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Osteoblasten spielen eine entscheidende Rolle im menschlichen Körper, insbesondere im Hinblick auf die Knochengesundheit und -regeneration. Ihre Aktivität ist nicht nur für das Wachstum und die Entwicklung von Knochen während der Kindheit und Jugend von Bedeutung, sondern auch für die kontinuierliche Erneuerung und Reparatur von Knochen im Erwachsenenalter. In diesem Artikel werden die Funktionen, der Lebenszyklus und die Bedeutung der Osteoblasten beschrieben sowie ihre Rolle bei verschiedenen Knochenerkrankungen und therapeutischen Ansätzen beleuchtet.
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Osteoblasten – Definition
Osteoblasten sind spezialisierte Zellen, die für die Bildung und den Aufbau von Knochengewebe verantwortlich sind. Sie spielen eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel und -wachstum, indem sie die Knochenmatrix produzieren und mineralisieren.
Osteoblasten – Aufbau
Osteoblasten liegen auf der Oberfläche der Knochenmatrix in einer Art und Weise, die der Anordnung von Epithelgewebe ähnelt. Sie haben ein würfelförmiges Aussehen und haben aufgrund ihrer hohen Sezernierungsrate viel raues endoplasmatisches Retikulum und vermehrt freie Ribosomen sowie einen ausgeprägten Golgi-Apparat.
Über Gap Junctions stehen sie sowohl miteinander, als auch mit den Osteozyten in Verbindung und treten häufiger an Oberflächen des Knochengewebes und am Periost (Knochenhaut) sowie Endost auf. Außerdem stammen sie von Osteoprogenitorzellen ab, die wiederum aus den mesenchymalen Stammzellen hervorgehen.
Osteoblasten – Funktion
Osteoblasten sind in erster Linie für die Produktion der Knochenmatrix zuständig, in der vor allem das Kollagen Typ I von großer Bedeutung ist. Sie übernehmen aber noch andere regulatorische Aufgaben wie die Kontrolle über den Abbau der Knochensubstanz.
Knochenaufbau
Von dem Zellleib der Osteoblasten schnüren sich sogenannte Matrixvesikel ab, an denen sich unter anderem ein Enzym namens alkalische Phosphatase befindet. Die Vesikel werden in die Knochenmatrix geschleust und hier können die Phosphatasen mit ihrer Arbeit beginnen. Sie sitzen überwiegend an der Außenseite dieser Vesikel und sorgen für eine Ansammlung an Phosphaten, die sie aus der Spaltung organischer Pyrophosphate gewinnen, im Innenraum der kleinen Membranbläschen. Es bilden sich allmählich zusammen mit Calcium-Ionen Hydroxylapatit-Kristalle bis die Vesikel sozusagen platzen und sich die Minerale in der Matrix anlegen können. So mineralisiert der Knochen mit der Zeit und es bildet sich die Knochensubstanz, die Osteoid genannt wird.
Verschiedene Wachstumsfaktoren wie insuline-like growth factor 1 (IGF 1), dessen Bildung durch das Wachstumshormon (GH) gefördert wird, stimulieren die Differenzierung von Vorläuferzellen zu Osteoblasten und somit das Knochenwachstum.
Regulation des Knochenabbaus
Parathormon wird in den Nebenschilddrüsen gebildet und kann unter anderem an speziellen Rezeptoren von Osteoblasten binden. Nach dieser Aktivierung schütten sie Signalmoleküle aus, die die Osteoklasten aktivieren und somit den Knochenabbau anregen.
Aktives Vitamin D (Calcitriol) fördert in ihnen die Herstellung eines “macrophage colony-stimulating factors” (M-CSF), der die Entwickulung von Osteoklasten aus Vorläuferzellen anregt. Zusätzlich regt Vitamin D die Expression des RANK-Liganden (kurz: RANKL) an, der wiederum an den RANK-Rezeptor auf der Osteoklasten-Oberfläche binden kann, und diese dann aktiviert. Allerdings kann der Stoff Osteoprotegerin diese Bindung verhindern und somit dem Knochenabbau regulatorisch entgegenwirken.
