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Im menschlichen Körper lagern sich die Leitungsbahnen, etwa Gefäße oder Nerven, zu komplexen Verflechtungen zusammen. Diese nennt man Plexus. Es existiert eine Vielzahl dieser Netze, sodass dieser Artikel eine Orientierung der Thematik bietet. Außerdem wirft er einen kurzen Blick auf die klinische Relevanz dieser.
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Plexus – Definition
Ein Plexus beschreibt ein Netzwerk beziehungsweise eine Verflechtung von den einzelnen Leitungsbahnen des Körpers. Zu diesen zählen Arterien und Venen, sowie Lymphgefäße und Nerven. Jeweils einzelne Stränge lagern sich für die Entstehung des Netzes zusammen, tauschen teilweise Fasern aus und ermöglichen dadurch komplexe Verbindungen von Körperstrukturen.
Plexus – Nervenplexus
Ähnlich wie in einem elektrischen Verteilerkasten eines Hauses, winden sich die Nervenplexus durch den Körper. Die Spinalnerven treten entlang der Wirbelsäule jeweils aus ihrem Rückenmarkssegment heraus. Ihre Nervenfasern verbinden sich untereinander netzförmig neu und ziehen zu ihrer Zielregion. Dadurch werden in Nähe des Rückenmarks alle Nerven gebündelt, die einen bestimmten Bereich des Körpers versorgen. Die Fasern können genauso aus Ganglien entspringen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den somatischen und den vegetativen Nervenplexus, wobei sich der vegetative in seinem Verlauf zumeist an den Arterien orientiert.
Somatische Nervenplexus
Zu den somatischen Nervenplexus zählen folgende:
Sie führen Fasern für das somatische Nervensystem, welches alle bewussten und willentlich beeinflussbaren Vorgänge steuert. Darunter fällt demnach die Steuerung der Muskulatur sowie die Oberflächen- und Tiefensensibilität.
Der Plexus cervicalis ist ein Nervengeflecht, welches aus den ventralen (vorderen) Ästen der zervikalen Spinalnerven (C1 bis C5) entsteht. Sensorisch innerviert das Geflecht die Hals- und Nackenregion, während seine motorischen Anteile etwa die infrahyoidale Muskulatur und das Zwerchfell innervieren. Zu den motorischen Ästen zählen die Ansa cervicalis, der Nervus phrenicus, der Ramus sternocleidomastoideus und der Ramus trapezius. Seine sensiblen Äste umfassen den Nervus occipitalis minor, Nervus auricularis magnus, Nervus transversus colli und die Nervi supraclaviculares. Diese sensiblen Äste treten am Punctum nervosum oder auch Erb-Punkt am Rand des Musculus sternocleidomastoideus in das oberflächliche Bindegewebe ein.
Der Plexus brachialis bildet sich aus den ventralen Ästen der Spinalnerven von C5 bis Th1. Sie lagern sich zu drei Primärstämmen aneinander, woraus sich einerseits die Nerven des Pars supraclavicularis über dem Schlüsselbein (Clavicula) erstrecken, andererseits aber auch die Nerven der Pars infraclavicularis. Das Nervengeflecht ist zuständig für die Innervation der oberen Extremität, sowohl sensibel als auch motorisch.
Der Plexus lumbalis und sacralis lassen sich auch zum Plexus lumbosacralis zusammenfassen. Er innerviert die untere Extremität und entsteht aus den Rami anteriores der Spinalnerven von Th12 bis S4. Dabei bilden die Spinalnerven von Th12 bis L4 den Plexus lumbalis, der Plexus sacralis besteht aus den Nerven von L4 bis S4.
