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Nägel (Ungeus) befinden sich als gewölbte, durchsichtige Platten aus Hornhaut und Keratin auf der Oberseite von Fingern und Zehen. Sie sind wie auch Haare Hautanhangsgebilde und haben für viele Menschen eine kosmetische Bedeutung.
Im folgenden Artikel geht es um die Anatomie, Funktion, das Wachstum und die Bildung der Nägel. Außerdem werden mögliche Erkrankungen dargestellt.
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Nägel – Definition
Als Nägel (Ungeus) bezeichnet man Hautanhangsgebilde an den Endgliedern von Fingern und Zehen, die eine mechanische Schutzfunktion haben. Sie liegen als gewölbte, transparente Keratinplatte den Finger- und Zehenspitzen auf.
Nägel – Anatomie
Aus anatomischer Sicht sind Nägel Bildungen von Hornhaut. Die Substanz aus der unsere Nägel bestehen, ist eine dicke Hornhautplatte, welche aus Keratin und Hornschuppen besteht. Diese Hornschuppen weisen eine dachziegelartige Anordnung auf. Die Dicke des Nagels hängt vom Alter ab. Bei Babys weisen sie eine Dicke von ca. 0,05 bis 0,1 mm auf, während bei Erwachsenen eine Dicke von etwa 0,7 bis 1 mm vorliegt.
Man unterscheidet Fingernägel (Ungues digiti manus) von Fußnägeln bzw. Zehennägeln (Ungues digiti pedis). Fuß- und Fingernägel unterscheiden sich in ihrem grundlegenden anatomischen Aufbau nicht. Zur Bezeichnung werden sie systematisch durchnummeriert: Unguis digiti manus 1 (erster Handnagel) oder Unguis digiti pedis 1 (erster Fußnagel) usw..
Nägel – Aufbau und Funktion
Der Nagel besteht im Einzelnen aus:
- Nagelplatte mit Nagelwurzel, die in der Nageltasche steckt als verdeckter Teil der Nagelplatte und Nagelkörper, der als freiliegender Teil der Nagelplatte bezeichnet wird
- Nagelwall (Vallum unguis): proximale (körpernahe) und laterale (seitliche) Einfassung des Nagels, wird auch als Paronychium bezeichnet
- Nagelfalz (Sulcus matricis unguis): Vertiefung zwischen Nagelplatte und Nagelwall auf beiden Seiten des Nagels
- Nagelmatrix (Matrix unguis) als eigentliche Zone der Nagelbildung
- Nagelbett (Lectulus unguis) als bindegewebige Verdichtungszone zum Endglied (/-knochen) des Fingers
Die Nagelplatte wird durch Keratinozyten gebildet. Keratinozyten sind spezialisierte Zellen der Epidermis, die die Hornsubstanz Keratin produzieren. Das Keratin der Nägel weist eine bessere Permeabilität für Feuchtigkeit auf als die umliegende Haut. Die Nagelsubstanz besteht alleine aus etwa 7 bis 12 Prozent Wasser.
Um die Nagelplatte herum liegt Epithelgewebe. Man unterteilt das Epithelgewebe in drei verschiedene Abschnitte:
- Hyponychium: liegt unterhalb des Nagels und dient als Verschiebeschicht
- Perionychium: liegt im Nagelpfalz auf beiden Seiten der Nagelplatte
- Eponychium: bildet das Dach der Nageltasche
Perionychium und Eponychium dichten den Nagel seitwärts und nach hinten ab. Das Hyponychium dichtet es nach unten hin ab.
Beidseitig grenzt die Nagelplatte an den Nagelwall. Innen liegt das Perionychium an. Dadurch bildet die Nagelplatte eine Rinne, den Nagelpfalz. Das Epithel, das sich palmar/plantar, also hand- oder fußinnenwärts der Nagelplatte befindet, wird als Hyponychium und im Bereich der Nagelwurzel als Nagelmatrix bezeichnet. Topographie des Nagels
Zum Schutz der Nagelwurzel wird diese durch das Nagelhäutchen (Eponychium) verschlossen, welches innerhalb der Nageltasche liegt. Die Nagelmatrix ist nach distal als konvexe, hellrosa gefärbte Struktur (Lunula) zu erkennen. Unterhalb der Nagelplatte und Hyponychium liegt eine Bindegewebeschicht, die fest mit dem Periost der Endphalanx verwachsen ist. Sie dient zur Fixierung des Nagels am Fingerknochen.
Die Nägel haben eine mechanische Schutzfunktion. Abgesehen von dieser haben sie ebenfalls eine Tastfunktion für das Endglied des Fingers. Sie ermöglichen eine Wahrnehmung des Drucks, indem sie ein Widerlager für die Fingerbeeren bilden. Außerdem dienen sie einer Krafteinwirkung, beispielsweise für Vorgänge wie das Schälen von Gemüse und Obst, Kratzen oder Aufreißen.
Zudem haben Nägel auch kosmetische Bedeutung, sei es das Lackieren oder auch Verlängern im Nagelstudio.