Osteozyten
Nachdem die Osteoblasten ihre Funktion des Knochenbaus beendet haben, werden viele von ihnen in den programmierten Zelltod (Apoptose) geschickt, andere differenzieren jedoch zu weniger aktiven Osteozyten. Sie werden in der Knochensubstanz eingemauert und bilden lange Ausläufer aus, mit denen sie über Gap Junctions untereinander und mit anderen Zellen des Knochengewebes verbunden sind.
Osteozyten können mechanische Reize, die auf den Knochen wirken, wahrnehmen und daraufhin den Knochenstoffwechsel beeinflussen. So wird von ihnen Sclerostin ausgeschüttet, das die Knochenbildung hemmt, solange wenige Reize auf den Knochen einwirken.
FGF23
Fibroblast growth factor (FGF23) ist ein weiteres Protein, das von Osteozyten produziert und ausgeschüttet wird. Es erhöht die Phoshat-Ausscheidung über die Niere und reguliert somit den Mineralhaushalt, der den Osteoblasten zur Verfügung steht.
Osteoblasten – Klinik
Erhöhte Serumspiegel an alkalischer Phosphatase sprechen unter anderem für eine hohe Osteoblastenaktivität, die zum Beispiel bei einem Osteosarkom, einem bösartigen Knochentumor, so vorliegen kann. Niedrige Werte an alkalischer Phosphatase können beispielsweise bei einem Mangel an Phosphat auftreten.
Mit fortschreitendem Alter nimmt der Knochenbau stetig ab. Das liegt mitunter an hormonellen Faktoren, die mit dem Alter zunehmend zu Problemen führen können. So sinkt die körpereigene Vitamin-D-Produktion und Frauen produzieren nach der Menopause weniger Östrogene, die den Knochenaufbau positiv beeinflussen können. Knochen werden also fragiler, was zum erhöhten Risiko für knöcherne Frakturen führt.
Häufige Fragen
- Was machen Osteoblasten?
- Was fördert Osteoblasten?
- Wann sind Osteoblasten aktiv?
- Was ist der Unterschied zwischen Osteoblasten, Osteoklasten und Osteozyten?
Osteoblasten sind spezialisierte Zellen, die für die Bildung neuer Knochensubstanz verantwortlich sind. Sie synthetisieren und sekretieren die organischen Bestandteile der Knochenmatrix und regulieren die Mineralisierung dieser Matrix durch die Ablagerung von Kalziumphosphat. Dies führt zur Bildung von Hydroxylapatit, dem Hauptmineral, das dem Knochen seine Härte verleiht.
Hormone wie Parathormon und Vitamin D spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Osteoblastenaktivität.
Wachstumsfaktoren wie Insulinähnlicher Wachstumsfaktor (IGF), Knochenmorphogenetische Proteine (BMPs) und Transforming Growth Factor-beta (TGF-β) sind ebenfalls entscheidend für die Förderung der Osteoblastenproliferation und -differenzierung.
Physische Belastung durch regelmäßige Bewegung und mechanische Stimulation ist ein weiterer wichtiger Faktor. Belastung und Druck auf die Knochen fördern die Aktivität der Osteoblasten und unterstützen die Knochenbildung.
Osteoblasten sind besonders aktiv in Phasen des Knochenwachstums, der Knochenneubildung und der Heilung nach Frakturen. Während des Kindes- und Jugendalters, wenn das Skelettsystem wächst und sich entwickelt, sind Osteoblasten stark aktiv, um neue Knochensubstanz zu bilden und das Längenwachstum der Knochen zu unterstützen. Bei Erwachsenen bleiben Osteoblasten im Rahmen des kontinuierlichen Knochenumbaus aktiv. Dieser Prozess ersetzt alte oder beschädigte Knochenzellen durch neue und ermöglicht die Anpassung an mechanische Belastungen sowie die Reparatur kleiner Schäden. Nach einer Knochenfraktur werden Osteoblasten aktiviert, um die Heilung zu unterstützen.
Osteoblasten sind für die Bildung neuer Knochensubstanz verantwortlich. Osteoklasten hingegen sind für den Abbau von Knochengewebe zuständig. Osteozyten sind ehemalige Osteoblasten, die in die mineralisierte Knochenmatrix eingebettet sind. Sie fungieren als mechanosensorische Zellen und sind wichtig für die Regulation des Knochenstoffwechsels.
- Welsch, Ulrich: Histologie, Sobotta (München: 4.Auflage, 2014)
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