Inhaltsverzeichnis
Die Sinus durae matris sind weit mehr als nur venöse Blutleiter – sie bilden ein komplexes Netzwerk, das den gesamten venösen Abfluss des Gehirns steuert. Ohne sie wäre eine effiziente Drainage des Blutes aus dem Schädel nicht möglich. Doch was macht diese Strukturen so besonders? Wie sind sie aufgebaut, und welche klinische Bedeutung haben sie? Dieser Artikel gibt einen detaillierten Überblick über die Anatomie, Funktion und mögliche Erkrankungen der Sinus durae matris.
Inhaltsverzeichnis
Sinus durae matris – Definition
Die Sinus durae matris sind große venöse Blutgefäße im Gehirn, die eine zentrale Rolle im intrakraniellen Blutabflusssystem spielen. Sie werden auch als Hirnsinus oder Hirnblutleiter bezeichnet.
Diese venösen Strukturen nehmen das gesamte Blut aus dem Gehirn, der Orbita, dem Labyrinth (Innenohr) sowie den Schädelknochen und den Hirnhäuten auf. Anschließend leiten sie das Blut in die Vena jugularis interna weiter, die den venösen Abfluss aus dem Schädel gewährleistet.
Sinus durae matris – Anatomie und Verlauf
Die Sinus durae matris befinden sich zwischen den Duplikaturen der Dura mater und sind klappenlose venöse Blutleiter. Aufgrund ihrer duralen Struktur sind sie relativ starr und unterscheiden sich damit von den muskulären Venen des übrigen Körpers.
Sie lassen sich in zwei Gruppen unterteilen:
Dorsale (obere) Gruppe (überwiegend unpaarig):
- Sinus sagittalis superior
- Sinus sagittalis inferior
- Sinus rectus
- Sinus occipitalis
- Sinus sigmoideus
- Sinus transversus (paarig)
Ventrale (untere) Gruppe (paarig):
- Sinus cavernosus
- Sinus sphenoparietalis
- Sinus petrosus superior
- Sinus petrosus inferior
- Sinus marginalis
Der Sinus sagittalis superior, der Sinus rectus und der Sinus occipitalis münden in den Confluens sinuum, einem venösen Hohlraum am okzipitalen Pol. Diese Struktur dient als zentrale Sammelstelle des venösen Blutes, von der aus sich der Sinus transversus anschließt und den weiteren Abfluss des Blutes steuert.
Hier die einzelnen Sinus und ihr Verlauf zusammengefasst:
Name Sinus | Verlauf | Besonderheiten |
Sinus sagittalis superior | Entlang der Anheftungsstelle der Falx cerebri am Schädeldach bis zum Confluens sinuum. | Verletzungsgefährdet bei Kalottenfrakturen; speist Confluens sinuum mit Sinus rectus & Sinus occipitalis. |
Sinus sagittalis inferior | Am unteren freien Rand der Falx cerebri bis zum Sinus rectus. | Nimmt Blut aus den tiefen Hirnvenen auf. |
Sinus rectus | An der Anheftungsstelle von Falx cerebri und Tentorium cerebelli. | Mündet in den Confluens sinuum; nimmt Blut aus Sinus sagittalis inferior & V. magna cerebri auf. |
Sinus occipitalis | Verlängerung des Sinus sagittalis superior bis zum Confluens sinuum. | Verbindung zum Plexus basilaris; mündet in den Confluens sinuum. |
Sinus transversus | Verläuft vom Confluens sinuum entlang der Ansatzstelle des Tentorium cerebelli bis zur Oberkante der Felsenbeinpyramide. | Teil des „Venensees“ Confluens sinuum; Übergang in den Sinus sigmoideus. |
Sinus sigmoideus | S-förmig zum Foramen jugulare, wo das Blut in die V. jugularis interna abfließt. | Mastoid-Nähe: Risiko einer Keimverschleppung bei Mastoiditis. |
Sinus cavernosus | Umgibt die Sella turcica; enthält schwammartiges Bindegewebe. | Wichtige Drainage- & Infektionspforte; enthält A. carotis interna & mehrere Hirnnerven. |
Sinus sphenoparietalis | Verläuft am hinteren Rand der Ala minor des Os sphenoidale bis zum Sinus cavernosus. | Drainiert die V. cerebri media superficialis. |
Sinus petrosus inferior | Verläuft vom Sinus cavernosus entlang der Unterkante der Felsenbeinpyramide bis zur V. jugularis interna; liegt am Hinterrand des Felsenbeins. | Tritt durch das Foramen jugulare aus und mündet in die V. jugularis interna. |
Sinus petrosus superior | Verläuft entlang der Oberkante der Felsenbeinpyramide und mündet in den Sinus sigmoideus. | Leitet Blut aus Kleinhirnvenen und Sinus cavernosus weiter; mündet in den Sinus sigmoideus. |
Sinus marginalis | Umschließt das Foramen magnum ringförmig; Verbindung mit Sinus occipitalis, Plexus basilaris und Plexus venosus vertebralis internus. | Steht über das Foramen magnum mit dem Plexus venosus vertebralis internus in Verbindung; Drainage über Sinus occipitalis zum Confluens sinuum. |
Histologie
Die Wandstruktur der Sinus durae matris entspricht dem histologischen Aufbau der Hirnhäute, da sie sich in den Duplikaturen der Dura mater befinden, insbesondere an den Ansatzstellen von Falx cerebri und Tentorium cerebelli.
