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Die Pachymeninx ist die äußere Hirnhaut und bildet eine robuste Schutzschicht um Gehirn und Rückenmark. Sie umhüllt das zentrale Nervensystem und stabilisiert die empfindlichen Nervengewebe. Neben ihrer mechanischen Schutzfunktion enthält sie wichtige venöse Blutleiter, die das Blut aus dem Gehirn ableiten. Aufgrund ihrer engen Verbindung zu Blutgefäßen und knöchernen Strukturen ist sie bei bestimmten Erkrankungen wie Blutungen, Entzündungen oder Tumoren klinisch relevant. Die Anatomie und klinische Bedeutung der Pachymeninx sind Thema dieses Artikels.
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Pachymeninx – Definition
Die Pachymeninx ist die äußere, harte Hirnhaut und umfasst die Dura mater cranialis und spinalis, während der Begriff der „Dura mater“ oft nur auf die Gehirndura bezogen wird. Sie gehört zu den Hirnhäuten (Meningen) und umschließt gemeinsam mit der Leptomeninx (Arachnoidea und Pia mater) das zentrale Nervensystem. Neben ihrer Schutzfunktion ist sie an der Liquorzirkulation beteiligt. Im Gegensatz zur weichen Hirnhaut ist die Pachymeninx eine dichte, kollagenreiche Bindegewebsschicht, die das Gehirn und Rückenmark mechanisch stabilisiert und vor äußeren Einflüssen schützt. Zudem enthält sie die Sinus durae matris, ein venöses Drainagesystem, das für den Abfluss des Blutes aus dem Gehirn sorgt.
Pachymeninx – Anatomie
Die Pachymeninx besteht aus zwei funktionell unterschiedlichen Lagen: einer äußeren, dem Schädelknochen und einer inneren, dem Gehirn anliegenden Schicht.
Embryologisch entwickelt sich die Pachymeninx aus mesodermalen Anteilen der Meninx primitiva, die sich etwa in der sechsten Woche der Embryonalentwicklung differenziert. Dabei handelt es sich um eine Verdichtung des Mesenchyms.
Schichten der Dura mater und Sinus
Die äußere Schicht, das Stratum periostale, ist fest mit der Schädelinnenseite verwachsen und übernimmt gleichzeitig die Funktion des Periosts (Knochenhaut). Die innere Schicht, das Stratum meningeale, liegt dem Gehirn direkt auf und bildet durch Einstülpungen mehrere bindegewebige Trennwände, sogenannte Durasepten. Diese stabilisieren das Gehirn, indem sie die einzelnen Gehirnbereiche voneinander abgrenzen. Die größte dieser Strukturen ist die Falx cerebri, die die beiden Großhirnhemisphären voneinander trennt. Das Tentorium cerebelli bildet eine feste Barriere zwischen Großhirn und Kleinhirn, während die Falx cerebelli die beiden Kleinhirnhälften separiert. Eine weitere Struktur, das Diaphragma sellae, bedeckt die Hypophyse und schützt sie vor Druckbelastungen.
Zwischen den beiden Schichten der Dura mater verlaufen die Sinus durae matris. Dazu gehören unter anderem der Sinus sagittalis superior, der entlang der Falx cerebri verläuft, sowie der Sinus transversus und der Sinus sigmoideus, die den venösen Abfluss in die Vena jugularis interna leiten. Diese Sinus besitzen keine Venenklappen, wodurch der Blutfluss erleichtert wird. Über Emissarvenen bestehen Verbindungen zum extrakraniellen Venensystem.
Im Rückenmark liegt die Pachymeninx als eigenständige, nicht mit dem Knochen verwachsene Struktur vor. Dadurch entsteht ein mit Fettgewebe und Venenplexus ausgefüllter Epiduralraum, der eine polsternde Schutzfunktion für das Rückenmark übernimmt. Die Dura mater umgibt das Rückenmark als schlauchförmige Hülle und endet in Höhe des zweiten Sakralwirbels (S2), wo sie mit dem Filum terminale externum verwachsen ist.
Subduralraum und Epiduralraum
Der Subduralraum liegt zwischen der inneren Schicht der Dura mater (Stratum meningeale) und der Arachnoidea mater. Unter physiologischen Bedingungen ist dieser Raum potentiell, das heißt, er ist normalerweise nicht sichtbar, kann sich aber bei Blutungen oder pathologischen Prozessen erweitern. Besonders bei Traumata oder Gefäßrissen kann es zur Ansammlung von Blut kommen, was als Subduralblutung bezeichnet wird.
