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Der Nebenhoden gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes und spielt eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit. Um welche Aufgabe es sich dabei genau handelt, wie der Nebenhoden aufgebaut ist und von welchen Erkrankungen er betroffen sein kann, ist das Thema dieses Artikels.
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Nebenhoden – Definition
Beim Nebenhoden (Latein: Epididymis) handelt es sich um ein dem Hoden aufliegendes inneres Geschlechtsorgan des Mannes, das eine Größe von ungefähr fünf Zentimeter aufweist. Er ist für die Lagerung und Reifung der vom Hoden produzierten Samenzellen zuständig.
Nebenhoden – Anatomie
Der Nebenhoden besteht größtenteils aus dem Nebenhodengang (Ductus epididymidis). Dieser ist auf engstem Raum stark gewunden und insgesamt vier bis sechs Meter lang. Er steht mit dem zugehörigen Hoden durch die sogenannten Ductuli efferentes in Verbindung und geht mit seinem anderen Ende in den Samenleiter über.
Von außen ist der Nebenhoden von einer dünnen Kapsel umgeben, die eine Fortführung der Tunica albuginea darstellt. Außerdem wird er von dem inneren Blatt der Tunica vaginalis testis, das als Epiorchium bezeichnet wird, umhüllt. Das Verbindungsgewebe zum Hoden nennt man Mesepididymis.
Der Nebenhoden lässt sich in die folgenden drei Teile untergliedern:
- Das Kopfteil (Caput epididymidis)
- Der Körper (Corpus epididymidis)
- Das Schwanzteil (Cauda epididymidis)
Blutversorgung und Innervation
Das Bindegewebe des Nebenhodens ist mit zahlreichen Blutgefäßen und Nerven ausgestattet. Die Versorgung mit arteriellem Blut wird durch die Arteria testicularis gewährleistet, während der venöse Abfluss in den Plexus pampiniformis erfolgt.
Varikozele
Bei einer Varikozele handelt es sich um eine Schwellung im Hodensack, die durch eine krankhafte Erweiterung und Verlängerung des Plexus pampiniformis entsteht. Als Ursache kann entweder ein Defekt der Venen oder einer Komprimierung dieser durch Tumore oder vergrößerte Lymphknoten vorliegen.
Die vegetative Innervation des Nebenhodens erfolgt über Nervenfasern aus den Ganglia coeliaca und dem Plexus hypogastricus inferior. Die Fasern des Sympathikus kontrollieren dabei sowohl die Kontraktion der glatten Muskulatur als auch die Durchblutung des Nebenhodens.
Embryologie
Der Nebenhoden entsteht entwicklungsgeschichtlich aus dem sogenannten Wolff-Gang (Ductus mesonephricus). Als Überbleibsel dieses Ganges lässt sich am Kopf des Nebenhodens oft ein Anhängsel, das man Appendix epididymidis nennt, finden.
Nebenhoden – Funktion
Der Nebenhoden dient der Reifung und Lagerung der vom Hoden produzierten Samenzellen (Spermien). Durch den Kontakt mit der Wand des Nebenhodens (Epithelzellen) und den von diesen sezernierten Substanzen werden die Samenzellen beweglich. Diese Beweglichkeit der Spermien stellt eine wichtige Voraussetzung für die spätere Befruchtung einer Eizelle im Eileiter der Frau dar.
Die Epithelzellen des Nebenhodens resorbieren Flüssigkeit und produzieren gleichzeitig sogenannte Glykoproteine, die sich an der Oberfläche der Spermien anreichern. Diese werden mithilfe von Muskelkontraktionen innerhalb von circa zwei Wochen durch den gesamten Nebenhodengang befördert. Dabei fungieren der Nebenhodenkopf und der Nebenhodenkörper als Ort der Reifung, während der Nebenhodenschwanz die reifen Spermien speichert.
Nebenhoden – Erkrankungen
Die mit Abstand häufigste Erkrankung des Nebenhodens ist dessen Entzündung (Epididymitis). Tumore am Nebenhoden können zwar vorkommen, sind jedoch eine absolute Seltenheit.
Nebenhodenentzündung
Die Nebenhodenentzündung, die man auch Epididymitis nennt, entsteht meist durch Erreger, die bei einem Harnwegsinfekt (also bei einer Entzündung der Harnblase oder der Harnröhre) den Urogenitaltrakt hinauf steigen und zusätzlich den Nebenhoden befallen. Weitere Ursachen können Traumata oder eine starke körperlicher Aktivität mit Überdehnung des Hodens sein.
Die Symptome einer Nebenhodenentzündung treten meist sehr schnell auf und erreichen bereits innerhalb eines Tages ihren Höhepunkt. Sie können sich zu Beginn als Bauch- oder Flankenschmerzen äußern und gehen anschließend in ein Schmerzgefühl am Hodensack über. Dieser schwillt begleitend an. Darüber hinaus können zusätzliche Symptome wie Ausfluss aus der Harnröhre, Fieber oder Schüttelfrost auftreten.
Eine Nebenhodenentzündung kann durch die Kombination aus erhöhten Entzündungsparametern im Blut, dem Nachweis von Bakterien und Eiter im Urin sowie den typischen Befunden bei einer klinischen Untersuchung diagnostiziert werden. Sie stellt einen Notfall dar, der umgehend urologisch behandelt werden sollte. Als therapeutische Maßnahmen werden eine Bettruhe, eine Hochlagerung und eine Kühlung des Hodens durchgeführt. Außerdem erfolgt die Gabe von Antibiotika (zum Beispiel Ceftriaxon, Ciprofloxacin, Doxycylin oder Azithromycin).
Die Nebenhodenentzündung kann sich in ähnlicher Art und Weise wie eine Hodentorsion äußern. Da bei dieser eine sofortige operative Freilegung des Hodens erfolgen sollte, muss sie als Differenzialdiagnose unbedingt ausgeschlossen werden.
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Innere Organe), Thieme, 5. Auflage
- Nebenhoden, Samenleiter und Samenstrang, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 23.05.2024)