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Im Körper gibt es zahlreiche Organe, die eine reibungslose Funktionsfähigkeit ermöglichen. Jedes Organ erfüllt dabei unterschiedliche Aufgaben und unterscheidet sich dementsprechend deutlich im Aufbau von anderen. Dieser Artikel bietet eine grundlegende Übersicht des Organsystem des Menschen und geht übersichtlich auf die jeweilige Funktion und die Anatomie von einzelnen Organen ein. Am Ende wirft er einen Blick auf die Grundlagen der Organspende.
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Organ – Definition
Ein Organ ist definiert als ein Teil des Körpers, welcher aus verschiedenen Geweben zusammengesetzt ist und eine abgegrenzte Funktionseinheit darstellt. Dabei kann das Organ eine eindeutig abgegrenzte Einheit darstellen, wie etwa die Leber oder das Herz, oder ein Zellsystem, welches über den gesamten Körper verteilt vorliegt. Ein Beispiel für letzteres ist das Blut.
Das Gewebe von Organen ist in der Regel auf eine Funktion spezialisiert. Man nennt es daher Parenchym, welches von Stroma, einem bindegewebigen Stützgewebe, umgeben ist.
Ein Organoid bezeichnet Mikrostrukturen, die einem Organ ähneln. Sie bilden sich unter geeigneten Bedingungen aus Stammzellen. Da sie kein umgebendes Stützgewebe oder Blutgefäße haben, wachsen sie maximal wenige Millimeter.Organoid
Organ – Allgemeine Entwicklung
Während der embryonalen Entwicklung entstehen die Organe im Rahmen der Organogenese. Dabei entstehen die Organe aus den einzelnen Keimblättern. Sie beginnt am Ende der Blastogenese, wo sich die Blastozyste in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Zu Beginn der Fetalentwicklung ist sie regulär abgeschlossen, womit die Organogenese zwischen der dritten und achten Schwangerschaftswoche stattfindet. Gehirn, Augen und Herz entwickeln sich dabei zuerst.
Organ – Einteilung
In der Anatomie kann man die Organe einzeln betrachten, aber auch zu Organsystemen zusammenfassen. Dabei unterscheidet man zum Beispiel die Atmungsorgane oder Sexualorgane. Im Laufe der Entwicklung der modernen Medizin wird häufig die Kritik geäußert, dass die Humanmedizin sich zu sehr auf die einzelnen Organe fokussiert und die Zusammenhänge der Systeme vernachlässigt.
Einteilung nach Lage
Nach der Lage unterscheidet man die inneren, von außen nicht sichtbaren Organen, wie das Herz oder die Lunge, von den sichtbaren äußeren Organen. Zu letzterem zählt vor allem die Haut.
Bei der Haut handelt es sich im ein Flächenorgan, welches den Organismus gegenüber der Außenwelt abgrenzt und somit vor allem eine Schutzfunktion erfüllt. Aber auch zur Wärmeregulierung, Energiereserve, Sinneswahrnehmung und beispielsweise der Vitamin-D-Synthese ist die Haut essentiell. Im klinischen Zusammenhang beschäftigt sich die Dermatologie mit der Diagnose und Therapie von Hauterkrankungen. Außerdem ist sie wichtig für die transdermale Applikation von Medikamenten, besonders von Schmerzmitteln. Diese können über die Haut aufgenommen werden.
Einteilung nach Funktion
Organsysteme kann man auch hinsichtlich ihrer Funktion unterteilen. Im Folgenden geht der Artikel auf die Grundlagen des jeweiligen Organsystems ein.
- Atmungsorgane umfassen alle Organe, welche die Atemluft aufbereiten und transportieren, sowie an dem Gasaustausch der Atemgase zwischen Umwelt und Blut beteiligt sind. Sie bilden in ihrer Gesamtheit den Respirationstrakt. Zu den oberen Atemwegen zählen die Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen, die Mundhöhle und der Rachen. Die Grenze zu den unteren Atemwegen stellt der Kehlkopf dar. Dazu zählen weiterhin die Luftröhre, Bronchien, Bronchiolen, Bronchioli terminales und respiratorii und die Alveolen. Bis zu den Bronchioli terminales spricht man von den luftleitenden Abschnitten, während in den letzten beiden Abschnitten der Gasaustausch stattfindet.
- Kreislauforgane beschreiben die Organe, welche den Blutkreislauf aufrecht erhalten. Dazu zählen anatomisch das Herz und die Blutgefäße. Funktionell unterscheidet man im kardiovaskulären System ein Hochdruck- und ein Niederdrucksystem. Die linke Herzkammer und die Arterien bilden das Hochdrucksystem, welches die ausreichende Versorgung der Organe mit Blut sicherstellt. Zum Niederdrucksystem zählt da Kapillarbett, das rechte Herz und der linke Vorhof, die Venen sowie die Gefäße des Lungenkreislaufs. In diesen Abschnitten wird das Blut zwischengespeichert, was durch die Dehnbarkeit der Gefäße möglich ist. Das erhöht die Aufnahmekapazität. Im Falle von Blutverlust kann das Niederdrucksystem das entsprechende Volumen zur Verfügung stellen, um die weitere Organdurchblutung aufrecht zu erhalten.
- Ausscheidungsorgane sind für die Modifikation und Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten zuständig. Dazu zählt die Lunge für die Abatmung, die Haut zur Abgabe mittels Schweißdrüsen oder Evaporation, die Niere für die Harnausscheidung und die Leber für den Gallenstoffwechsel. Weiterhin sezerniert der Dickdarm Stoffe in das Lumen und die Brustdrüse kann Stoffwechselprodukte über die Muttermilch abgeben. Zu dieser Gruppe zählen auch die kontraktilen Organe, welche an der Ausscheidung beteiligt sind. Dazu zählen der Enddarm und die Harnblase.
