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Sie befindet sich zentral in der Mitte des Gesichts und besitzt viel mehr Funktionen und Eigenschaften, als man denkt: die Nase. An ihrem komplexen Aufbau sind sehr viele Strukturen beteiligt. Vor allem im Inneren trifft man auf eine erstaunliche Ansammlung von anatomischen Details. Dieser Artikel beleuchtet die Nase hinsichtlich ihrer Anatomie, Histologie und Funktion. Am Ende wird außerdem auf einige wichtige klinischen Beteiligungen eingegangen.
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Nase – Definition
Die Nase befindet sich in der Mitte des menschlichen Gesichts. Die von ihr umschlossenen Hohlräume zählen zu den oberen Atemwegen. Neben der Atmung stellt die Nase zudem ein Sinnesorgan dar, denn sie vermittelt den Geruchssinn. Von außen ist sie beim Menschen als zentrale Erhebung mit zwei Öffnungen, den Nasenlöchern, erkennbar. An dem komplexen anatomischen Aufbau sind insgesamt zwölf Schädelknochen beteiligt, die zur Struktur der Nasenwände und -muscheln beitragen.
Nase – Anatomie und Aufbau
Die Nase lässt sich grob in einen äußeren (Nasus externus) und einen inneren Teil (Nasus internus) untergliedern. Die äußere Nase stellt die Regio nasalis des Gesichts dar. Die knöcherne Grundlage bildet das Nasenskelett. Zusätzlich tragen die Nasenschleimhaut und die Nasennebenhöhlen zum Aufbau bei.
Äußere Nase
Die Nasus externus ist pyramidenförmig und besteht aus:
- Nasenpyramide
- Nasenskelett
- Nasenknorpel
- Nasenlöcher
Der knorpelige Anteil setzt sich aus mehreren Elementen zusammen und dient vor allem der Beweglichkeit (z. B. Schutz bei Stößen). Es gibt vier verschiedene Knorpel in diesem Bereich:
- Dreiecksknorpel (Cartilago nasi lateralis)
- Flügelknorpel (Cartilago alaris major)
- Sesamknorpel (Cartilago alares minores)
- Septumknorpel (Cartilago septi nasi)
Die Nasenlöcher werden wiederum nach lateral von den Nasenflügeln, nach medial vom Nasensteg begrenzt. Sie bilden den Eingang in die Nasenhöhle. Den Bereich zwischen Nasenwurzel und -spitze bezeichnet man als Nasenrücken.
Wichtige Knochen der äußeren Nase sind Os nasale, Maxilla sowie Os frontale. Die Haut über den Knochenanteilen ist eher dünn, über den Knorpel hingegen dicker (mit vielen eingelagerten Talgdrüsen).
In muskulärer Hinsicht trifft man in diesem Bereich vor allem auf Vertreter der mimischen Gesichtsmuskulatur, wie der Musculus procerus, Musculus nasalis und Musculus depressor septi nasi.
Innere Nase
Der innere Teil der Nase (Nasus internus) wird durch die Nasenscheidewand (Septum nasi), welche aus Knochen und Knorpel besteht, in zwei Hälften geteilt. In diesem Bereich befindet sich zudem die Nasenhöhle (Cavum nasi) mit entsprechend zwei symmetrischen Hälften. Jede Seite der Cavum nasi setzt sich aus einem Nasenvorhof (Vestibulum nasi) mit Haaren und einer Nasenhaupthöhle (Cavum nasi proprium) zusammen. Den Übergang dieser beiden Abschnitte bezeichnet man als Limen nasi.
