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Der Plexus cervicalis ist ein wichtiges Nervengeflecht im Bereich des Halses. Seine Äste versorgen sowohl sensible Areale im Kopf-Hals-Bereich, als auch motorisch viele verschiedene Muskeln in dieser Region. In diesem Artikel gibt es eine Übersicht zu den einzelnen Anteilen des Plexus cervicalis, deren Funktion sowie zu klinischen Beschwerdebildern.
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Plexus cervicalis – Definition
Die ventralen Äste der Spinalnerven der Segmente C1 bis C4 bilden in diesem Bereich ein Nervengeflecht, den Plexus cervicalis. Aus diesem Halsnervengeflecht gehen wiederum verschiedene motorische und sensible Äste hervor, welche den vorderen und seitlichen Hals versorgen.
Plexus cervicalis – Anatomie und Verlauf
Die Nervenäste des Plexus cervicalis gelangen zwischen dem vorderen und mittleren Skalenusmuskel in die tiefe Halsregion. Der Plexus selber hingegen liegt unter dem kranialen Anteil des M. semispinalis capitis. Man kann das Halsnervengeflecht des Weiteren in verschiedene Anteile untergliedern: sensible (posteriore), motorische (anteriore) sowie gemischte Äste.
Sensible Äste (Pars sensoria)
Der sensible Anteil (“Radix sensoria”) befindet sich auf der Oberfläche der Halsfaszie. Die Äste treten alle gemeinsam und sternförmig an einer Stelle am Hinterrand des M. sternocleidomastoideus aus.
Erb-Punkt
Den Austrittspunkt der sensiblen Nerven des Plexus cervicalis bezeichnet man als "Punctum nervosum" oder "Erb-Punkt".
Insgesamt zählen drei sensible Nerven zum aszendierenden Part, welcher überwiegend Fasern aus den Segmenten C2 und C3 enthält:
- N. occipitalis minor (untere seitliche Hinterhauptsregion)
- N. auricularis magnus (Ohrmuschel und angrenzende Hautbereiche)
- N. transversus colli (vordere Halsfläche, Haut unter Kinn)
Ansa cervicalis superficialis
Der N. transversus colli bildet zusammen mit dem Ramus colli des N. facialis die Ansa cervicalis superficialis. Diese Anastomose versorgt überwiegend das Platysma sowie die darüberliegende Haut. Der Name ist jedoch veraltet und wird in der aktuellen Nomenklatur nicht mehr verwendet!
Darüber hinaus gibt es auch drei deszendierende Nerven aus den Segmenten C3 und C4. Dies sind N. supraclavicularis medius, intermedius und lateralis. Diese supraklavikulären Nerven innervieren sensibel die seitliche, untere Halsregion und die Schulter (bis einige Zentimeter unter das Schlüsselbein).
Dekollté-Nerven
Die Nervi supraclaviculares tragen aufgrund ihres Versorgungsgebiets auch den Beinamen "Dekollté-Nerven".
Motorische Äste (Pars motorica)
Die “Radix motorica” des Plexus cervicalis enthält zunächst direkte Muskeläste (Rami musculares) zur Versorgung folgender Muskeln:
- Mm. scaleni
- Prävertebrale Muskulatur
- M. trapezius (zusammen mit N. accessorius)
- M. sternocleidomastoideus (zusammen mit N. accessorius)
Daneben gehört zum motorischen Teil auch die Ansa cervicalis (profunda). Die neuere Bezeichnung lautet allerdings lediglich “Ansa cervicalis”. Die Ansa cervicalis versorgt motorisch die untere Zungenbeinmuskulatur (zum Beispiel M. omohyoideus, M. sternohyoideus, M. sternothyroideus) sowie den M. geniohyoideus.
Gemischter Ast (Nervus phrenicus)
Schließlich entspringt dem Plexus cervicalis noch ein Nerv, der sowohl motorische, als auch sensible Faserqualitäten aufweist. Bei diesem gemischten Ast handelt es sich um den N. phrenicus aus den Segmenten C3 bis C5 (überwiegend jedoch C4). Der N. phrenicus verläuft auf dem M. scalenus anterior nach unten und gelangt anschließend zwischen der Arteria und Vena subclavia durch die obere Thoraxapertur ins Mediastinum. Dort versorgt er wiederum zum einen das Zwerchfell motorisch. Zum anderen innerviert er einen Teil der Pleura parietalis (Pars mediastinalis und Pars diaphragmatica), das Perikard und das Peritoneum parietale sensibel.