- Sexualorgane dienen der Fortpflanzung. Die Genitalien zählen damit zu den primären Geschlechtsmerkmalen. Beim Mann zählen zu den äußeren Geschlechtsorganen der Penis und das Skrotum, während der Hoden und Nebenhoden, Samenleiter, Prostata, Bläschendrüse und Bulbourethraldrüse zu den inneren Geschlechtsorganen zählt. Die Vulva ist das äußere Geschlechtsorgan der Frau. Zu den inneren zählen die Vagina, Uterus, Eileiter und Eierstöcke sowie weitere kleine Drüsen.
- Sinnesorgane können über Rezeptoren Reize aus der Umgebung oder dem Körper aufnehmen und in elektrische Impulse umwandeln. Mit diesem Signal kann der Körper arbeiten und darauf entsprechend reagieren. Das Auge dient dem Gesichtssinn, das Ohr ist für das Gleichgewicht über das Vestibularorgan und das Hören über die Cochlea zuständig. Die Nase nimmt Gerüche war, während die Zunge für den Geschmackssinn essentiell ist. Die Haut dient unter anderem dem Tastempfingen, sowie der Schmerz- und Temperaturwahrnehmung. Bei dieser Einteilung ist allerdings zu beachten, dass lediglich das Auge und das Ohr der reinen Wahrnehmung dienen. Alle anderen Organe erfüllen weitere Funktionen. Außerdem befinden sich die Rezeptorareale nicht nur auf dem sichtbaren Organ, sondern teilweise auch in der Umgebung.
- Verdauungsorgane bilden in ihrer Gesamtheit den Verdauungstrakt. Sie dienen der Aufnahme, Verkleinerung, Weitertransport und Resorption der Nahrung. Zum oberen Verdauungstrakt zählt die Mundhöhle mit Zunge, die Zähne und der Zahnhalteapparat, die Oropharynx, die Speicheldrüsen, Speiseröhre und der Magen. Der untere Verdauungstrakt setzt sich aus dem Dünndarm, Pankreas, Leber und Gallenblase, sowie dem Dickdarm und Anus zusammen. In der embryologischen Darmentwicklung unterscheidet man zwischen Kopfdarm und Rumpfdarm, wobei sich letzterer noch in Mitteldarm und Hinterdarm unterteilt.
- Bewegungsorgane sichern die Körpergestalt und -haltung und ermöglichen die Fortbewegung und Bewegung im Allgemeinen des Körpers. Gemeinsam mit dem passiven Bewegungsapparat, dem Stützapparat, bildet der aktive Apparat eine Einheit. Der aktive Teil dient vorwiegend der Bewegung. Er besteht aus der Skelettmuskulatur und anhängenden Organen wie den Faszien, Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Der passive Apparat dient der Stützung und Formgebung und umfasst das Skelett mit seinen Anteilen. Dazu zählen Knochen, Knorpel, Gelenke, Bandscheiben und Bänder.
Organ – Organspende
Organe können zur Transplantation zur Verfügung gestellt werden. Meist erfolgt der Vorgang nach dem ärztlich festgestellten Hirntod, eine Lebendspende ist aber auch möglich. Postmortal können folgende Organe gespendet werden:
- Herz
- Lunge
- Leber
- Niere
- Dünndarm
- Pankreas
Voraussetzung dieser postmortalen Spende ist eine intensivmedizinische Versorgung nach festgestelltem Hirntod. Dabei wird der Kreislauf und die Lungenfunktion bis zur Entnahme der Organe aufrecht erhalten. Heutzutage ist ebenfalls die postmortale Gewebespende möglich. Sie können kurz nach dem biologischen Tod entnommen, aufbereitet und teilweise jahrelang aufbewahrt werden. Dazu zählen folgende Gewebestrukturen:
- Blutgefäße
- Haut
- Herzklappen
- Hornhaut der Augen
- Gehörknöchelchen
- Knochengewebe und Knorpelgewebe
- Sehnen
- Teile der Hirnhaut
Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Lebendspende von paarigen Organen oder solchen mit hoher Regenerationsfähigkeit möglich. Eine Lebendspende ist ausschließlich freiwillig durchführbar. Sie ist möglich für eine Niere, Teile der Leber oder ein Teil der Lunge.
Ablauf der postmortalen Organspende
Die Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) koordiniert seit 2000 alle in Deutschland stattfindenden Organspenden. Sie ist an Eurotransplant angeschlossen und gibt die verbindlichen Leitlinien heraus.
Bei einem Patienten mit Verdacht auf Hirntod muss dieser an die DSO gemeldet werden, auch wenn die Zustimmung zur Organspende zu Lebzeiten fehlt oder unklar ist. Nach der Meldung erfolgt eine standardisierte Hirntoddiagnostik. Nach Feststellung des Hirntods beginnt man mit der organprotektiven intensivmedizinischen Betreuung. Anschließend erfolgt ein Aufklärungsgespräch mit den Angehörigen, welche sich im Sinne des Verstorbenen für oder gegen eine Spende entscheiden sollen. Das Gespräch findet auch bei schriftlicher Zustimmung des Verstorbenen statt.
Liegt anschließend eine Zustimmung vor, übermittelt die DSO die Daten und den HLA-Status an Eurotransplant. Die Organe werden dann entsprechend nach Kriterien einem Empfänger zugeordnet. Es folgt die Organentnahme durch zertifizierte Entnahmeteams und der anschließende Transport.
Nach Vollziehen des Ablaufs erfolgt die Behandlung des Spenders wie ein regulärer Toter.
- Aumüller G et.al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage
- Organspende, https://www.organspende-info.de/... , (Abrufdatum: 14.10.2024)