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Die Schamlippen oder Labien sind paarige Haut- bzw. Weichteilfalten, die zusammen mit dem Kitzler (Klitoris) zum äußeren weiblichen Genital (Vulva) zählen. Man unterscheidet große (äußere) und kleine (innere) Labien, die unter anderem dem Schutz der Scheide (Vagina) und Harnröhre vor Stößen, Fremdkörpern und aufsteigenden Infektionen dienen. Mehr zum Thema Schamlippen im folgenden Beitrag.
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Schamlippen – Definition
Als Schamlippen bzw. Vulvalippen – entsprechend der aktuellen Version der Terminologia Anatomica (2019) – bezeichnet man die paarigen Weichtteilfalten, die einen Teil des weiblichen äußeren Intimbereichs, der Vulva, bilden. Eingeteilt werden die Schamlippen in große (äußere) und kleine (innere) Schamlippen. Der anatomische Fachbegriff lautet Labia majora pudendi bzw. Labia majora vulvae und Labia minora pudendi bzw. Labia minora vulvae.
Schamlippen – Anatomie
Die Vulva bezeichnet den äußeren Bereich des Vaginaleingangs, die den Kitzler (Klitoris) und den Vaginalvorhof (Vestibulum vaginae) enthält sowie von den äußeren du inneren Schamlippen umgeben wird.
Große (Äußere) Labien
Die großen (äußeren) Schamlippen bedecken die kleinen (inneren) Schamlippen. Es handelt sich um paarige Hautwülste, die Fett, Bindegewebe, Talg- und Schweißdrüsen, glatte Muskulatur, Nerven und Gefäßen enthalten. Die Labia majora sind an der Außenseite behaart, dessen Haut ist trocken und pigmentiert, während die Innenseite frei von Intimbehaarung ist und die Talg-und Schweißdrüsen abnehmen. Die Innenseite der großen Vulvalippen ähneln einer Schleimhaut und sind gerötet, weich und feucht. Zwischen den vorderen Anteilen der großen Vulvalippen befindet sich der Kitzler (Klitoris). Von der Unterseite des Kitzlers ziehen feine Hautfalten hin zu den Labia minora.
Kleine (Innere) Labien
Die kleinen (inneren) Schamlippen sind ebenfalls paarig und aus Bindegewebe aufgebaut, welches Nerven, elastische Fasern, arterielle Gefäße und Venengeflechte besitzt. Sie umrahmen den Vaginalvorhof (Vestibulum vaginae). Am ventralen (zum Bauch gerichtet, bauchseitigen) Ansatz der Labia minora befindet sich der Kitzler (Klitoris). Die Venengeflechte stellen ein Schwellkörpersystem dar, das sich bei sexueller Erregung mit Blut füllt. Die Außenseite der Labia minora weist eine starke Pigmentierung auf, während die Innenseite schwächer pigmentiert sind. Zudem enthält die Innenseite der Labia minora die Mündung der sogenannten Bartholin-Drüsen (Glandulae vestibulares majores). Die Bartholin-Drünsen sind erbsengroß und sondern ein alkalisches Sekret zur Befeuchtung des Scheidenvorhofs ab.
In aufrechter Körperlage können die kleinen (inneren) Labien durch die großen (äußeren) Labien vollständig bedeckt werden oder aus der Schamspalte herausragen. Mit Beginn der Pubertät kommt es vor allem zu einem Wachstum der inneren Vulvalippen, sodass es normal ist, sofern diese etwas größer sind und zwischen den äußeren Schamlippen sichtbar werden.
Schamlippen – Mikroskopische Anatomie
Die Außenseite der kleinen (inneren) Schamlippen ist von einem schwach verhornten Plattenepithel bedeckt. Die Innenseite der Labia minora wird von einem mehrschichtigen unverhornten Plattenepithel ausgekleidet. Zwischen den Epithelschichten ist Bindewegebe, das einen hohen Anteil elastischer Fasern enthält, vorhanden. Hier verzweigen sich die Venennetze und können bei sexueller Erregung anschwellen.
Labien – Funktion
Die natürliche Aufgabe der Schamlippen ist, die Scheide (Vagina) nach außen hin zu verschließen und vor dem Austrocknen sowie vor Infektionen zu schützen. Fettpolster der Labia majora können darüber hinaus auch mechanischen Schutz bieten.
