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Der Orgasmus ist ein zentraler Bestandteil menschlicher Sexualität. Als Höhepunkt sexueller Erregung wird er von vielen Menschen als intensiv und befriedigend erlebt. Der Orgasmus hat nicht nur körperliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch das emotionale Wohlbefinden. Trotz seiner universellen Bedeutung gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Wahrnehmungen, die von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren geprägt sind. Dieser Artikel soll vor allem einen Blick auf die Physiologie und den Ablauf werfen.
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Orgasmus – Definition
Ein Orgasmus ist der Höhepunkt sexueller Erregung, bei dem eine intensive körperliche und emotionale Reaktion auftritt. Es ist durch rhythmische Muskelkontraktionen, insbesondere im Genitalbereich, begleitet und wird oft mit einem Gefühl der Befriedigung, Lust und Entspannung verbunden.
Orgasmus – Physiologie und Ablauf
Der Orgasmus wird durch eine Kombination aus sexueller Erregung, hormonellen Veränderungen und nervlichen Signalen ausgelöst, die zu intensiven körperlichen und emotionalen Erlebnissen führen. Die Orgasmusphase unterscheidet sich bei Frau und Mann, weshalb sie im folgenden getrennt betrachtet werden. Dennoch ist der grobe neurophysiologische Ablauf ähnlich.
Bei der Frau
Durch anhaltende Reizung werden die Nervenfasern in höheren Frequenzen erregt und diese Signale werden zum Ejakulationszentrum im lumbalen Rückenmark weitergeleitet. Diese Weiterleitung erfolgt zunächst über sensorische Nervenfasern ins Erektionszentrum, das sich im sakralen Rückenmarks befindet. Von hier aus ziehen afferente Rückenmarksfasern in das lumbale Ejakulationszentrum.
Über efferente sympathische Fasern werden vom Ejakulationszentrum (oder auch: Orgasmuszentrum) aus Kontraktionen der unteren Scheidenwand veranlasst. Während des Orgasmus kommt es reflektorisch zur Freisetzung von Oxytocin. Dadurch richtet sich vermutlich der Uterus auf, um Platz für die Aufnahme des Ejakulats zu schaffen.
Zusätzlich werden aus dem Orgasmuszentrum auch Signale in höhere Zentren des Großhirns geleitet. Normalerweise ist im Anschluss das erneute Auslösen einer Erektion und des Orgasmus nicht gehemmt – im Gegensatz zum Mann.
Beim Mann
Auch beim Mann sorgt die zunehmende Reizung der Schwellkörper, vor allem der Glans penis, für stärkere Aktivierungen des Ejakulationszentrums. Auch von hier aus ziehen sympathische Nervenfasen weg und verursachen Kontraktionen im Nebenhoden, Samenleiter, der Prostata und den Bläschendrüsen. Diese Kontraktionen der glatten Muskulatur sorgen für den Transport des Ejakulats in die Harnröhre. Durch rhythmische Kontraktionen des Beckenbodens wird zuletzt die Ejakulation ausgelöst.
Verhinderung der retrograden Ejakulation
Während der Ejakulation kontrahiert der Musculus sphincter urethrae internus, um eine retrograde Ejakulation in die Harnblase zu vermeiden.
Diese sympathische Erregung bei der Ejakulation spiegelt sich auch in verscheidenen vegetativen Begleitreaktionen wieder. Zu diesen gehören unter anderem eine erhöhte Schweißsekretion, eine erhöhte Herzfrequenz sowie die Dilatation der Pupille.
Normalerweise ist anschließend das erneute Auslösen einer Erektion und Ejakulation für eine gewisse Zeit gehemmt.
Rolle des Oxytocins
Oxytocin spielt eine wesentliche Rolle im sexuellen Erleben und steht in engem Zusammenhang mit dem Orgasmus. Es wird im Hypothalamus produziert und von der Hypophyse ausgeschüttet, wobei sein Spiegel während des Orgasmus stark ansteigt. Dies hat mehrere Effekte auf den Körper und das emotionale Erleben. Einerseits fördert Oxytocin die rhythmischen Muskelkontraktionen in den Geschlechtsorganen, die den Höhepunkt des Orgasmus begleiten, und unterstützt bei Männern zusätzlich die Ejakulation. Andererseits verstärkt es das Gefühl der emotionalen Nähe zum Sexualpartner. Nach dem Orgasmus trägt Oxytocin zur Entspannung und Zufriedenheit bei.
Orgasmus – Funktoinsstörungen
Störungen der Orgasmusphase zählen zu den sexuellen Funktionsstörungen und betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Sie äußern sich durch eine verzögerte, unvollständige oder ausbleibende orgasmische Reaktion trotz ausreichender sexueller Stimulation. Während Männer häufig unter vorzeitiger Ejakulation (Ejaculatio praecox), verzögerter Ejakulation (Ejaculatio retardata) oder dem vollständigen Ausbleiben der Ejakulation (Ejaculatio deficiens) leiden, zeigt sich die Störung bei Frauen meist als Anorgasmie, also das Unvermögen, einen Orgasmus zu erreichen.
Die Ursachen solcher Störungen sind vielfältig und können sowohl psychischer als auch organischer Natur sein. Psychische Faktoren wie Stress, Angststörungen, Depressionen oder Partnerschaftsprobleme spielen eine große Rolle. Darüber hinaus können soziale und kulturelle Einflüsse sowie traumatische Erlebnisse eine Orgasmusstörung begünstigen. Auf körperlicher Ebene können hormonelle Störungen, Nervenschädigungen oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente eine Rolle spielen. Eine psychogene Ursache ist insbesondere dann wahrscheinlich, wenn die Funktionsstörung je nach Situation unterschiedlich ausgeprägt ist oder unter bestimmten Bedingungen sogar ausbleibt.
Häufige Fragen
- Was ist ein Orgasmus?
- Warum kommt es manchmal zu keinem Orgasmus?
- Sind Männer und Frauen unterschiedlich im Orgasmus?
Ein Orgasmus ist der Höhepunkt sexueller Erregung. Er ist eine intensive körperliche und emotionale Reaktion, die mit starken, lustvollen Empfindungen verbunden ist. Während eines Orgasmus kommt es zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen, besonders im Beckenbereich, sowie zu einem starken Glücksgefühl, das durch die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin und Endorphinen ausgelöst wird.
Ein fehlender Orgasmus kann körperliche, psychische oder zwischenmenschliche Ursachen haben. Körperlich können Hormonstörungen, Durchblutungsprobleme, Medikamente oder Alkohol eine Rolle spielen. Psychisch sind Stress, Leistungsdruck oder negative Erfahrungen häufige Gründe. Auch mangelnde Stimulation oder Unsicherheiten in der Partnerschaft können es erschweren, den Höhepunkt zu erreichen.
Ja, Männer und Frauen erleben Orgasmen unterschiedlich. Männer haben meist kürzere Orgasmen und brauchen eine Erholungsphase, während Frauen längere und oft mehrere hintereinander haben können. Männer kommen oft schneller durch direkte Stimulation, während Frauen meist eine Kombination aus klitoraler, vaginaler und mentaler Erregung benötigen.
- Silbernagel et. al.: Physiologie, Thieme, 9. Auflage, 2019
- Sexualität, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 07.03.2025)