Die Grenzen der Nasenhöhle zeigt die folgende Tabelle:
Lokalisation Grenzwand | Struktur |
Dach |
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Boden |
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Seitenwände |
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Septum (mediale Wand) |
|
In der Nasenhöhle selbst trifft man außerdem auf die drei Nasenmuscheln (Conchae nasales). Davon existieren eine obere, eine mittlere und eine untere. Sie verlangsamen den Luftstrom und unterteilen zudem die nasalen Atemwege in vier, rillenartige Luftwege. Daraus entstehen wiederum die Nasengänge (Meati nasi):
Nasengang | Lage | Mündungen |
Meatus nasi superior | Zwischen mittlerer und oberer Nasenmuschel |
|
Meatus nasi medius | Zwischen unterer und mittlerer Nasenmuschel |
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Meatus nasi inferior | Zwischen unterer Nasenmuschel und Boden der Nasenhöhle |
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Recessus sphenoethmoidalis | Hinter und oberhalb der oberen Muschel |
Nasennebenhöhlen
Die Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) sind Pneumatisationsräume, also sozusagen Aussackungen der Nasenhöhle. Sie ragen in die angrenzenden Schädelknochen hinein und sind mit Schleimhaut ausgekleidet. Insgesamt gibt es vier (paarige) Höhlen:
- Sinus frontalis (Stirnhöhle)
- Sinus maxillaris (Kieferhöhle)
- Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle)
- Cellulae ethmoidales (Siebbeinzellen)
Funktion der Nasennebenhöhlen
Die genaue Funktion der Nasennebenhöhlen ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Reduktion des Schädelgewichts durch die Luftfüllung sowie die Bildung eines Resonanzraumes für die Stimme.
Leitungsbahnen
Arterien, welche die Nasenhöhle versorgen, sind vor allem die Arteriae ethmoidales sowie die A. sphenopalatina. Der äußere Anteil wird von der A. nasalis lateralis und der A. dorsalis nasi durchblutet.
Der venöse Abfluss hingegen erfolgt über verschiedene Gesichtsvenen, unter anderem V. angularis und V. labialis superior.
Die sensible Innervation von Haut und Schleimhaut geschieht über die ersten beiden Äste des Nervus trigeminus (N. opthalmicus, N. maxillaris). Der Geruchssinn schließlich ist Aufgabe des Nervus olfactorius, beziehungsweise der Fila olfactoria (Riechfäden). Die sensorischen Reize werden über die Riechbahn weiter zum Gehirn geleitet.
Nase – Embryologie
Die Nase entwickelt sich aus der paarigen Nasenplakode, welche wiederum in der vierten Entwicklungswoche aus Ektoderm gebildet wird. Durch eine Proliferation von Mesoderm innerhalb der Nasenplakode entstehen Riechgrübchen und Riechsäckchen. Die Riechgrube wird von einer medialen und einer lateralen Nasenwulst begrenzt.
Die äußere Nase entsteht aus den verschmolzenen Nasenwülsten, welche überwiegend aus Material des ersten Schlundbogens und Neuralleistenmesenchym bestehen. In der sechsten Woche bilden sich außerdem die primären Nasenhöhlen. Diese sind zunächst noch durch die Membrana oropharyngealis von der Mundanlage getrennt. Reist diese Membran jedoch ein, entstehen die primären Choanen, über welche Nasen- und Mundhöhle miteinander in Verbindung stehen.
Nase – Histologie (Nasenschleimhaut)
Mit Ausnahme des Nasenvorhofs (Regio cutanea) ist das gesamte Naseninnere mit Schleimhaut (Mucosa nasi) ausgekleidet. Man unterscheidet in dieser Hinsicht zwei verschiedene Bereiche:
- Respiratorisches Flimmerepithel: Epithel der Atemwege mit charakteristischen Zielen (wellenförmige Bewegungen zum Schleimabtransport)
- Riechschleimhaut (Riechepithel): an oberer Nasenmuschel, oberer Scheidewand und Nasendach zur Wahrnehmung von Gerüchen
Die Schleimhaut zeichnet sich dadurch aus, dass sie regelmäßig an- und wieder abschwillt. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als “Nasenzyklus”. Er dauert zwei bis drei Stunden, wird über das vegetative Nervensystem gesteuert und dient wahrscheinlich der Regeneration der Schleimhaut.
Die Lamina propria weist im Bereich der Nasenhöhle ein dichtes Netz von Blutkapillaren auf. Hier mündet außerdem ein oberflächlicher Venenplexus ein, wodurch ein Schwellkörper gebildet wird (vor allem um die mittlere und untere Nasenmuschel).
Nase – Aufgaben und Funktion
Die unterschiedlichen Funktionen der Nase sind äußerst vielfältig und gehen über die (offensichtliche) Aufgabe der Geruchswahrnehmung hinaus. Sie ist neben der Sinneswahrnehmung außerdem noch an der Atmung und dem Sprechvorgang beteiligt.
