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Schweißdrüsen erfüllen wichtige physiologische Aufgaben wie beispielsweise die Thermoregulation und oder den Erhalt der Hautgesundheit. Sie sind in nahezu allen Körperregionen zu finden und unterscheiden sich in ihrer Struktur, Funktion und physiologischen Rolle. Gleichzeitig können Funktionsstörungen wie die Hyperhidrose zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Anatomie, Funktion und pathologischen Veränderungen der Schweißdrüsen.
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Schweißdrüsen – Definition
Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae) sind exokrine Drüsen der Haut, die ein wässriges Sekret absondern. Sie gehören zu den Hautanhangsgebilden und sind wesentlich an der Regulation der Körpertemperatur und der Aufrechterhaltung des Säureschutzmantels der Haut beteiligt. Man unterscheidet zwei Haupttypen, die ekkrinen (merokrinen) Schweißdrüsen und die apokrinen Schweißdrüsen.
Schweißdrüsen – Anatomie
Schweißdrüsen befinden sich an fast allen Stellen des Körpers. Wenigen Ausnahmen bilden das Lippenrot und die Eichel, wo keine Schweißdrüsen zu finden sind. Besonders viele Schweißdrüsen sind wiederum an den Handflächen, Fußsohlen und der Stirn lokalisiert.
- Ekkrine Schweißdrüsen: Diese sind relativ klein (Durchmesser ca. 0,4 bis 0,7 Millimeter) und kommen überwiegend an der Hautoberfläche vor. Ihre Aufgabe besteht in der Thermoregulation durch die Sekretion eines wässrigen, elektrolythaltigen Schweißes. Die Drüsen bestehen sowohl aus einem sekretorischen Abschnitt, der tief in der Dermis oder Subkutis liegt, als auch aus einem Ausführungsgang, der direkt auf die Hautoberfläche mündet.
- Apokrine Schweißdrüsen: Diese Schweißdrüsen, die auch als Duftdrüsen bezeichnet werden, befinden sich primär in der Achselhöhle, der Genitalregion und am Warzenhof. Sie entwickeln sich erst in der Pubertät und geben ein protein- und lipidreiches Sekret ab, das durch Hautbakterien zu einem individuellen Körpergeruch umgewandelt wird. Apokrine Drüsen besitzen größere sekretorische Zellen und münden typischerweise in Haarfollikel.
Schweißdrüsen – Funktionen
Die wichtigste Funktion der Schweißdrüsen besteht in der Thermoregulation. Ekkrine Schweißdrüsen sind entscheidend für die Abkühlung des Körpers. Sie werden durch das sympathische Nervensystem gesteuert, insbesondere über cholinerge Nervenfasern, die Acetylcholin als Neurotransmitter nutzen. Durch die Verdunstung des Schweißes auf der Hautoberfläche entsteht eine Kältewirkung, die überschüssige Körperwärme ableitet.
Eine weitere wichtige Aufgabe erfüllen die Schweißdrüsen dadurch, indem sie einen Säureschutzmantel für die Haut bilden. Dieser hat einen pH-Wert von etwa 4,5 bis 5,5 und enthält antibakterielle Substanzen wie Dermcidin, die zur Abwehr von Krankheitserregern beitragen.
Außerdem tragen Schweißdrüsen auch geringfügig zur Entgiftung der Haut bei, da sie nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte wie Harnstoff, Milchsäure und Elektrolyte ausscheiden.
Schweißdrüsen – Hyperhidrose
Unter Hyperhidrose versteh man eine krankhaft gesteigerte Schweißbildung, die über das für die Thermoregulation erforderliche Maß hinausgeht. Sie kann nach Lokalisation und Ursache in eine primäre und sekundäre Hyperhidrose eingeteilt werden. Die primäre Form betrifft meist lokal begrenzte Areale wie Achseln, Handflächen oder Fußsohlen. Sie beginnt häufig in der Kindheit oder Jugend und wird durch emotionale Reize oder geringe Temperaturveränderungen ausgelöst. Die sekundäre Form tritt hingegen als Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung auf, zum Beispiel bei Diabetes mellitus, Hyperthyreose, neurologischen Störungen oder Medikamenteneinnahme.
Diagnostik und Therapie
Neben der Anamnese werden spezifische Tests eingesetzt, um die Schweißproduktion zu quantifizieren. Der Jod-Stärke-Test macht beispielsweise Schweiß durch Verfärbung sichtbar, während die Gravimetrie die Schweißmenge misst.
Um eine Hyperhidrose zu behandeln, kommen mehrere Optionen in Frage. Zunächst wird der Einsatz von konservativen Therapien bevorzugt. Dazu zählen die Leitungswasser-Iontophorese, bei der elektrische Ströme die Schweißdrüsensekretion hemmen sowie topische Antitranspirantien wie Aluminiumchlorid-Hexahydrat. Als Medikamente können Botulinumtoxin-Injektionen eingesetzt werden, da sie die Freisetzung von Acetylcholin an den Nervenenden blockieren und somit die Schweißproduktion reduzieren. Systemische Anticholinergika können ebenfalls helfen, jedoch sind sie häufig mit Nebenwirkungen verbunden.
Operative Therapie
In schweren Fällen kann eine operative Entfernung der Schweißdrüsen (Schweißdrüsenexzision) oder eine Durchtrennung der sympathischen Nervenbahnen (Sympathektomie) erwogen werden.
Andere Pathologien der Schweißdrüsen
Neben der Hyperhidrose existieren weitere Krankheitsbilder die Anhidrose, die sich durch das völlige Fehlen der Schweißproduktion auszeichnet. Sie kann durch Hauterkrankungen, genetische Defekte oder neurologische Störungen verursacht werden und führt zu einer verminderten Thermoregulation.
Bei der Bromhidrose handelt es sich um eine übermäßige Geruchsbildung des Schweißes, oft infolge bakterieller Zersetzungsprozesse.
Unter der Chromhidrose wiederum versteht man eine seltene Erkrankung, die durch farbigen Schweiß gekennzeichnet ist. Dieser entsteht zum Beispiel durch die Einlagerung bestimmter Pigmente oder Metallionen.
- Lüllmann-Rauch, R, Taschenlehrbuch Histologie (Thieme, 6. Auflage, 2019)
- Aumüller, G et al., Duale Reihe Anatomie (Thieme, 5. Auflage, 2020)
- Haut und Hautanhangsgebilde, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 14.12.2024)