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Das männliche Genitalsystem besteht aus vielen Organen und Drüsen, die miteinander in Verbindung stehen. Eine solche Verbindung stellt der Samenleiter dar. Dieser Artikel beschreibt Anatomie, Verlauf und die Funktion der Struktur.
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Samenleiter – Definition
Der Samenleiter (Ductus deferens) ist eine etwa 40 cm lange Struktur, welche die Spermien aus dem Nebenhodengang (Ductus epididymidis) in die Harnröhre befördert.
Samenleiter – Anatomie und Verlauf
Die Wand des Ductus deferens hat einen dreischichtigen Aufbau und besteht aus:
- Tunica mucosa
- Tunica muscularis
- Tunica adventitia
Die Mukosa (Schleimhaut) besteht aus mehrreihigem Zylinderepithel, das mit Stereozilien besetzt ist. Teilweise ist das Epithel eingefaltet, wodurch sich ein sternförmiges Lumen in mikroskopischen Präparaten zeigt. Unter dem Epithelgewebe befindet sich eine dünne Schicht aus Bindegewebe (Lamina propria).
Stereozilien
Stereozilien sind kleine, fadenförmige und nicht-bewegliche Ausstülpungen des Zytoplasmas der Epithelzelle. Ihre genaue Funktion in den Samenwegen ist nicht ausreichend geklärt. Vermutet wird, dass sie für Sekretion und Resorption von Samenflüssigkeit verantwortlich sind.
Die Tunica muscularis ist eine dreiteilige Muskelschicht aus glatter Muskulatur, die durch das sympathische Nervensystem über Noradrenalin innerviert wird. Bei Kontraktion werden die Spermien aktiv zur Harnröhre transportiert.
Bei der Tunica adventitia handelt es sich um eine Schicht aus lockerem kollagenem Bindegewebe, welche die Struktur in der Umgebung verankert.
Der Samenleiter setzt den Verlauf des Nebenhodengangs fort und zieht dann im Samenstrang (Funiculus spermaticus) durch den Leistenkanal. Nachdem er seitlich die Harnblase passiert hat, mündet er in den Ductus ejaculatorius, der schließlich in der Harnröhre endet.
Der Ductus deferens wird von der Arteria ductus deferentis versorgt, die aus verschiedenen Arterien hervorgehen kann. Entweder sie entspringt der Arteria umbilicalis, Arteria iliaca interna, Arteria vesicularis superior oder der Arteria vesicularis inferior. Das sauerstoffarme Blut fließt über den Plexus pampiniformis in die Venae testiculares. Der Lymphabfluss erfolgt über die Nodi lymphoidei iliaci interni und Nodi lymphoidei lumbales. Die vegetative Innervation wird hauptsächlich von sympathischen Fasern des Plexus hypogastricus inferior sichergestellt.
Samenleiter – Funktion
Der Samenleiter transportiert die Spermien aus dem Nebenhoden in die Urethra (Harnröhre). Dort bilden die Spermien zusammen mit den Sekreten der Bläschendrüse und der Prostata das Ejakulat (Sperma). Die Bläschendrüse schüttet ein fructosehaltige Sekret aus, das circa 70 Prozent des Ejakulats ausmacht. Die Fructose dient den Spermien zur Energieversorgung, damit sie mit ihren langen Schwänzen (Geißeln) in der Lage sind die Eizelle zu erreichen. Das Sekret der Prostata macht etwa 30 Prozent des Ejakulats aus.
Samenleiter – Klinik
Eine chirurgische Trennung des Samenleiters kann als Verhütungsmethode genutzt werden (Vasektomie). Dabei wird die Struktur durchtrennt, beide Enden werden wieder verschlossen und an unterschiedlichen Stellen des umliegenden Gewebes platziert. Die Vasektomie kann reversibel sein und wieder rückgängig gemacht werden, was aber nicht in jedem Fall möglich ist.
Vasektomie
Man ist nach einer Vasektomie nicht immer direkt unfruchtbar, da sich noch Spermareste im Samenleiter befinden können, die bei den nächsten Ejakulation dann noch mit nach außen transportiert werden.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Aumüller, Gerhard et al.: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Stuttgart: 5. Auflage, 2020)
- Samenleiter, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 13.05.2024)