Nägel – Bildung und Wachstum
In der Nagelmatrix werden die Zellen, aus denen der Finger- bzw. Fußnagel besteht, gebildet. Die Nagelbildung, auch Onychisation genannt, ist eine Verhornung.
In der Matrix entsteht ständig neue Hornsubstanz, welche sich an die Nagelplatte anlagert und den Nagel langsam vorschiebt. Pro Monat wachsen Fingernägel etwa 3 mm. Fußnägel wachsen etwas weniger. Dies ist damit zu begründen, dass bei Säugetieren die Geschwindigkeit des Wachstums im Verhältnis zur Länge der Fingerendglieder steht. Deshalb ist die Wachstumsgeschwindigkeit des Fingernagels am Zeigefinger größer als die des kleinen Fingers und sie wachsen zum einen deshalb bis zu viermal schneller als Fußnägel.
Die individuelle Wachstumsgeschwindigkeit eines menschlichen Nagels ist abhängig von Alter, Ernährung, Geschlecht und auch genetischen Faktoren. Die durchschnittliche Wachstumsgeschwindigkeit eines menschlichen Nagels liegt bei 2 bis 4 mm pro Monat. Es dauert etwa sechs Monate, bis ein Fingernagel komplett nachwächst, beim Fußnagel kann es bis zu 18 Monate dauern.
Nägel – Klinik
Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen bei der es zu Farb- und auch Formveränderungen der Nägel kommen kann. Verfärbt sich der Nagel weiß, spricht man von Leukonychie. Bei einer Grünfärbung von Chloronychie, bei einer Gelbfärbung vom Yellow-Nail-Syndrom und bei einer schwarzen Nagelverfärbung spricht man von einer Melanonychie. Grund für Verfärbungen können Nikotin und Medikamente sein oder auch Verletzungen, mechanische Reize und Infektionen.
Kommt es zu Verdickungen der Nagelplatte, wird dies als Skleronychie bezeichnet.
Weit verbreitete Erkrankungen des Nagels sind der Nagelpilz (Onchomykose) und der Unguis incarnatus.
Bei der Onchomykose handelt es sich um eine den Nagel zerstörende Pilzinfektion. Bis zu 30 Prozent aller Menschen sind betroffen. Klinisch sind weißliche, graue oder gelbliche Nagelverfärbungen zu sehen und die betroffenen Nägel weisen einen bröckeligen Zerfall und Glanzlosigkeit auf. Maßnahmen sind eine lokale Therapie und Hygiene. In schweren Fällen muss zusätzlich eine spezielle Therapie gegen Pilzerkrankungen durchgeführt werden.Onchomykose
Traumata bei Nägeln führen zu Hämatomen und zu einer sogenannten Onycholyse (Nagelablösung).
Fehlen ein oder mehrere Nägel bezeichnet man dies als Anonychie. Brüchige und weiche Fingernägel stellen meist ein kosmetisches Problem dar. Dies ist auf einen Mangel an Biotin zurückzuführen, kann aber auch Folge mehrmaliger Anwendungen von Nagellack und Nagellackentferner sein.
Das Abkauen überstehender Teile der Fingernägel und der Nagelhaut ist beim Menschen oftmals ein Ausdruck von Nervosität, Stress und Verhaltensstörungen. Folgen können chronische Nagelbettentzündungen oder Nagelwuchsstörungen sein und müssen mit einer angepassten Therapie behandelt werden.Nagelkauen (Onychophagie)
Nagelpflege
Die Pflege der Fingernägel nennt man Maniküre, die der Fußnägel Pediküre. Regelmäßiges Eincremen hilft, die Haut mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Dies ist wichtig, um auch die Nagelhaut zu umsorgen. Öle können ebenfalls die Nagelpflege unterstützen. Rizinusöl kann den Nagel stärken, während Olivenöl regenerierend wirkt. Gegen Verfärbungen können Apfelessig und Zitronensaft helfen.
Beim Feilen der Nägel sollte man stets drauf achten, nicht über den Rand hinaus zu feilen. Das Feilen sollte auch nur in eine Richtung gehen. Spezielle Pflegelacke mit Nährstoffen wie Kalzium oder Kieselsäure fördern das Wachstum der Nägel, machen den Nagel fester und hellen Verfärbungen auf. Wer gerne seine Fingernägel lackiert, sollte seinen Nägeln aber auch hin und wieder Pausen geben, da die Inhaltsstoffe oft auch den Nagel belasten können.
Eine ausgewogene Ernährung spielt auch bei Fingernägeln eine große Rolle. Folgende Nährstoffe stärken die Nägel:
- Biotin
- Kalzium
- Zink
- Jod
- Eisen
- Vitamin D
- Folsäure
- Omega-3-Fettsäuren
- Aumüller G, et al. Duale Reihe Anatomie. Stuttgart: Thieme; 2014.
- Moll, Jung: Duale Reihe Dermatologie. Stuttgart: Thieme; 2016.
- Taschenlehrbuch Histologie. Lüllmann-Rauch R. et al. Hrsg. 6., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.