichenden Ausbildung des gallertigen Bindegewebes (Wharton-Sulze).
Omphalozele
Unter einer Omphalozele versteht man eine Hernie der Nabelschnur, die bei Neugeborenen als Fehlbildung auftritt. Hierbei entsteht ein Bruchsack, der bei intakter Hülle Amnion, Peritoneum, Nabelgefäße, Wharton-Sulze und eventuell Anteile von intraperitonealen Organen (wie zum Beispiel Darm) enthält.
Des Weiteren geht eine Omphalozele oft mit anderen Fehlbildungen wie der Fallot-Tetralogie, dem Vorhofseptumdefekt oder einer Analatresie einher. Als Behandlung sollte die Omphalozele nach der Geburt möglichst steril abgedeckt werden. Nach der Erstversorgung des Kindes, die in der Regel das Legen eines intravenösen Zugangs sowie einer Magensonde beinhaltet, sollte es umgehend operativ versorgt werden. Hierbei wird der Bruchsack zurück in die Bauchhöhle verlagert.
Plazenta, Nabelschnur und Amnion, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 21.06.2024)