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Die Rückenmuskulatur ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Bewegungsapparates. Sie sorgt für die Stabilisierung und Beweglichkeit der Wirbelsäule, ermöglicht eine aufrechte Haltung und spielt eine zentrale Rolle bei vielen alltäglichen Bewegungen. Neben ihrer biomechanischen Funktion kann eine geschwächte oder verspannte Rückenmuskulatur zu erheblichen Beschwerden führen. Besonders in der modernen Gesellschaft, in der Bewegungsmangel und Fehlhaltungen häufig sind, treten myogene Rückenschmerzen als weit verbreitetes Problem auf.
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Rückenmuskeln – Definition
Die Rückenmuskulatur umfasst die im Bereich des Rückens gelegenen Skelettmuskeln. Sie kann in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: die autochthone (primäre) Rückenmuskulatur, die sich direkt an der Wirbelsäule befindet und für die Stabilisierung der Wirbelsäule verantwortlich ist, und die sekundäre (eingewanderte) Rückenmuskulatur, die vor allem der Bewegung der Schulter und des oberen Rückens dient.
Rückenmuskeln – Einteilung
Die Rückenmuskulatur wird in zwei Hauptgruppen unterteilt:
Die autochthone Rückenmuskulatur (tiefe, ortsständige Rückenmuskulatur) liegt direkt an der Wirbelsäule und ist für deren Stabilität verantwortlich. Sie wird von den Rami posteriores der Spinalnerven innerviert und umfasst zwei Haupttrakte: den medialen und den lateralen Trakt.
Die sekundäre Rückenmuskulatur (oberflächliche, eingewanderte Rückenmuskulatur) besteht aus Muskeln, die ursprünglich anderen Körperregionen zugeordnet waren, sich aber im Laufe der Evolution auf den Rücken verlagert haben. Diese Muskeln werden durch die Rami anteriores der Spinalnerven innerviert.
Rückenmuskeln – Autochthone Rückenmuskulatur
Die autochthone Rückenmuskulatur, auch als Musculus erector spinae bezeichnet, bildet die tief liegende Muskulatur entlang der Wirbelsäule. Sie ist für die Stabilität und Beweglichkeit der Wirbelsäule verantwortlich und gliedert sich in einen medialen und einen lateralen Trakt.
Der mediale Trakt besteht aus kurzen, tiefen Muskeln, die sich direkt zwischen den Wirbelkörpern befinden und für die Feinabstimmung der Bewegungen sorgen. Diese Muskeln umfassen unter anderem den Musculus multifidus, der segmentale Stabilität gewährleistet, sowie die Musculi interspinales und intertransversarii, die eine feine Bewegungskoordination zwischen den einzelnen Wirbelsegmenten ermöglichen. Diese Muskeln spielen eine essenzielle Rolle bei der Kontrolle der Wirbelsäulenbewegung und der Vermeidung von Fehlbelastungen.
Der laterale Trakt setzt sich wiederum aus längeren Muskeln zusammen, die größere Bewegungen ermöglichen und zur Aufrichtung des Rückens beitragen. Der Musculus iliocostalis ist der am weitesten lateral gelegene Teil des Musculus erector spinae. Er entspringt an der Darmbeinschaufel sowie an den Dornfortsätzen der Lendenwirbel und setzt an den Rippen an. Seine Hauptfunktion besteht in der Lateralflexion der Wirbelsäule und ihrer Stabilisierung. Der Musculus longissimus verläuft medialer und entspringt an der Kreuzbeingegend sowie an den Querfortsätzen der Wirbel. Er setzt an den Querfortsätzen der oberen Wirbel und am Schädel an und ist für die Aufrichtung und leichte Rotation der Wirbelsäule verantwortlich. Der Musculus spinalis verläuft direkt an den Dornfortsätzen der Wirbel und stabilisiert die Wirbelsäule in ihrer aufrechten Position. Diese Muskelgruppe wird von den Rami posteriores der Spinalnerven innerviert und ist maßgeblich an der Sicherstellung der Körperhaltung beteiligt.