Schamlippen – Klinische Bedeutung
Als besonders häufiges Problem – insbesondere für das weibliche Geschlecht – werden zu groß empfundene kleine (innere) Labien, im Rahmen einer Labienhypertrophie, genannt. Deren Krankheitswert kann subjektiv sein. Ein chirurgischer Eingriff, eine Verkleinerung (Labioplastik), kann aus ästhetischen Gründen, seltener als medizinische Indikation, durchgeführt werden.
Ferner ist die weibliche Genitalverstümmelung als erhebliche Verletzung mit Krankheitswert in Bezug auf die Schamlippen mit hohem Infektionsrisiko zu nennen. Die äußeren Genitalien werden in unterschiedlichen Graden beschnitten und die Labien teilweise oder vollständig entfernt. Zudem kann infolgedessen ein Verschluss der Schamspalte erfolgen, die die Penetration der Vagina verhindern soll. Eine medizinische Notwendigkeit existiert nicht, Tradition und religiöse Gründe werden vor allem in islamischen Regionen angeführt.
Darüber hinaus gibt es noch die partielle bzw. komplette Verklebung der kleinen Schamlippen (Labiensynechie) – hervorgerufen durch einen Mangel an Östrogenen. Betroffen sind Mädchen von zwei bis vier Jahren. In der Regel wird die Labiensynechie, die keine Fehlbildung der Geschlechtsorgane ist, frühzeitig erkannt und behandelt.
Häufige Fragen
- Was sind Schamlippen?
- Was versteht man unter Schamlippenvergrößerung (Schamlippenhypertrophie)?
- Wann darf man eine Schamlippenverkleinerung durchführen lassen?
- Was ist eine Entzündung der Bartholin-Drüse (Bartholinitis)?
Schamlippen (Vulvalippen) zählen zu den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen und werden eingeteilt in äußere, große Labien und innere, kleine Labien. Sie sind ein Teil des äußeren Bereichs des Vaginaleingangs (Vulva). Die Größe und Gestalt der Schamlippen sind variabel. Zum Zeitpunkt der Pubertät kommt es zum Wachstum der Schamlippen, vor allem der inneren Schamlippen.
Unter dem Begriff Labienhypertrophie versteht man eine ausgeprägte ein- oder beidseitige Vergrößerung der inneren Labien. Klare Messwerte, ab wann eine Vergrößerung definiert ist, existieren jedoch nicht. In der Literatur wird von einigen Autoren eine Länge von vier Zentimetern genannt. Als Maßstab gilt jedoch vielmehr die subjektive Beeinträchtigung der Patientin. Meistens verursachen vergrößerte, innere Schamlippen keine Probleme oder körperliche Beschwerden, sondern werden von betroffenen Frauen als ästhetisch störend empfunden.
Durch ästhetisch chirurgische Eingriffe kann eine Schamlippenverkleinerung durchgeführt werden, sodass die inneren Schamlippen die äußeren Schamlippen nicht mehr überragen – die Vulva erscheint dadurch optisch „verjüngt“.
Über eine Schamlippenverkleinerung kann mit dem Beginn der Volljährigkeit, ab dem 19. Lebensjahr, diskutiert werden, da die Körperentwicklung erst mit dem 18. Geburtstag als abgeschlossen ist.
Eine Bartholinitis ist ein entzündlich bedingter Verschluss des Ausführungsgangs der Bartholin-Drüse, hervorgerufen durch Bakterien. Meist liegt eine Mischinfektion mit Darm- und/oder Vaginalbakterien vor. Es kommt zur einseitigen Rötung und Schwellung verbunden mit starken Schmerzen im hinteren Bereich der Labien, sodass Patientinnen schmerzbedingt kaum gehen und sitzen können. Im Verlauf kann es zur Zystenentstehung mit starker, hühnereigroßer Schwellung des Ausführungsgangs (Pseudoabszess) führen, wodurch ein operativer Eingriff erforderlich wird.
- Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. Haag, Hanhart, Müller. 8. Auflage (Abrufdatum: 06.08.2024)
- Schamlippen, https://next.amboss.com/de/article/n607lS?q=Schamlippen#IlpiZjk3MDNjODI0MTJkODE3YjA5YmQ2YWY4ZTkxZmJiOCI= (Abrufdatum: 06.08.2024)
- Vagina und Vulva, https://www.amboss.com/de/wissen/vagina-und-vulva/ (Abrufdatum: 06.08.2024)
- Entzündungen des weiblichen Genitaltrakts, https://www.amboss.com/de/wissen/entzundungen-des-weiblichen-genitaltrakts#Z43ecdb7ddf3c36b95fdd37abefc0632 (Abrufdatum: 06.08.2024)