Der Plexus lumbalis versorgt motorisch die untere Bauchmuskulatur und die vordere Seite des Oberschenkels. Sensibel innerviert er den Unterbauch, die Genitalregion und den vorderen Oberschenkel. Zu seinen Ästen zählen folgende Nerven:
- Nervus iliohypogastricus
- Nervus ilioinguinalis
- Nervus genitofemoralis
- Nervus cutaneus femoralis lateralis
- Nervus femoralis
- Nervus obturatorius
Der Plexus sacralis innerviert die untere Extremität und das Becken. Zu seinen Ästen zählen der Nervus gluteus superior und inferior, Nervus cutaneus femoris posterior, Nervus ischiadicus und Nervus pudendus.
Vegetative Nervenplexus
Aus den Fasern des vegetativen Nervensystems entstehen die vegetativen Nervenplexus. Das vegetative System umfasst die unwillkürlichen, autonomen Vorgänge im Körper, die ohne die bewusste Steuerung vom Gehirn ablaufen. Man unterscheidet es in Parasympathikus und Sympathikus.
Zu dieser Gruppe zählen folgende:
- Plexus coeliacus
- Plexus mesentericus superior
- Plexus mesentericus inferior
- Organplexus (Plexus pulmonalis, gastricus oder cardiacus)
Der Plexus coeliacus setzt sich aus sympathischen Fasern des Nervus splanchnicus major und den parasympathischen Fasern des Nervus vagus zusammen. Topographisch findet er sich um den Truncus coeliacus, die Arteriae phrenicae inferiores und die Arteria mesenterica superior sowie die Arteriae renales. Die Fasern versorgen die Oberbauchorgane, zum Beispiel den Magen, die Leber oder die Milz.
Der Plexus mesentericus superior besteht aus sympathischen Fasern des Nervus splanchnicus minor, wobei der Nervus vagus auch hier die parasympathischen Fasern beisteuert. Er innerviert beispielsweise den größten Teil des Dünndarms und des Colons und das Pankreas. Topographisch umspannt er die Arteria mesenterica superior.
Die sympathischen Nervi splanchnici lumbales bilden gemeinsam mit den parasympathischen Nervi splanchnici pelvis den Plexus mesentericus inferior. Er innerviert das Colon descendens, Colon sigmoideum und das Rektum und umspannt in seinem Verlauf die Arteria mesenterica inferior.
Im Körper existieren noch viele weitere organspezifische Nervenplexus, die sich jeweils aus sympathischen und parasympathischen Fasern zusammensetzen. Exemplarisch zu nennen sind hierbei etwa der Plexus cardiacus für das Herz, der Plexus pulmonalis für die Trachea, Bronchien und pulmonalen Gefäße oder der Plexus oesophagus für die Speiseröhre (Ösophagus). Im Becken existiert beispielsweise der Plexus hypogastricus superior und inferior.
Solarplexus
Der Plexus coeliacus und der Plexus mesentericus superior bilden gemeinsam den Plexus solaris, umgangssprachlich als Solarplexus bekannt. Zu ihnen fügen sich noch parasympathische Fasern des Nervus vagus an, während die anderen beiden Plexus sympathische Fasern über den Nervus splanchnicus major und Nervus splanchnicus minor führen. Er befindet sich hinter dem Magen und der Bursa omentalis, direkt vor den Schenkeln des Zwerchfells auf Höhe des ersten Lendenwirbelkörpers. Funktionell dient er der Steuerung der Aktivität des Gastrointestinaltrakts. Darunter fällt beispielsweise die Darmperistaltik. Das Geflechtsystem reagiert sehr sensibel auf mechanische Einwirkungen. Die Auswirkungen können von Übelkeit (Nausea), Blutdruckabfall (Hypotonie) und Ohnmacht (Synkope) bis hin zum seltenen Reflextod führen.
Plexus – Gefäßplexus
Gefäße können sich über Anastomosen zusammenschließen und dabei Geflechte bilden. Sie versorgen ein definiertes Gewebsareal oder drainieren es. Man unterscheidet dabei zwischen venösen, arteriellen oder gemischten Gefäßplexus.