Plexus cervicalis – Aufgaben und Funktion
Die Funktion des Plexus cervicalis setzt sich aus den Aufgaben der einzelnen motorischen und sensiblen Nervenästen zusammen. Die innervierten Strukturen sind in der folgenden Tabelle nochmals zusammengefasst.
Motorische Innervation | Sensible Innervation |
M. trapezius | Seitliches Hinterhaupt |
M. sternocleidomastoideus | Haut der unteren Ohrregion |
Infrahyoidale Muskulatur (M. sternohyoideus, M. sternothyroideus, M. thyrohyoideus, M. omohyoideus) | Ventrale Halshaut |
M. geniohyoideus | Obere Brust- und Schulterregion, unterer, seitlicher Teil des Halses |
Zwerchfell | Herzbeutel, Anteile von Pleura und Peritoneum |
Plexus cervicalis – Klinik
Die Klinik bei einer Läsion des Plexus cervicalis ist abhängig vom geschädigten Ast. Ein hohes Verletzungsrisiko besteht zum Beispiel bei therapeutischen Nervenblockaden des Punctum nervosum. Dabei können die austretenden Nerven geschädigt werden, was mit einem Sensibilitätsverlust und eventuell Schmerzen einhergeht. Das Risiko dieser Komplikation lässt sich jedoch senken, indem man zur Anästhesie eine subkutane Injektion am Hinterrand des M. semispinalis capitis durchführt.
Motorische Ausfälle des Halsnervengeflechts sind hingegen eher selten. Eine Läsion des Nervus phrenicus stellt hingegen einen Sonderfall dar, denn hierbei handelt es sich um ein eigenes Krankheitsbild. Eine Phrenicusparese kann beispielsweise im Rahmen von chirurgischen Eingriffen oder bei einem Thoraxtrauma entstehen. Betroffene leider meist unter Atembeschwerden.
Häufige Fragen
- Welche Nerven entspringen dem Plexus cervicalis?
- Wie führt man eine oberflächliche Blockade des Plexus cervicalis durch?
- Was innerviert Ansa cervicalis superficialis?
- Was innerviert die Ansa cervicalis profunda?
Aus dem Plexus cervicalis gehen motorische und sensible Nervenäste hervor. Zu den motorischen Nerven gehören direkte Muskeläste zu den Skalenusmuskeln, der prävertebralen Muskulatur sowie für M. trapezius und M. sternocleidomastoideus. Außerdem innerviert die Ansa cervicalis noch die untere Zungenbeinmuskulatur und den M. geniohyoideus. Sensible Nerven des Plexus cervicalis sind: N. occipitalis minor, N. auricularis magnus, N. transversus colli sowie N. supraclavicularis medius, intermedius und lateralis. Schließlich entspringt auch der gemischte Nervus phrenicus dem Plexus cervicalis.
Eine oberflächliche Plexus-Blockade ist zum Beispiel bei einer Halsschlagader-Endarteriektomie oder bei einem oberflächlichen, halschirurgischen Eingriff notwendig. Dabei werden zwischen fünf und 15 Milliliter eines Lokalanästhetikums zwischen die tiefe Halsfaszie und die prävertebrale Faszie injiziert. Um diesen Bereich optimal zu treffen, empfiehlt sich eine Injektion unter Ultraschall-Kontrolle.
Der N. transversus colli bildet zusammen mit dem Ramus colli des N. facialis die Ansa cervicalis superficialis. Diese Anastomose versorgt überwiegend das Platysma sowie die darüberliegende Haut. Der Name ist jedoch veraltet und wird in der aktuellen Nomenklatur nicht mehr verwendet.
Die Ansa cervicalis (profunda) gehört zum motorischen Teil des Plexus cervicalis. Die neuere Bezeichnung lautet allerdings lediglich “Ansa cervicalis”. Die Ansa cervicalis versorgt motorisch die untere Zungenbeinmuskulatur (M. sternohyoideus, M. sternothyroideus, M. thyrohyoideus, M. omohyoideus) sowie den M. geniohyoideus.
- Halsnerven, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 27.12.2023)
- Übersicht der Kopf- und Halsregion, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 27.12.2023)
- Thoraxtrauma, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 28.12.2023)
- Ultraschallgeführte Blockade des zervikalen Plexus, https://www.nysora.com/... (Abrufdatum: 28.12.2023)