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Eine Syndesmose – auch Junctura fibrosa oder Bandhaft genannt – ist die Verbindung zwischen zwei Knochen durch Bindegewebe, wobei keine typischen Gelenkmerkmale vorzufinden sind. Die stabile Verbindung, die dennoch etwas Spiel für Bewegung lässt, trägt einen wichtigen Teil zur Stabilität des Skeletts, vor allem des Bewegungsapparats, bei.
Wie genau eine Syndesmose zu definieren ist und mehr zu ihrer Anatomie und Funktion beschreibt der folgende Artikel. Auch Beschwerden, die in ihrem Zusammenhang auftreten, werden im Folgenden erläutert.
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Syndesmose – Definition
Eine Syndesmose – aus den griechischen Wörtern „syn“ ( =zusammen) und „desmos“ ( =Band) bestehend – beschreibt die bandhafte Verbindung zweier Knochen. Als Knochenverbindung, die nicht die klassischen Merkmale eines Gelenks aufweist, gehört sie zu den „unechten“ Gelenken, zu denen man auch Synchondrosen zählt. Die Bandhaft, die flächenförmig oder schmal sein kann, wird durch kollagene oder elastische Fasern gebildet.
Syndesmose – Aufbau und Lage
Je nachdem, um welche Art der Syndesmose es sich handelt, lassen sich unterschiedliche histologische Merkmale unter dem Lichtmikroskop erkennen:
- Elastische Syndesmosen zeigen die klassische, netzartige Struktur von elastischen Fasern, die sich spitzwinklig verzweigen und in ihrer Struktur zusammengeschnürten Gummibändern ähneln. Am besten lassen sich die Fasern durch sogenannte Elastika-Färbungen darstellen. Dickere Stränge sind auch bei normalen Hämatoxylin-Eosin-Färbungen (H.E.) rötlich erkennbar. Die Verbindungen durch elastische Bänder kommen nur an der Wirbelsäule vor, genauer an den Ligg. flava, die die Wirbelbögen der Wirbelkörper miteinander verbinden.
- Bei Syndesmosen mit reiß- und zugfestem kollagenem Bindegewebe erkennt man die parallel angeordneten unverzweigten Typ-1-Kollagenstränge, die in klassischen H.E.-Färbungen ebenfalls rot vorliegen. Unter dem Elektronenmikroskop weisen sie zudem eine Querstreifung auf. Klassische Syndesmosen dieser Art sind die Membrana interossea zwischen Elle (Ulna) und Speiche (Radius), sowie zwischen Schien- (Tibia) und Wadenbein (Fibula). Letztere sind zusätzlich durch die Syndesmosis tibiofibularis verbunden. Auch die Fontanellen bei Babys gehören zu dieser Art der Knochenverbindung.
Sonderformen
Eine Sonderform der Syndesmosen bilden die Schädelnähte, deren Verknöcherung das Ende des Wachstums des Schädels markiert. Sind die auch Suturae genannten Verbindungen verknöchert, spricht man von Synostosen. Auch die Verankerung der Zähne im Kiefer bildet eine besondere Syndesmose – auch Gomphosis genannt – wobei das Bindegewebe eine leicht federnde Verbindung ermöglicht.
Syndesmose – Aufgaben und Funktion
Durch Syndesmosen sind einzelne Knochen fest und stabil verbunden, jedoch nicht starr. Je nach Art der Bandhaft ist ein gewisser Grad an Bewegung möglich. Elastisches Bindegewebe lässt dabei mehr Spielraum als Kollagenfasern. Das Syndesmoseband am oberen Sprunggelenk (Syndesmosis tibiofibularis) hat zudem die Aufgabe, das Gelenk zu stabilisieren.
Syndesmose – Krankheiten und Beschwerden
Die häufigsten Beschwerden im Zusammenhang mit einer Syndesmosenverletzung treten mit einem Bruch des oberen Sprunggelenks (OSG) auf. Die Syndesmose besteht aus einem vorderen und einem hinteren Lig. tibiofibulare, wobei meist das vordere Band in Mitleidenschaft gezogen wird. Eine isolierte Ruptur kommt nur selten vor. Sie kann aber auch gemeinsam mit einem Riss des Lig. deltoideum, das fächerförmig ebenfalls zur Stabilisation des oberen Sprunggelenks beiträgt, oder einem Bruch des medialen Knöchels auftreten.