Arterieller Plexus
Netzwerke arterieller Gefäße bilden Arteriengeflechte. Es existieren zahlreiche solcher Verbindungen im Körper, die unmöglich hier alle aufgezählt werden können. Ein Beispiel ist der Circulus arteriosus cerebri. Dieser bildet einen geschlossenen Arterienkreis, der das gesamte Hirn versorgt und Arterienausfälle teilweise kompensieren kann. Das Blut führen im vorderen Abschnitt die Arteriae carotis internae und im hinteren Abschnitt die Arteriae vertebrales zu. Diese sind durch Verbindungsarterien miteinander verknüpft, sodass ein Kreislauf entsteht.
Als wichtige Äste dieses Arterienplexus sind die Arteria basilaris, die Arteria cerebri anterior, media und posterior zu nennen.
Venenplexus
Venengeflechte bestehen aus anastomosierten venösen Gefäßen und erfüllen außer dem Rücktransport des Blutes noch andere Aufgaben. Sie polstern und dichten ab und sind für die Oberflächenvergrößerung zuständig.
Der Plexus pampiniformis beispielsweise bildet sich aus Venen des Hodens und Nebenhodens, wobei der Plexus venosus ovaricus das weibliche Äquivalent darstellt. Er drainiert das Blut aus dem Hoden und ist essentiell für die Temperaturregulation, da er nach dem Gegenstromprinzip arbeitet. Er kühlt dadurch das Blut der anliegenden Arteria testicularis.
Plexus – Klinik der Plexusblockaden
Klinisch kann die anatomische Grundlage der Plexus gut für die Technik der Plexusblockaden genutzt werden. Dabei wird im Rahmen der Regionalanästhesie der entsprechende Plexus mittels eines lokalem Betäubungsmittel betäubt. Dieses Verfahren findet vorwiegend bei operativen Eingriffen seine Anwendung. Je nach Lokalisation des zu blockierenden Plexus unterscheidet sich die jeweilige Benennung.
Die Regionalanästhesie beschreibt ein Verfahren, das es ermöglicht, selektiv den Schmerz einer bestimmten Körperregion auszuschalten. Dabei unterscheidet man zwischen Leitungsanästhesie oder intravenöser Regionalanästhesie. Die Plexusblockaden erfolgen über ersteres Prinzip.Regionalanästhesie
Axilläre Plexusblockade
Bei der axillären Plexusblockade wird der Plexus brachialis auf Ebene der Endäste blockiert. Dadurch wirkt die Betäubung auf den Nervus radialis, Nervus medianus, Nervus ulnaris, Nervus musculocutaneus und den Nervus cutaneus antebrachii medialis. Der Nervus axillaris ist nicht mit eingeschlossen.
Diese Methode findet Einsatz bei schmerzhaften Prozeduren an der Hand oder Unterarm, etwa bei Operationen, einer Fasziotomie oder Dekompression. Sie eignet sich ausdrücklich nicht für Eingriffe am Oberarm, da der Nervus axillaris durch diese Methode nicht betäubt wird. Er versorgt dieses Gebiet allerdings.
Das eigentliche Vorgehen der Betäubung geschieht meist mit Hilfe von Ultraschall. Hierüber kann man Leitstrukturen erkennen, die der Identifikation der Nerven dienen. Bei der klassischen Blockade werden die Nerven einzeln aufgesucht und umspült, wobei man mit den tief gelegenen Nerven anfängt. Eine selten genutzte Alternative stellt die perivaskuläre Plexusblockade dar, bei der das Lokalanästhetikum einmalig dorsal der Arteria axillaris gespritzt wird, ohne das Aufsuchen der einzelnen Nerven. Diese Technik hat allerdings keine nennenswerten Vorteile gegenüber der klassischen Methode.
Interskalenäre Plexusblockade
Nach dem gleichen Prinzip lassen sich über den interskalenären Anteil des Plexus brachialis die Rückenmarkssegmente C5 bis C7 und etwas unsicherer die umgebenden Segmente betäuben. Dieser Anteil liegt zwischen dem Musculus scalenus anterior und medius. Die Methode findet Einsatz bei Eingriffen an der Schulter, dem lateralen Schlüsselbein oder dem proximalen Humerus. Auch hier erfolgt der Eingriff mit sonographischer Unterstützung. Im Unterschied zur axillären Blockade erfolgt die Betäubung auf Höhe der Trunci.
