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Bei der Pleura (auch als Brustfell bezeichnet) handelt es sich um eine dünne Haut in der Brusthöhle, die diese von innen auskleidet und zudem die Lungen bedeckt. Sie bildet die Pleurahöhle und ermöglicht durch ihre Anatomie eine effektive und reibungslose Atmung. Wie genau die Pleura aufgebaut ist, welche Funktionen sie übernimmt und von welchen Erkrankungen sie betroffen sein kann, wird in diesem Artikel näher beschrieben.
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Pleura – Definition
Die Pleura ist eine zweiblättrige Mesothelschicht und gehört zu den serösen Häuten. Sie bildet die Pleurahöhle und kleidet die Brusthöhle von innen aus. Außerdem überzieht sie die Lunge und spielt eine wichtige Rolle bei der Atemmechanik.
Pleura – Anatomie
Sie besteht aus den folgenden beiden Blättern und einem dazwischen liegenden Spalt:
- Pleura visceralis (Lungenfell): Hierbei handelt es sich um das innere Blatt der Pleura. Es umgibt die beiden Lungenflügel und geht im Bereich des Lungenhilus in das äußere Blatt über.
- Pleura parietalis (Rippenfell): Sie bildet das äußere Blatt der Pleura und kleidet sowohl die Thoraxwand als auch den oberen Teil des Zwerchfells von innen aus.
- Pleuraspalt (Cavitas pleuralis): Er befindet sich zwischen den beiden Pleurablättern und beinhaltet wenige Milliliter einer serösen Flüssigkeit, die Pleuraflüssigkeit genannt wird.
Das äußere Blatt (Pleura parietalis) kann zudem je nach Körperteil, welches es bedeckt, weiter unterteilt werden:
- die Pleura diaphragmatica, die das Zwerchfell bedeckt
- die Pleura mediastinalis, welche das Mediastinum umgibt
- die Pleura costalis, die die Rippen bedeckt
Des Weiteren bildet die Pleura taschenförmige Aussackungen, sogenannte Recessus, die als Reservefalten bei der Einatmung eine Ausdehnung der Lunge ermöglichen. Insgesamt gibt es vier Recessus, wobei es sich um den Recessus costodiaphragmaticus, den Recessus costomediastinalis, den Recessus phrenicomediastinalis und den Recessus vertebromediastinalis handelt. Der Teil der Pleura, der über die erste Rippe hinausragt, heißt Pleurakuppel.
Gefäßversorgung und Innervation
Das innere Blatt der Pleura wird von Ästen der Aorta thoracica, den Rami bronchiales, versorgt. Die Arteriae intercostales und die Arteria pericardiacophrenica gewährleisten die Versorgung des äußeren Pleurablatts. Die Pleura mediastinalis und die Pleura diaphragmatica werden durch den Nervus phrenicus innerviert, während die Pleura costalis über die Interkostalnerven versorgt wird.
Mikroskopische Anatomie der Pleura
Die Pleura besteht aus einer Tunica serosa und einer Tela subserosa, wobei die Tunica serosa nochmals aus folgenden zwei Schichten aufgebaut ist:
- Lamina epithelialis: Sie setzt sich aus platten Mesothelzellen zusammen, welche die Pleuraflüssigkeit bilden.
- Lamina propria: In ihr befinden sich viele Blutgefäße, Lymphgefäße und elastische Fasern, die die Ausdehnung der Pleura während der Einatmung ermöglichen.
Pleura – Funktion
Die Pleura spielt eine wichtige Rolle für die Atembewegungen der Lunge. Die glatte Oberfläche der Pleura und die Pleuraflüssigkeit, die sich zwischen den beiden Blättern befindet, minimieren die Reibung zwischen den Schichten und erleichtern somit das Gleiten der Lunge an der Brustwand während der Atembewegung. Außerdem herrscht im Pleuraspalt ein leichter Unterdruck, der dafür sorgt, dass die Lungen an der Brustwand haften und beim Einatmen der aktiven Ausdehnung der Brustwandmuskeln und dem Zwerchfell folgen. Die Pleura bietet der Lunge zudem Schutz vor mechanischen Einflüssen.
Pleura – Erkrankungen
Wenn Luft in den Pleuraspalt hineinströmt und der Unterdruck dadurch aufgehoben wird, bleibt die Lunge während der Atembewegungen nicht mehr am Brustkorb haften und fällt in sich zusammen. Dieses Phänomen wird als Pneumothorax bezeichnet und stellt eine der häufigsten Erkrankungen im Zusammenhang mit der Pleura dar. Des Weiteren kann sich die Pleura auch entzünden (Pleuritis) oder von Krebserkrankungen betroffen sein (Pleuramesotheliom).
