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Der Begriff Thorax ist die medizinische Bezeichnung für den Brustkorb, der sich aus den Brustwirbeln, den Rippen und dem Sternum (Brustbein) zusammensetzt und anhängende Muskeln, Bänder und Gelenke aufweist. Innerhalb des Thorax befinden sich in der Brusthöhle dabei wichtige Organe wie beispielsweise das Herz sowie Leitungsbahnen.
Wissenswertest zum Thorax, dessen Funktion und Aufbau sowie möglichen Verletzungen und Krankheitsbilder gibt es im folgenden Artikel.
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Thorax – Definition
Der in der Medizin verwendete Begriff Thorax meint übersetzt den Brustkorb, welcher den oberen Teil des Rumpfes von Menschen darstellt und sich zwischen Hals und Abdomen (Bauchraum) befindet. Der Thorax ist dabei allgemein die Gesamtheit aus Brustwirbeln, Rippen und dem Sternum (Brustbein) mit den anhängenden Muskeln, Bändern und Gelenken.
Der Teil des Thorax, welcher aus Hartgewebe (Knochen) besteht, wird auch als knöcherner Thorax bezeichnet und schützt unter anderem die in der Brusthöhle enthaltenen Organe, wie Herz und Lunge.
Thorax – Aufbau
Der Thorax besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Zu den knöchernen Elementen (knöcherner Thorax) zählen dabei die Brustwirbelsäule, das Sternunm und die zwölf Rippenpaare.
Die Brusthöhle des Thorax wird dabei nach oben (kranial) durch die obere Thoraxapertur begrenzt. Die untere Grenze (kaudal) bildet hingegen die untere Thoraxapertur mit dem Zwerchfell. Die Begrenzungen nach vorne (ventral) sind die Rippen und das Sternum sowie nach hinten (dorsal) die Rippen und die Brustwirbelsäule.
Die Brusthöhle wird unterteilt in ein Mediastinum und zwei Pleurahöhlen. Das Mediastinum stellt den zentralen Raum der Brusthöhle dar. Hier sind die Organe, der Thymus, der untere Teil der Luftröhre (kaudale Trachea) sowie die Speiseröhre (Ösophagus) und das Herz enthalten. Zudem verlaufen im Mediastinum große Leitungsbahnen des Thorax. Die zwei Pleurahöhlen (rechte und linke Pleurahöhle) enthalten die rechte und linke Lunge und dienen als Verschiebe- und Reserveraum bei den Atembewegungen.
Die Öffnungen des Thorax sind die obere Thoraxapertur, die von drei Strukturen gebildet wird sowie die untere Thoraxapertur, die von fünf Strukturen gebildet wird. Zur oberen Öffnung gehören:
- 1. Brustwirbelkörper
- 1. Rippenpaar
- Oberrand des Manubrium sterni (Handgriff, oberster Abschnitt des Brustbeins)
Die untere Öffnung wird gebildet aus:
- 12. Brustwirbelkörper
- 12. Rippenpaar
- Enden des 11. Rippenpaares
- Rippenbogen
- Processus xiphoideus des Sternums (Schwertfortsatz, unterster Abschnitt des Brustbeins)
Organe
Folgende Organe befinden sich innerhalb des Thorax, das heißt in der Brusthöhle intrathorakal gelegen:
- Lunge
- Herz
- Thymus (primäres lymphatisches Organ, das sich mit zunehmendem Alter verfettet und sich im Laufe der Jahre zurückbildet)
- Speiseröhre (Ösophagus)
- Luftröhre (Trachea)
Nerven
Zu den Nerven und Ganglien, die sich innerhalb des Thorax befinden, gehören unter anderem:
- Nervus vagus
- Nervus phrenicus
- Nervus splanchnicus major
- Nervus splanchnicus minor
- Nervus splanchnicus imus
- Ganglia thoracica
Arterien, Venen und Lymphgefäße
Wichtige Blut- und Lymphgefäße, die intrathorakal verlaufen, sind unter anderem:
- Aorta (Brustaorta) und ihre großen Gefäßstämme/Abgänge
- Arteria und Vena pulmonalis
- Arteria und Vena thoracica interna
- Vena cava superior (Obere Hohlvene)
- Vena cava inferior (Untere Hohlvene)
- Vena azygos
- Vena hemiazygos
- Ductus thoracicus (größte Lymphbahn des Körpers)
Thorax – Funktion
Der Thorax dient der Formgebung der Brusthöhle und ist zudem Ansatzpunkt für die Atemmuskulatur. Die zwischen den Rippen befindlichen Muskeln ermöglichen hierbei die Atmung (Atemhilfsmuskulatur). Die auf der Außenseite der Rippen befindlichen Muskeln dienen dabei der Einatmung: Die Rippen heben sich und die Einatmung wird ermöglicht. Die auf der Innenseite der Rippen befindlichen Muskeln ermöglichen wiederum die Ausatmung: Die Rippen senken sich, wodurch sich der Brustraum verkleinert und die Ausatmung ermöglicht wird.
