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Obwohl der Begriff Schläfe allgemein bekannt ist und viele die ungefähre Lokalisation der Region kennen, sind sich die meisten Menschen nicht der Bedeutung der Schläfe beim Menschen bewusst. Tatsächlich enthält sie aber neben einem Kaumuskel auch wichtige Gefäße und Nerven zur Versorgung der Kopfoberfläche und der mimischen Muskulatur. Wie die Schläfenregion aufgebaut ist, welche Strukturen sich hier befinden und zu welchen Beschwerden Pathologien führen können, erklärt der folgende Artikel.
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Schläfe – Definition
Als Schläfe – in Fachsprache Regio temporalis – bezeichnet man die halbrunde Region, die sich seitlich am Kopf hinter dem Auge und über dem Ohr befindet. Hier liegt die sogenannte Fossa temporalis, die durch eine laterale Einsenkung am Schädel gebildet wird. Die Schläfenregion selbst hat keine funktionelle Bedeutung für den Körper, allerdings enthält sie wichtige Muskeln, Nerven und Gefäße.
Größer als gedacht
Umgangssprachlich wird als „Schläfe“ meist nur die kleine tastbare Einsenkung seitlich der Augen bezeichnet. Tatsächlich erstreckt sich die Region aber über einen Großteil des seitlichen Kopfs.
Schläfe – Anatomie und Aufbau
Den Grundaufbau der Schläfe bilden in der Tiefe fünf Schädelknochen: Im Uhrzeigersinn vorne oben beginnend das Stirnbein (Os frontale), Scheitelbein (Os parietale), Schläfenbein (Os temporale), Keilbein (Os sphenoidale) und Jochbein (Os zygomaticum). Nach oben hin begrenzt die Linea temporalis – eine bogenförmige Linie am Os parietale – die Region, unten der Arcus zygomaticus des Jochbeins und der Übergang in die Fossa infratemporalis.
Schläfe – Funktion
Die Schläfe beinhaltet einige wichtige Nerven und Gefäße. Außerdem befindet sich hier der Musculus temporalis, der zu den oberflächlichen Kaumuskeln gehört und die gesamte Region fächerförmig ausfüllt. Ihn bedeckt eine derbe Faszie. Oberflächlich verläuft einer der beiden Endäste der Carotis externa, die Arteria temporalis superficialis, die sich in einen frontalen und einen parietalen Ast aufteilt und große Teile des lateralen oberflächlichen Kopfs versorgt. Auch der andere Endast der Carotis externa, die A. maxillaris, gibt mit den Aa. temporalis profundae Gefäße ab, die die Schläfe mit Blut versorgen.
Oberster Tastpunkt für den Puls
Durch den oberflächlichen Verlauf lässt sich der Puls der A. temporalis superficialis tasten. Am besten ist dies im Bereich des Os frontale, etwas seitlich und leicht oberhalb der Augen möglich.
Neben der zugehörigen Vene begleitet die A. temporalis superficialis der Nervus auriculotemporalis, der die Schläfe sensibel versorgt. Letzterer stammt vom N. mandibularis, dem untersten Ast des fünften Hirnnervs (N. trigeminus). In der Tiefe finden sich hingegen die Rami temporalis – Äste des siebten Hirnnervs (N. facialis) – die die obere mimische Muskulatur versorgen und beispielsweise Stirnrunzeln und Zwinkern ermöglichen.
Schläfe – Krankheiten und Beschwerden
Die relativ empfindliche Schläfe ist anfällig für Schmerzen und andere Beschwerden. Sind die versorgenden Nerven betroffen, können auch Missempfindungen entstehen. Klassische Beschwerden sind im Folgenden beschrieben.