Das Lumen der Sinus ist mit Endothel ausgekleidet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Venen des menschlichen Körpers besitzen die Sinus jedoch keine Venenklappen und keine Muskulatur.
Blutfluss im Sinus
Da die Sinus durae matris keine Klappen und keine Muskulatur besitzen, ist die Richtung des Blutflusses nicht einheitlich. Sie kann sich je nach Lage und Druckverhältnissen im Kopf verändern. Zudem existieren mehrere Abflusswege in die Vena jugularis interna.
Sinus durae matris – Klinik
Erkrankungen der Sinus durae matris können schwerwiegende Folgen haben, da sie eine zentrale Rolle im venösen Abfluss des Gehirns spielen. Besonders Sinusvenenthrombosen und das Sinus-cavernosus-Syndrom stellen potenziell lebensbedrohliche Zustände dar, die eine rasche Diagnose und Therapie erfordern.
Sinusvenenthrombose
Kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels in einem oder mehreren Sinus, spricht man von einer Sinusvenenthrombose. Am häufigsten sind der Sinus sagittalis superior sowie die seitlich verlaufenden Sinus betroffen.
Die Ursachen sind vielfältig und können unter anderem durch Infektionen, hormonelle Einflüsse oder Traumata begünstigt werden. In schweren Fällen kann es zu einem Hirnödem kommen.
Mögliche Symptome:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Neurologische Störungen (fokale Defizite)
- Bewusstseinsstörungen
- Falls septische Thrombose: Fieber und erhöhte Entzündungswerte
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und umfasst häufig die Gabe von Heparin, Antibiotika und in bestimmten Fällen eine Thrombolyse.
Sinus-cavernosus-Syndrom
Eitrige Infektionen in der Nähe der intrakraniellen Sinus können sich auf diese Strukturen ausbreiten. Besonders gefährlich sind Furunkel im Gesicht, insbesondere an der Nasenwurzel oder am Auge.
Die Infektion kann über die V. angularis und die V. ophthalmica superior in den Sinus cavernosus gelangen, wo sich ein septisches Gerinnsel (Sinusthrombose) bildet.
Die Symptome umfassen Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber sowie neurologische Ausfälle durch Beteiligung von Hirnnerven. Der N. abducens (VI) verläuft mitten durch den Sinus cavernosus und ist frühzeitig betroffen. Die Betroffenen können das Auge nicht mehr abduzieren.
N. oculomotorius (III), N. trochlearis (IV), N. ophthalmicus (V1) und N. maxillaris (V2) verlaufen hingegen in der Wand des Sinus und sind erst im späteren Verlauf betroffen.
Das Sinus-cavernosus-Syndrom kann schwerwiegende Komplikationen verursachen und erfordert eine schnelle medizinische Behandlung.
Häufige Fragen
- Wo liegt der Sinus durae matris?
- Was ist ein Sinus im Kopf?
- Was ist der Sinus rectus im Gehirn?
- Was ist eine Sinusvenenthrombose?
Der Sinus durae matris befindet sich zwischen den Duplikaturen der Dura mater im Schädel. Diese venösen Blutleiter verlaufen entlang der Hirnhäute und leiten das venöse Blut aus dem Gehirn, den Hirnhäuten, der Orbita und den Schädelknochen in die Vena jugularis interna. Sie sind starr, besitzen keine Klappen und unterscheiden sich von den restlichen Venen des Körpers durch ihre spezielle Struktur.
Ein Sinus im Kopf ist ein venöser Blutleiter, der das Blut aus dem Gehirn sammelt und es aus dem Schädel in die Vena jugularis interna ableitet. Diese Sinus bestehen aus harten, klappenlosen Gefäßen, die sich in den doppelten Blättern der Dura mater befinden. Im Gegensatz zu anderen Venen haben sie keine Muskelschicht und sind durch ihre starre Struktur weniger kollabierbar.
Der Sinus rectus ist ein wichtiger venöser Blutleiter, der sich an der Verbindung von Falx cerebri und Tentorium cerebelli befindet. Er nimmt das Blut aus dem Sinus sagittalis inferior und der Vena magna cerebri auf und leitet es in den Confluens sinuum weiter. Dadurch spielt er eine zentrale Rolle im venösen Abfluss des Gehirns.
Eine Sinusvenenthrombose ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel in einem der Sinus durae matris bildet. Besonders häufig betroffen sind der Sinus sagittalis superior und die seitlichen Sinus. Ursachen können Infektionen, hormonelle Faktoren oder Traumata sein und die Symptome reichen von Kopfschmerzen über neurologische Störungen bis hin zu Bewusstseinsveränderungen. Die Behandlung erfolgt meist mit Antikoagulanzien wie Heparin sowie in bestimmten Fällen mit Antibiotika oder Thrombolyse.
- Venöser Abfluss des Gehirns, Viamedici, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 14.03.2025)
- Sinus marginalis, https://flexikon.doccheck.com/... (Abrufdatum: 14.03.2025)