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Die Nebennierenrinde, der äußere Teil der Nebennieren, ist für die Produktion lebenswichtiger Hormone verantwortlich, die eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Stoffwechsel, Immunsystem, Blutdruck und anderen wichtigen Körperfunktionen spielen. Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, die Funktion und mögliche Erkrankungen der Struktur.
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Nebennierenrinde – Definition
Die Nebennierenrinde ist die äußere Schicht der Nebennieren, die oberhalb der Nieren liegen. Sie produziert und sezerniert eine Vielzahl von Hormonen.
Nebennierenrinde – Aufbau und Anatomie
Die Nebennierenrinde umgibt das Mark und macht die Hauptmasse der Nebenniere aus. Sie besteht aus Epithelzellen, die neben Kapillaren liegen, an die sie die produzierten Stoffe abgeben können. Von außen nach innen gliedert sie sich in folgende Zonen:
- Zona glomerulosa
- Zona fasciculata
- Zona reticularis
Die Zellen der Zona glomerulosa sind klein und rundlich und produzieren Mineralcorticoide. In der Zona fasciculata werden überwiegend Glucocorticoide hergestellt. Sie ist die größte Zone der Nebennierenrinde und ihre Zellen sind radiär in Strängen um das Mark angeordnet. Zwischen den Strängen laufen kleine Kapillare, in die die Hormone abgegeben werden. Die Zellen in der Zona reticularis sind netzartig angeordnet und produzieren Vorstufen der Androgene.
Zellen, die wie die der Nebennierenrinde Steroidhormone herstellen, weisen einige ultrastrukturelle Gemeinsamkeiten auf. Sie haben häufig eine große Zahl an Lipidtropfen in ihrem Zellinneren. Außerdem haben sie ein stark ausgeprägtes glattes endoplasmatisches Retikulum, in dem Steroide produziert werden. Man findet in ihnen tubuläre Mitochondrien.
Nebennierenrinde – Funktion
Die Nebennierenrinde hat eine endokrine Funktion, das heißt sie produziert Stoffe, die sie dann direkt ins Blut abgibt, damit die Produkte andere Bereiche des Körpers erreichen. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Hormone.
Steroidhormone
Bei den Hormonen der Nebennierenrinde handelt es sich um Steroidhormone. Sie alle werden aus dem Ausgangsstoff Cholesterin hergestellt. Ihre Wirkung entfachen sie an intrazellulären Rezeptoren, da sie aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften die Zellmembran leicht überwinden können.
Mineralcorticoide
Hier wird vor allem in der Zona glomerulosa das Aldosteron als Vertreter der Mineralcorticoide produziert. Es steigert die Natrium-Rückresorption in der Niere, wodurch das Wasser im Körper bleibt und sich mehr Volumen in den Gefäßen befindet, was den Blutdruck steigert.
Bei der Blutdruckregulation ist es Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS). Um den Blutdruck zu erhöhen, schüttet die Niere Renin aus, was wiederum Angiotensinogen aus der Leber zu Angiotensin I aktiviert. Das Angiotensin converting enzyme (ACE) macht aus Angiotensin I Angiotensin II, welches letztendlich Aldosteron aktiviert.
Glucocorticoide
Der Hauptvertreter der Glucocorticoide ist das Cortisol. Es wird in der Zona fasciculata, der größten Zone, produziert und hat eine starke katabole Wirkung, das heißt es stimuliert vor allem Stoffwechselwege, die abbauen und Energie liefern sollen. Zum Beispiel fördert es die Gluconeogenese (den Aufbau von Zucker), den Abbau von Proteinen und den Abbau von Fetten. Des weiteren wirkt es als Stresshormon und kann das Immunsystem schwächen.
Die Bildung von Cortisol wird durch ACTH stimuliert, das von der Hypophyse ausgeschüttet wird. ACTH wiederum wird durch CRH des Hypothalamus vermehrt produziert.
Androgene
In der Zona reticularis werden Androgenvorstufen gebildet, die noch kaum wirksam sind. Zu den Vorstufen zählen unter anderem das DHEA und das Androstendion. Wirksamere Stufen der Androgene, zum Beispiel das Testosteron, werden beim Mann in den Leydig-Zellen des Hodens oder in der Prostata gebildet. Testosteron hat sehr vielfältige Wirkungen. Es stimuliert die Bildung von Spermien, die Bildung von Erythrozyten (rote Blutzellen) und kann agressives Verhalten auslösen.
Estrogene werden bei der Frau im Ovar oder in der Plazenta aus Testosteron synthetisiert.
Nebennierenrinde – Erkrankungen
Beim Morbus Addison kommt es zur Zerstörung der Nebennierenrinde, beispielsweise durch Autoimmunerkrankungen, das heißt das Immunsystem greift gesunde Zellen des eigenen Körpers an. Mögliche Folgen sind lebensbedrohliche Verschiebungen des Elektrolythaushalts und eine verminderte Cortisolproduktion.
Das Cushing-Syndrom äußert sich im Gegensatz zur Addison Erkrankung mit hohen Cortisolspiegeln. Verursacht werden kann die Krankheit durch eine Langzeitbehandlung mit cortisolähnlichen Medikamenten, einen Tumor der Nebennierenrinde oder einen Tumor in der Hypophyse, der vermehrt ACTH ausschüttet und damit die Cortisolproduktion stark antreibt.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Aumüller, Gerhard et al.: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Stuttgart: 5. Auflage, 2020)