Der Epiduralraum befindet sich zwischen der äußeren Schicht der Dura mater (Stratum periostale) und dem Schädelknochen bzw. dem Periost der Wirbelsäule. Während der Epiduralraum im Schädel fast vollständig potentiell ist, existiert er im Wirbelkanal als echter Raum, der mit Fettgewebe und venösen Geflechtstrukturen gefüllt ist. Dieser Raum spielt eine wichtige Rolle bei der Polsterung des Rückenmarks und dient als Injektionsort für epidurale Anästhesien.
Pachymeninx – Klinik
Klinisch bedeutsam sind im Zusammenhang mit den harten Hirnhäuten vor allem die Blutungen, wobei man zwischen einer Epiduralblutung und einer Subduralblutung unterscheidet.
Eine Epiduralblutung entsteht durch eine arterielle Blutung zwischen der Dura mater und dem Schädelknochen, meist nach einem Schädel-Hirn-Trauma. Besonders häufig ist der Riss der Arteria meningea media, die an der Innenseite des Schädels verläuft. Charakteristisch ist das freie Intervall, bei dem Betroffene zunächst symptomfrei bleiben, bevor sich plötzlich Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen und neurologische Ausfälle entwickeln. Im CT (Computertomographie) zeigt sich typischerweise eine linsenförmige Blutansammlung. Eine schnelle chirurgische Entlastung ist oft erforderlich, da die Blutung das Gehirn verdrängen kann.
Eine Subduralblutung entsteht hingegen durch den Riss von Brückenvenen, die zwischen Dura mater und Arachnoidea verlaufen. Sie tritt häufig nach stumpfen Kopfverletzungen auf, insbesondere bei älteren Menschen oder Patienten mit Gerinnungsstörungen. Anders als die Epiduralblutung entwickelt sie sich meist schleichend über Stunden bis Tage. Betroffene leiden unter Kopfschmerzen, Verwirrtheit und neurologischen Defiziten, die langsam zunehmen. Im CT ist eine sichelförmige Blutansammlung erkennbar.
Pachymeninx und Migräne
Die Dura mater enthält viele peptiderge Axone. Diese stehen mit diversen Kopfschmerzformen, wie etwa die Migräne, in Zusammenhang. Peptiderg bedeutet, dass die Axone auf Neuropeptide reagieren, in diesem Fall besonders auf CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) und Substanz P (P für Pain, engl. für Schmerz).
Meningiome
Ein Meningeom ist ein gutartiger Tumor, der aus den Zellen der Arachnoidea hervorgeht und in die Dura mater infiltrieren kann. Diese Tumoren wachsen langsam und bleiben oft lange unbemerkt. Je nach Lage können sie jedoch Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder neurologische Defizite verursachen. Im MRT sind sie meist als gut abgegrenzte, intensiv kontrastverstärkende Raumforderungen sichtbar. Kleine Meningeome können beobachtet, größere oder symptomatische Tumoren müssen operativ entfernt werden.
Idiopathische hypertrophe Pachymeningitis (IHP)
Die IHP ist eine seltene, entzündliche Erkrankung der Dura mater, die zu Verdickung, Fibrosierung und gelegentlich granulomatösen Veränderungen führt. Die Ursache ist bisher unbekannt, weshalb die Diagnose über Ausschluss anderer Verursacher erfolgt. Dazu könnten Infektionen oder Autoimmunerkrankungen zählen.
Die Erkrankung führt zu Kopfschmerzen, Ausfällen von Hirnnerven und zunehmend neurologischen Defiziten, etwa Paresen oder Sensibilitätsstörungen. Die Diagnose erfolgt mittels MRT mit Kontrastmittel, Biopsie und einer Liquordiagnostik. Die Therapie umfasst oft Glukokortikoide, meist Prednisolon. Sprechen Patienten auf diese Behandlung nicht an, erfolgt eine Behandlung mit Immunsuppressiva wie Methotrexat, Azathioprin oder Rituximab.
- Aust G et. al., Duale Reihe Anatomie (Thieme, 6. Auflage, 2024)
- Meningiom, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 18.03.2025)
- Meninge, Liquorräume und Blut-Hirn-Schranke, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 18.03.2025)