Das Zwerchfell (Diaphragma) ist eine Muskel-Sehnen-Platte, die die Grenze zwischen Brust- und Bauchraum bildet. Es unterstützt die Atmung und gilt als wichtigster Atemmuskel: Wenn sich das Zwerchfell zusammenzieht (kontrahiert), geht dieses von einer Kuppelform in eine flache Kegelform über, wodurch es zur Vergrößerung des Thoraxraums und des Thoraxvolumens kommt – der entstehende Unterdruck führt zu Einatmung.
Eine weitere wichtige Funktion des knöchernen Thorax besteht im Schutz der in der Brusthöhle befindlichen Organe: das Herz und die Lungen sowie wichtige große Gefäße werden hierdurch vor Verletzungen geschützt.
Thorax – Thoraxdeformität
Unter dem Begriff der Thoraxdeformität wird eine von der Norm abweichende Form des Brustkorbs verstanden. Bei der Inspektion des Thorax ist auf Thoraxdeformitäten zu achten. Diese können sowohl angeboren als auch erworben in Erscheinung treten.
Angeborene Thoraxdeformitäten
Thoraxdeformitäten sind häufig genetisch bedingte Fehlbildungen, beispielsweise im Rahmen von Wachstumsstörungen des Rippenknorpels, oder mit Erkrankungen assoziiert. Zu diesen zählen unter anderem:
- Marfan-Syndrom
- Ehlers-Danlos-Syndrom
- Poland-Syndrom
- Chondrodysplasie
- Rachitis
Zu der häufigsten Veränderung der Brustkorbform gehört die sogenannte Trichterbrust mit eingesunkenem Sternum als genetisch bedingte Fehlbildung, welche sich im Laufe des Körperwachstum bis zum Ende der Pubertät ausprägen beziehungsweise verschlechtern kann. Beispiele für weitere Thoraxdeformitäten sind unter anderem:
- Kielbrust
- Sternumspalte
- Thorakoschisis (angeborene Spaltbildung im Bereich der Thoraxwand)
Erworbene Thoraxdeformitäten
Auch erworbene Thoraxdeformitäten können auftreten. Als Beispiel kann der sogenannte Fassthorax genannt werden. Dieser beschreibt einen Zustand, bei dem die Rippen fast horizontal verlaufen und der Form eines Fasses ähnlich sind.
Ein Fassthorax kommt dabei durch eine Überblähung der Lunge zustande und kann im Rahmen einer langjährigen COPD-Erkrankung in Erscheinung treten. Auch bei einem Asthma bronchiale kann der Befund des Fassthorax typisch sein.