Atmung
Im Rahmen der Nasenatmung wird der Luftstrom beim Durchfluss durch die Nase zum einen reguliert. Zum anderen erfolgt dabei auch eine Erwärmung, Anfeuchtung und grobe Reinigung der Atemluft. Darüber hinaus kommt es zum Niesreflex, wenn die Nasenschleimhaut durch einen Fremdpartikel gereizt wird. Durch den starken Luftstrom, gelangen Fremdkörper so wieder nach draußen.
Geruch und Geschmack
Die Riechschleimhaut ist dafür zuständig, Gerüche wahrzunehmen. Über die im Sinnesepithel befindlichen Rezeptoren werden Geruchsreize an das Gehirn geleitet. Dieser Prozess ist allerdings auch für das Schmecken wichtig. Dieser Umstand wird besonders deutlich, wenn man sich die Geschmacksreduktion bei einem starken Schnupfen betrachtet. Demnach erweitert der Geruchssinn die fünf groben Geschmacksrichtungen der Zunge.
Sprechen
Schließlich fungiert die Nase auch als Resonanzraum für die Stimme. Vor allem beim Sprechen von gewissen Konsonanten (etwa “M” oder “N”) wird diese Funktion benötigt. Eventuell sind daran auch die Nasennebenhöhlen beteiligt. Deren genaue Funktion ist jedoch nach wie vor unklar.
Nase – Klinik und Erkrankungen
Klinisch kann die Nase sowohl bei angeborenen, als auch bei erworbenen Erkrankungen eine Rolle spielen. Meist zählen die Krankheitsbilder zum Gebiet der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO).
Angeborene Krankheiten
Angeborene Erkrankungen der Nase beziehen sich häufig auf bestimmte Formanomalien. Beispielsweise kann der äußere Teil in Form einer Spitz- oder einer Sattelnase ausgeprägt sein, was Auswirkungen auf den Luftstrom durch die Nase hat. Im Inneren der Nase hingegen kann die Nasenscheidewand verkrümmt sein und so zu einer Behinderung der Nasenatmung führen. Letztlich ist ein wichtiges Krankheitsbild bei Neugeborenen die sogenannte “Choanalatresie”. Hierbei sind die Choanen noch vollständig oder teilweise geschlossen, was Atmungsprobleme (vor allem beim Trinken) und Sauerstoffmangel nach sich zieht. Durch die Mundatmung beim Schreien bessert sich bei betroffenen Babys der Zustand, was man als dann “paradoxe Zyanose” bezeichnet.
Traumatische Ereignisse
Durch ihre exponierte Lage in der Gesichtsmitte ist die Nase prädestiniert für Verletzungen. Am häufigsten ist dabei eine Nasenbeinfraktur durch stumpfe Gewalteinwirkung, beispielsweise aufgrund eines Faustschlags. Die Nasenbeinfraktur gehört zu den zentralen Mittelgesichtsfrakturen. Ein häufiger Begleitumstand in derartigen Verletzungssituationen ist Nasenbluten (Epistaxis).
Neoplastische Erkrankungen
Aufgrund der hohen Sonnenlichtexposition ist die Nase oftmals Ausgangspunkt von Hauttumoren (z. B. Plattenepithelkarzinom, Basalzellkarzinom, Rhinophym). Im Inneren sind hingegen Polypen (gutartige Schleimhautwucherungen) ein häufiges Krankheitsbild. Ein weiterer gutartige Tumor der Nasenhöhle ist das invertierte Papillom.
Infektionen
Infektionen im Nasenbereich sind sehr häufig. Der klassische Schnupfen kann entweder allergisch oder durch eine Erkältung bedingt sein. Dabei ist in der Regel die Nasenschleimhaut entzündet, was man als “Rhinitis” bezeichnet. Sind außerdem die Nasennebenhöhlen mit betroffen, spricht man von einer Rhinosinusitis. Darüber hinaus treten in diesem Gebiet auch Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen) und Furunkel (Haarbalgentzündungen) auf.
- Nase und Nasennebenhöhlen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 13.12.2023)
- Nase und Nasennebenhöhlen, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 13.12.2023)
- Entwicklung des Kopfes, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 13.12.2023)
- Muskulatur von Kopf und Hals, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 15.12.2023)