Pneumothorax
Einem Pneumothorax können vielfältige Ursachen wie Traumata durch Stichverletzungen, Schussverletzungen oder Rippenfrakturen zugrunde liegen. Auch ärztliche Eingriffe wie das fehlerhafte Legen von Kathetern oder andere Erkrankungen wie Asthma bronchiale, ein Lungenkarzinom oder ein Lungenemphysem können die Ursache eines Pneumothorax sein. Wenn er ohne eindeutige Ursache auftritt, spricht man von einem idiopathischen Pneumothorax. Er kommt vor allem bei schlanken jungen Männern vor.
Ein Pneumothorax macht sich durch plötzlich auftretende, stechende und atemabhängige Schmerzen bemerkbar. Sie gehen mit Atemnot, trockenem Husten und einer seitenungleichen Thoraxbewegung bei der Atmung einher.
Spannungspneumothorax
Bei einem Spannungspneumothorax handelt es sich um eine lebensbedrohliche Komplikation des Pneumothorax, da aufgrund eines Ventilmechanismus zwar Luft in den Pleuraspalt hinein, jedoch nicht mehr hinaus gelangt. Dadurch kommt es immer mehr zu einer Verschiebung des Mediastinums, die eine Kompression der Thoraxorgane sowie ein Abdrücken der Gefäße bedingt. Als Folge kommt es zu einem stark abfallenden Blutdruck und zu einer Schocksymptomatik. Ein Spannungspneumothorax muss durch das Anlegen einer Thoraxdrainage sofort entlastet werden.
Ein Pneumothorax wird durch typische Auffälligkeiten bei der körperlichen Untersuchung sowie durch bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme des Thorax oder die Sonographie diagnostiziert. Die Behandlung ist abhängig von der genauen Ursache und kann sowohl eine konservative Therapie mit Abwarten und anschließender radiologischer Kontrolle als auch eine Thoraxpunktion mit Anlegen einer Thoraxdrainage beinhalten.
Pleuritis
Die Pleuritis ist eine Entzündung der Pleura, welche häufig die Folge einer anderen Lungenerkrankung wie einer Lungenentzündung oder einem Lungenkarzinom ist. Man unterscheidet zwischen einer trockenen Form (Pleuritis sicca) ohne Pleuraerguss und einer feuchten Form (Pleuritis exsudativa) mit Pleuraerguss. Sie kann sowohl durch eine Infektion mit Bakterien oder anderen Erregern als auch durch nicht-infektiöse Ursachen (zum Beispiel autoimmun oder als Begleiterscheinung einer Krebserkrankung) entstehen.
Eine Pleuritis äußert sich durch starke atemabhängige Schmerzen, die oft von Fieber und einem schweren Krankheitsgefühl begleitet werden. Da zu Beginn der Erkrankung meist die trockene Form vorliegt und die beiden Blätter der Pleura somit gegeneinander reiben, sind die Schmerzen in dieser Phase besonders stark. Im Laufe der Erkrankung bildet sich dann oft ein Pleuraerguss, der die Reibung vermindert und somit auch zu einer Reduktion der Schmerzen führt.
Die Diagnose wird durch eine körperliche Untersuchung, erhöhte Entzündungswerte im Blutbild und eine Pleurapunktion mit anschließender Untersuchung der Flüssigkeit gestellt. Die Therapie orientiert sich an der Ursache und kann bei einer bakteriellen Infektion zum Beispiel eine Gabe von Antibiotikum beinhalten. Auch eine Schmerztherapie sowie die Entlastung bei großen Ergüssen stellen einen Teil der Therapie dar.
Pleuramesotheliom
Bei einem Pleuramesotheliom handelt es sich um eine Krebserkrankung, die in über 90 Prozent der Fälle mit einer Asbest-Exposition assoziiert ist. Daher handelt es sich um eine Berufserkrankung, wobei zwischen der Einatmung von asbesthaltigen Fasern und der Entstehung der Krankheit Jahrzehnte vergehen können.
Das Pleuramesotheliom wächst zwar langsam, aber sehr infiltrativ und befällt deshalb häufig nahgelegene Strukturen wie die Lunge, die Brustwand oder auch andere benachbarte Organe. Durch diese Verwachsungen kommt es zu den typischen Symptomen wie Luftnot und Schmerzen bei der Atmung.
Die Erkrankung wird mittels bildgebender Verfahren und der mikroskopischen Untersuchung einer Probeentnahme gesichert. Sie kann mit einer Chemotherapie oder einer Immuntherapie behandelt werden, wobei es sich jedoch meist bereits um eine palliative Therapie handelt. Die Prognose des Pleuramesothelioms ist somit sehr schlecht und in einem Zeitraum von fünf Jahren überleben nur knapp 10 Prozent der Erkrankten.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Innere Organe), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage
- Brusthöhle, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 30.05.2024)