Inhaltsverzeichnis
Der Oberschenkel bildet die muskelstärkste Region des Körpers und ist vor allem für intramuskuläre Impfungen bei Säuglingen sehr gut geeignet. Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und häufige Krankheitsbilder, die mit Schmerzen und Funktionsstörungen des Oberschenkels einhergehen.
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Oberschenkel – Definition
Der Oberschenkel ist der körpernahe Anteil des Beins. Er erstreckt sich vom Becken bzw. Hüftgelenk bis zum Knie. Sichtbare Grenzen zum Rumpf bilden vorne die Leistenbeuge und an der Körperrückseite die Gesäßfurche. Am distalen (vom Körperstamm entfernten) Ende schließt der Oberschenkel mit dem Übergang zum Knie ab. Dieser ist durch eine deutliche Verjüngung der Muskulatur vor allem bei muskulösen Menschen gut zu erkennen.
Aufgabe und Funktion
Der Oberschenkel verbindet den Rumpf mit dem Unterschenkel und übernimmt eine wichtige Funktion beim Stand und Gang. Er führt Blutgefäße und Nerven zu Unterschenkel und Fuß.
Oberschenkel – Knochen
Der Oberschenkel wird vom Oberschenkelknochen, dem Femur, durchzogen. Oben grenzt er an die Hüfte, bzw. das Becken und unterhalb an das Kniegelenk an.
Oberschenkel – Muskeln
Am Oberschenkel können drei Muskelgruppen unterschieden werden. Diese stehen mit der Hüfte oder dem Knie in Verbindung. Ihre Anspannung bzw. Entspannung löst daher eine Bewegung im Hüft- bzw. Kniegelenk aus. An der Oberschenkelvorderseite finden sich die Extensoren, die das Bein im Knie strecken. Zu ihnen zählen zwei Oberschenkelmuskeln, wobei der größere, vierköpfige Quadrizeps (Musculus quadriceps femoris) vor allem bei trainierten Menschen gut sichtbar ist.
Die drei Oberschenkelbeuger (Flexoren) liegen an der Oberschenkelrückseite. Zu ihnen zählt der Beinbizeps (Musculus bicipitis femoris).
Die dritte Muskelgruppe bilden die Adduktoren, die das Bein zur Mitte bzw. Gegenseite heranziehen und rotieren. Zu ihnen zählen neben der eigentlichen Adduktorengruppe (Musculus adductor longus, brevis und magnus) noch zwei weitere Muskeln.
Oberschenkel – Arterien und Venen
Durch den Oberschenkel zieht die Oberschenkelarterie (Arteria femoralis). Sie versorgt mit ihren Abgängen den vorderen, mittleren und unteren Oberschenkel und setzt sich im Knie als Poplitealarterie fort. Am Gesäß erfolgt die arterielle Blutversorgung durch Äste der inneren Beckenarterie (Arteria iliaca interna).
Am Oberschenkel existieren zwei Venensysteme, die das Blut aus dem Bein zum Rumpf zurückleiten. Unter der Haut verlaufen an der Oberschenkelinnenseite die oberflächlichen Venen, zu denen die kräftige Vena saphena magna zählt. In der Tiefe des Oberschenkels liegen die Oberschenkelvenen, Vena femoralis und Vena femoralis profunda. Venöses Blut kann über sogenannte Perforans-Venen (die am Oberschenkel Dodd-Venen heißen) vom oberflächlichen in das tiefe Venensystem fließen. Unterhalb der Leiste verbinden sich die Venensysteme an der sogenannten Crosse.
Beinvenenthrombose
Bei einer oberflächlichen Beinvenenthrombose, dem teilweisen oder vollständigen Verschluss der Vena saphena magna und ihrer Äste, muss der Abstand zwischen dem körpernahen Ende des Thrombus und der Venencrosse bestimmt werden. Ist dieser kleiner als drei Zentimeter, so wirkt sich dies wegen der erhöhten Gefahr einer Thrombusverschleppung in das tiefe Venensystem auf die Therapie aus.
Oberschenkel – Nerven
Neben kleineren Nervenästen versorgen zwei große Nervenbahnen den Oberschenkel und die übrigen Anteile der unteren Extremität. Dies sind an der Vorderseite Nervus femoralis und an der Rückseite der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus). Beide entstammen dem großen Nervengeflecht von Lendenwirbelsäule und Kreuzbeins, dem Plexus lumbosacralis.
Bei einer Nervenschädigung im Rücken, etwa durch einen Bandscheibenvorfall, kann die Verteilung der betroffenen Hautgebiete und Muskeln darauf hinweisen, welche Nervenbahnen betroffen sind.
Oberschenkel-Schmerzen – häufige Erkrankungen
Oft sind Schmerzen am Oberschenkel einem Muskelkater nach Sport oder starker Belastung zuzuschreiben. Sie können jedoch auch auf Erkrankungen hinweisen.
Entsteht lokaler Druck auf den seitlichen Hautnerv des Oberschenkels im Bereich der Leiste, so kommt es zu einem Schmerzsyndrom am seitlichen und vorderen Oberschenkel, der Meralgia paraesthetica. Häufig resultiert es aus Übergewicht und dem Tragen zu enger Hosen. Auch schwangerschaftsbedingte Gewebeschwellungen oder eine schnelle Gewichtsabnahme mit Verlust von Polsterfett können den Nerv schmerzanfällig werden lassen. Meralgia paraesthetica ist eine rein sensible Störung, Lähmungen sprechen gegen die Diagnose. Neben der Vermeidung schmerzauslösender Faktoren kommen die Einnahme von Schmerzmitteln, lokale Cortison- und Schmerzmittelinjektionen und Entlastungsoperationen zur Behandlung infrage.
Schmerzen in Kombination mit motorischen Ausfällen oder mit Ausdehnung auf den Unterschenkel sind meist Folgen einer Nervenschädigung des Plexus.
Natürlich kommen Oberschenkelschmerzen auch bei Schenkelhalsfrakturen, Zerrungen (vor allem der Adduktoren bei Fußballern) oder Prellungen vor. In diesen Fällen ist die auslösende Situation wegweisend für die Diagnose.
- Schmerzen im Oberschenkel: Mächtige Muskeln unter Spannung, https://www.liebscher-bracht.com/... (Abrufdatum: 3. März 2024)