Rückenmuskeln – Sekundäre Rückenmuskulatur
Die sekundäre Rückenmuskulatur besteht aus oberflächlich gelegenen Muskeln, die nicht nur Bewegungen des Rückens ermöglichen, sondern auch eine Verbindung zu den oberen Extremitäten haben. Sie unterstützt vor allem die Beweglichkeit von Schulter und Armen und trägt zur Haltung des Oberkörpers bei. Diese Muskeln sind funktionell und anatomisch in die Bewegung der Schulterblätter und des Rumpfes eingebunden.
Musculus trapezius
Der Musculus trapezius erstreckt sich von der Schädelbasis über die Dornfortsätze der Hals- und Brustwirbel bis zum Schlüsselbein und Schulterblatt. Er hebt, senkt und rotiert das Schulterblatt und spielt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der Schulter. Innerviert wird er durch den Nervus accessorius sowie Äste der zervikalen Spinalnerven. Der Musculus latissimus dorsi ist der breiteste Muskel des Rückens und entspringt an der unteren Brust- und Lendenwirbelsäule, dem Kreuzbein und den unteren Rippen. Er setzt am Oberarmknochen an und ist für die Adduktion, Innenrotation und Retroversion des Arms zuständig. Seine Innervation erfolgt durch den Nervus thoracodorsalis.
Musculi rhomboidei
Die Musculi rhomboidei, bestehend aus Musculus rhomboideus major und minor, befinden sich zwischen der Wirbelsäule und dem Schulterblatt. Sie haben ihren Ursprung an den Dornfortsätzen der oberen Brust- und unteren Halswirbel und setzen am medialen Rand des Schulterblatts an. Ihre Funktion besteht in der Retraktion und Stabilisierung des Schulterblatts. Sie werden vom Nervus dorsalis scapulae innerviert. Der Musculus levator scapulae entspringt an den Querfortsätzen der oberen Halswirbel und setzt am oberen Rand des Schulterblatts an. Seine Hauptaufgabe ist die Elevation des Schulterblatts, und er wird ebenfalls durch den Nervus dorsalis scapulae innerviert.
Musculi serrati posteriores
Ein weiteres wichtiges Element der sekundären Rückenmuskulatur sind die Musculi serrati posteriores. Der Musculus serratus posterior superior entspringt an den Dornfortsätzen der oberen Brustwirbel und setzt an den oberen Rippen an. Er hebt die Rippen und unterstützt die Inspiration. Der Musculus serratus posterior inferior hat seinen Ursprung an den Dornfortsätzen der unteren Brust- und Lendenwirbel und setzt an den unteren Rippen an. Außerdem unterstützt er die Exspiration, indem er die Rippen senkt. Beide Muskeln werden von den Interkostalnerven innerviert.
Rückenmuskeln – Myogene Rückenschmerzen
Myogene Rückenschmerzen sind Schmerzen, die durch muskuläre Dysbalancen, Verspannungen oder Überlastung der Rückenmuskulatur entstehen. Besonders häufig treten sie durch Fehlhaltungen, einseitige Belastung oder Bewegungsmangel auf.
Die drei Phasen der Frozen Shoulder
Ein wichtiger Faktor ist die muskuläre Insuffizienz, die häufig durch eine schwach ausgebildete autochthone Rückenmuskulatur entsteht. Wenn diese Muskeln nicht ausreichend trainiert sind, kommt es zu einer verminderten Stabilität der Wirbelsäule, was eine Überlastung der passiven Strukturen wie Bänder und Bandscheiben nach sich zieht.
Zur Behandlung myogener Rückenschmerzen eignen sich physiotherapeutische Maßnahmen wie gezieltes Muskeltraining, Dehnübungen und Mobilisationstechniken. Besonders wichtig ist die Kräftigung der tiefen Rückenmuskulatur, um eine langfristige Stabilisierung der Wirbelsäule zu gewährleisten. Auch Wärmebehandlungen und Massagen können helfen, die Muskelspannung zu reduzieren. Zudem sind regelmäßige Bewegung, eine ergonomische Sitzhaltung und ein ausgeglichener Muskelaufbau essenziell, um Beschwerden vorzubeugen und die Rückenmuskulatur funktional zu erhalten.
- Nacken und Rücken, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 29.01.2025)