Thorax – Verletzungen
Das Thoraxtrauma ist eine Verletzung des Brustkorbs, des Mediastinum oder der Lungen durch äußere Einwirkung, wie zum Beispiel durch stumpfe Traumata oder Stichverletzungen. Das Verletzungsmuster hängt dabei von der Intensität der Gewalteinwirkung ab und ist stark variabel: Es kann von einer ungefährlichen Thoraxprellung bis hin zu lebensbedrohlichen Thoraxverletzungen, die im Rahmen von Polytraumata auftreten und mit einer hohen Letalität einhergehen, reichen. Die Therapie richtet sich hierbei nach dem Verletzungsausmaß.
Zu den Verletzungen des Brustkorbs zählen unter anderem:
- Rippenfraktur/ Rippenserienfraktur
- Sternumfraktur
- Zwerchfellruptur (Riss des Zwerchfells)
- Phrenicusparese (durch Verletzung des Nervus phrenicus)
Zu den Verletzungen des Mediastinums gehören unter anderem:
- Herzprellung
- Traumatische Aortenruptur (Verletzung der Aorta)
- Verletzung des Ductus thoracicus
- Verletzung der Speiseröhre
Verletzungen der Lunge und weitere Verletzungen, die zur Störung der Atmung führen, sind unter anderem:
- Lungenkontusion/-riss
- Ruptur von Luftröhre (Trachea) /Bronchus
Mögliche Folgen von Stichverletzungen des Thorax sind unter anderem:
- Pneumothorax: Ansammlung von Luft mit Kollaps der Lunge/ Hämatopneumothorax (Ansammlung von Blut und Luft mit Kollaps der Lunge)
- Gefahr der Gefäßverletzung (Interkostalgefäße, Arteria subclavia, Arteria thoracica interna, Aorta, Vena cava)
Sofern es sich um eine Stichverletzung handelt, sollte das Stichwerkzeug immer im Körper belassen werden und erst während eines operativen Eingriffs entfernt werden – das Entfernen des Stichwerkzeugs kann mit großem Blutverlusten einhergehen.
Risikofaktoren
Thorakale Verletzungen sind nach Extremitätenverletzungen die zweithäufigste Diagnose bei einem/-r Patienten/-in mit Zustand nach Polytrauma – Risikofaktor für eine Thoraxverletzung ist dementsprechend ein Polytrauma. Bei polytraumatisierten Patienten/-innen sind die häufigste Verletzungskombinationen die Extremitäten- und Schädel-Hirn-Verletzungen (63 Prozent), an zweiter Stelle können die Extremitäten- und Thoraxverletzungen (52 Prozent) genannt werden, gefolgt von Thorax- und Schädel-Hirn-Verletzungen (41 Prozent).
Thorax – Krankheiten
Krankheiten im Bereich des Thorax sind nicht zu unterschätzen. Folgende Krankheitsbilder können beispielhaft genannt werden:
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Pneumothorax: Eindringen von Luft in den Pleuraspalt, wodurch der Unterdruck verloren geht und es zu einem Kollaps des betroffenen Lungenflügels kommt, traumatisch sowie spontan, insbesondere bei pulmonal vorerkrankten Personen, auftretend
- Hämatothorax: Blutansammlung im Pleuraspalt, beispielsweise durch Rippen(serien)fraktur oder Stichverletzung
- Hämatopneumothorax
- Krebserkrankungen im Bereich des Thorax (zum Beispiel Lungenkrebs (häufigste Form))
- Thieme, I care – Anatomie, Physiologie, Georg Thieme Verlag KG, 2020
- MSD Manual, Thoraxverletzungen im Überblick, https://www.msdmanuals.com/... (Abrufdatum: 16.12.2022)
- Walter de Gruyter GmbH, Orend, K-H., Epidemiologie der Thoraxverletzungen, 2020, https://www.degruyter.com/... (Abrufdatum: 16.12.2022)
- Amboss, Pneumothorax, https://www.degruyter.com/... (Abrufdatum: 16.12.2022)
- Amboss, Thorax, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 16.12.2022)
- Thieme, Übersicht und Topografie des Thorax, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 16.12.2022)