Sportlerkrankheit: Syndesmosebandriss
Am anfälligsten für einen Riss der vorderen Syndesmose ist der Fuß in Pronationsstellung (die Innenseite gesenkt, die Außenseite gehoben), mit einer Dorsalextension (Ferse gesenkt, Ballen gehoben) und einer Außenrotation. Diese Position tritt vor allem während Ballsportarten auf. Aber auch Ski- und Schlittschuhfahrer/innen sind gefährdet.
Grundsätzlich stehen die Heilungschancen nach einer Ruptur der Syndesmose gut. Ist bei der Verletzung jedoch die Knochenhaut (Periost) betroffen, kann es zu einer ungewollten Tibiofibularen Synostose kommen. Die Verknöcherung schränkt die Bewegung des OSG ein, besonders die Dorsalflexion.
Syndesmosebandriss erkennen
Die Symptome bei einem Riss der Syndesmose – Druckschmerz, Schwellung, Belastungsunfähigkeit und schmerzhafte Außenrotation – lassen sich leicht mit Bandläsionen des OSG oder Frakturen im Bereich verwechseln. Neben der Röntgen- und MRT-Diagnostik gibt es deshalb einige Tests, die die Verdachtsdiagnose bestätigen können:
- Frick-Test: Das OSG des entspannt hängenden Beins mit rechtem Winkel im Knie wird nach außen rotiert. Der Test ist bei Schmerzen im Bereich der Syndesmose positiv.
- Squeeze-Test: Hierbei wird die Tibia in der Mitte der Wade gegen die Fibula gedrückt. Schmerzen der Membrana interossea und des Syndesmosebands markieren einen positiven Test.
- Cotton-Test: Hierbei wird die Tibia im Seitenvergleich gegen die Fußwurzelknochen bewegt. Bei erhöhter Beweglichkeit ist der Test positiv.
Häufige Fragen
- Wie lange dauert die Heilung eines Syndesmosebandrisses?
- Wann muss die Syndesmose operiert werden?
- Wo befindet sich das Syndesmoseband?
- Wie erkennt man einen Syndesmosebandriss?
Die Heilung eines Syndesmosebandrisses kann je nach Art der Behandlung (konservativ oder operativ) viel Zeit in Anspruch nehmen, meist rechnet man mit etwa 8-12 Wochen. Je nachdem, wie ruhig das OSG dabei gestellt wird, muss man Zeit zur Rückbildung der degenerierten Muskulatur mit einplanen.
Normalerweise kann ein Bruch des OSG mit beteiligtem Riss der Syndesmose alleine heilen, wenn das Gelenk ruhiggestellt wird. Je nachdem, wie fragil der Bereich durch den Bruch jedoch ist und wie weit sich einzelne Knochenteile verschoben haben, sollte man eine Operation in Betracht ziehen, bei der das Gelenk stabilisiert, die Knochen gerichtet und die Syndesmose genäht oder sogar durch Knochenhaut verstärkt werden kann.
Die Syndesmose zwischen Schien- und Wadenbein verbindet die zwei Knochen im Bereich des oberen Sprunggelenks, also an der distalsten Stelle beider Knochen. Die Syndesmose besteht dabei aus zwei Bändern, einem vorderen und einem hinteren. Das Syndesmoseband, das häufig bei Verletzungen reißt, ist das Vordere.
Ein Syndesmosebandriss äußert sich in Schmerzen bei Druck auf das obere Sprunggelenk oder einer Rotation nach außen des Fußes. Betroffene können den Fuß meist nicht belasten und es bildet sich häufig eine Schwellung oberhalb der Syndesmose. Zur genauen Diagnose kommt zu einigen speziellen Belastungstests eine Röntgen- und/oder MRT-Diagnostik hinzu.
1. Schünke, Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
2. Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Thieme (Verlag), 12. Auflage, 2018
3. Aumüller, Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
4. Bommas-Ebert, Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie, Thieme (Verlag), 3. Auflage, 2011
5. Ulfig, Kurzlehrbuch Histologie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2019
6. Welsch, Histologie – Lehrbuch und Atlas, Elsevier (Verlag), 6. Auflage, 2022
7. Imhoff, Checkliste Orthopädie, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2021