Femoralisblockade
Eine Regionalanästhesie der unteren Extremität ist mittels der Femoralisblockade möglich. Dabei blockiert man den Nervus femoralis als Ast des Plexus lumbalis nach dem Durchtritt durch die Lacuna musculorum. Dadurch betäubt man sensibel den ventralen und medialen Oberschenkel, das mediale Kniegelenk und den medialen Unterschenkel sowie den medialen Knöchel und Fuß. Die Methode findet Einsatz bei Eingriffen im Bereich des vorderen Oberschenkels oder beispielsweise bei einer Operation einer vorderen Kreuzbandruptur.
Ischiadikusblockaden
Der Nervus ischiadicus entspringt dem Plexus sacralis. Bei der Ischiadikusblockade wird er betäubt und damit eine sensible Blockade des lateralen Kniebereichs, Unterschenkels und beinahe des gesamten Fußes erreicht. Indikation für das Verfahren sind schmerzhafte Prozeduren am Knie, Unterschenkel oder Fuß, wie etwa die Operation einer hinteren Kreuzbandruptur.
Häufige Fragen
- Was ist ein Plexus?
- Was ist der Solarplexus?
- Welche Plexus gibt es?
- Was ist der Plexus brachialis?
Ein Plexus beschreibt eine vernetzte Geflechtsstruktur von Leitungsbahnen im Körper. Dazu zählen Arterien, Venen, Nerven und Lymphgefäße. Man unterscheidet demnach Nervenplexus von Gefäßplexus. Beide kommen in vielfältigen Varianten im Körper vor.
Der Solarplexus beschreibt ein Nervengeflecht des vegetativen Nervensystems. Es besteht aus Nervenfasern des Plexus coeliacus und des Plexus mesentericus superior, sowie parasympathischen Fasern den Nervus vagus. Der Name lässt sich durch die aus mehreren Richtungen “einstrahlenden” Fasern begründen. Er befindet sich hinter dem Magen und der Bursa omentalis auf Höhe des ersten Lendenwirbels und steuert die Aktivität des Gastrointestinaltraktes.
Bei starker mechanischer Irritation, etwa durch einen Schlag, lösen die Fasern des Nervus vagus und der Nervi splanchnici major und minor Übelkeit, Blutdruckabfall und Ohnmacht aus.
Allgemein unterscheidet man zwischen Gefäßplexus und Nervenplexus. Die Nervenplexus lassen sich wiederum in somatische und vegetative Plexus unterteilen. Der Plexus brachialis zählt beispielsweise zu den somatischen Plexus, während der Plexus coeliacus zu den vegetativen Plexus zählt.
Die Gefäßplexus kann man in venöse und arterielle, sowie gemischte Plexus unterscheiden. Die arteriellen dienen der Blutversorgung des Areals, während die venösen weitere Aufgaben, wie die Oberflächenvergrößerung übernehmen.
Der Plexus brachialis ist ein Nervengeflecht, welches aus den ventralen Ästen der Spinalnerven von C4 bis Th1 entspringen. Nach einigen Umlagerungen von Trunci in Endäste entstehen so die Nerven, welche die obere Extremität sensibel und motorisch versorgen. Der Nervus axillaris, Nervus radialis, Nervus ulnaris und Nervus medianus zählen zum Beispiel hierzu.
- Schünke M et. al., Prometheus LernAtlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), 5. Auflage, Thieme
- Aumüller G et. al., Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage, Thieme
- Leitungsbahnen der unteren Extremität, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Leitungsbahnen der oberen Extremität, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Axilläre Plexusblockade, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Interskalenäre Plexusblockade, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Femoralisblockade, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Ischiadikusblockade, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)
- Regionalanästhesie, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 04.10.2024)