Kopfschmerzen
Häufig sind Kopfschmerzen an der Schläfe lokalisierbar. Um die Ursache der Schmerzen zu ermitteln ist daher eine ausführliche Schmerzanamnese erforderlich: Schmerzen können ein- oder beidseitig auftreten, stechend, pochend, bohrend oder dumpf sein und verschiedene zeitliche Verläufe nehmen. Einseitige Kopfschmerzen können beispielsweise folgende Krankheitsbilder als Ursache haben:
- Migräne
- Clusterkopfschmerzen
- Chronisch Paroxysmale Hemikranie
- Arteriitis temporalis
Abhängig von der Ursache können auch beidseitige Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe auftreten. Hierbei kann es sich beispielsweise um folgende Krankheitsbilder handeln:
- Spannungskopfschmerz
- Sinusitis sphenoidalis
Auch Prellungen und Brüche – häufig beispielsweise des Os zygomaticum – können Schmerzen im Schläfenbereich auslösen. Nicht immer muss jedoch eine Krankheiten Ursache für Kopfschmerzen an der Schläfe sein. Auch Stress, Emotionen oder äußere Faktoren wie eine falsche Brille, Hitze oder Flüssigkeitsmangel können ursächlich sein.
Schlaganfall
Auch durch Schlaganfälle können Schmerzen entstehen, weshalb – gerade bei älteren und Risikopatienten/-innen – auch daran gedacht werden muss. Ein Schlaganfall im Bereich des unter der Schläfe gelegenen Schläfen- oder Temporallappens kann die Sprache, das Gedächtnis und die Emotionen beeinträchtigen. Neben den klassischen Anzeichen – Gesichtslähmungen, die fehlende Fähigkeit beide Arme ausgestreckt zu halten und verwaschener Sprache – ist für einen Temporallappen-Anfall die sogenannte flüssige Aphasie typisch. Hierbei spricht der/die Betroffene flüssig, verwendet aber immer wieder falsche Worte.
Häufige Fragen
- In welchem Bereich sind Kopfschmerzen gefährlich?
- Wie kündigt sich ein Schlaganfall an?
- Was ist ein stiller Schlaganfall?
- Was bedeuten Schmerzen an der Schläfe?
In den meisten Fällen haben Kopfschmerzen eine ungefährliche Ursache, etwa Flüssigkeitsmangel oder Stress. Treten plötzlich sehr heftige Kopfschmerzen auf oder dauern Schmerzen über einen längeren Zeitraum an, sollte man aber auf jeden Fall eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen, um die Ursache abklären und die Symptome behandeln zu lassen. Eine der gefährlichsten für plötzlich auftretende Kopfschmerzen verantwortlichen Ursachen ist ein Schlaganfall.
Klassische Anzeichen für einen Schlaganfall können beispielsweise Gesichtslähmungen, die fehlende Fähigkeit beide Arme ausgestreckt zu halten und verwaschene Sprache sein. Sie werden zusammengefasst durch das FAST-Prinzip, F steht hierbei für Face, A für Arms, S für Speech und T für Time, da besonders die schnelle Reaktion für die Genesungschancen entscheidend sind.
Stille Schlaganfälle sind gefährlich, da sie häufig erst spät oder gar nicht erkannt werden. Hierbei treten Symptome beispielsweise im Schlaf auf und klingen bis zum Aufwachen wieder ab oder sind so gering, dass sie akut nicht auffallen.
Schmerzen an der Schläfe kommen relativ häufig vor und können die unterschiedlichsten Ursachen haben. Häufig haben äußere Faktoren, wie das Wetter, die Flüssigkeitszufuhr oder eine falsche Brille, einen Einfluss auf die Kopfschmerzen. Auch Stress und Emotionen können die Ursache sein. Krankheiten, die bei vielen Leuten Schmerzen im Schläfenbereich auslösen, sind beispielsweise Migräne, Spannungs- und Clusterkopfschmerzen.
- Schünke, Prometheus LernAtlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Paulsen, Sobotta, Atlas der Anatomie Band 3, Elsevier (Verlag), 25. Auflage, 2022
- Paulsen, Sobotta, Atlas der Anatomie Band 4, Elsevier (Verlag), 25. Auflage, 2022
- Fossa Temporalis, https://www.pschyrembel.de/Fossa%20temporalis/K085A (Abrufdatum 22.02.2023)