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Der Truncus vagalis anterior, auch als vorderer Vagusstamm bezeichnet, ist ein bedeutender Ast des Nervus vagus, der der parasympathischen Innervation des Bauchraumes dient. Er spielt eine wesentliche Rolle bei der Innervation der Bauchorgane und hat in der Anatomie sowie klinischen Medizin Relevanz. Der folgende Artikel behandelt die Anatomie, funktionelle Bedeutung sowie klinische Relevanz des Truncus vagalis anterior.
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Truncus vagalis anterior – Definition
Der Truncus vagalis anterior, auch bezeichnet als vorderer Vagusstamm, ist ein Ast des Nervus vagus, der mit dem weiteren Ast des Nervus vagus, dem Truncus vagalis posterior, den Bauchraum parasympathisch versorgt. Er liegt vor dem Ösophagus und aus den Fasern des Plexus oesophageus gebildet wird.
Truncus vagalis anterior – Anatomie und funktionelle Bedeutung
Der vordere Vagusstamm enthält durch die Embryonalentwicklung im Rahmen der Magendrehung vor allem die Fasern des Nervus vagus, also dem 10. Hirnnerven. Er entsteht dabei hauptsächlich aus dem linken Nervus vagus und setzt sich aus den Fasern des Plexus oesophageus zusammen. Nachdem er durch den Hiatus oesophageus tritt, verläuft er in den Bauchraum auf die Magenvorderseite und endet am Magen.
Er gibt folgende Äste ab:
- Rami gastrici anteriores: Versorgung der Magenvorderseite
- Rami hepatici: Versorgung von Leber und Pylorus (durch den weiteren Ast Ramus pyloricus)
Funktionelle Bedeutung
Der Truncus vagalis anterior übermittelt vor allem parasympathische Signale, die eine Vielzahl von Funktionen in den Bauchorganen steuern. Dazu gehören die Stimulation der Magensäuresekretion, durch das Anregen der Parietalzellen und die Steuerung der Motilität, indem er die Kontraktion der glatten Muskulatur des Magens unterstützt. Außerdem beeinflusst der vordere Vagusstamm auch die Leberfunktion, indem die Rami hepatici regulierend auf die Stoffwechselprozesse in der Leber wirken.
Die parasympathische Innervation des Bauchraumes übernehmen der Truncus vagalis anterior und der Truncus vagalis posterior, als zwei Äste des Nervus vagus. Während der Truncus vagalis anterior schon am Magen endet, verläuft der Truncus vagalis posterior bis zur linken Kolonflexur, zum sogenannten "Cannon-Böhm-Punkt". Ab dort übernehmen erst die Nervi splanchnici pelvici die parasympathische Innervation.
Truncus vagalis anterior – Klinik
Der Truncus vagalis anterior ist bei chirurgischen Eingriffen, vor allem bei Magenoparationen von klinischer Relevanz. Bei der sogenannten Vagotomie, welche eine Behandlung eines Magengeschwürs (Ulcus ventriculi) beschreibt, wird der Truncus vagalis anterior oder einer seiner Äste durchtrennt, um die Magensäuresekretion zu reduzieren.
Schäden des vorderen Vagusstamms können zu beachtlichen funktionellen Beeinträchtigungen führen. Dazu gehören beispielsweise
- Gastroparese: Eine verzögerte Magenentleerung, die durch eine gestörte Motilitätsregulation entsteht.
- Verdauungsstörungen: Es kommt zur Beeinträchtigung der Sekretion von Verdauungssäften und der Peristaltik des Magens.
Anhand der Elektrogastrographie kann der Truncus vagalis anterior, beziehungsweise die Magen- und Darmmotilität im Rahmen eines elektrophysiologischen Messverfahrens gemessen werden. Moderne bildgebende Verfahren wie die hochauflösende Magnetresonanztomographie (MRT) können zur anatomischen Darstellung beitragen.
Häufige Fragen
- Wie entsteht der Truncus vagalis anterior?
- Welche Organe innerviert der Truncus vagalis anterior?
- Welche Funktionen erfüllt der Truncus vagalis anterior?
- Warum ist der Truncus vagalis anterior chirurgisch relevant?
Der Truncus vagalis anterior wird aus den Fasern des Plexus oesophageus, der vom rechten und linken Nervus vagus am kaudalen (unteren) Teil des Ösophagus gebildet wird. Der linke Nervus vagus liefert den Hauptanteil der Fasern für den Truncus vagalis anterior.
Er innerviert vor allem den Magen über die Rami gastrici anteriores und die Leber über die Rami hepatici. Die Rami hepatici geben wiederum einen Ramus pyloricus zur Versorgung des Pylorus (Magenpförtner) ab.
Der Nerv innerviert parasympathisch den Bauchraum, indem er die Magensaftsekretion stimuliert und die Magenmotilität sowie die Motilität der Verdauungsorgane fördert. Außerdem reguliert er die Leberfunktion.
Bei Operationen wie der Vagotomie zur Behandlung eines Ulcus ventriculi beispielsweise, wird der Truncus vagalis anterior durchtrennt. Dadurch wird die Magensaftsekretion reduziert und die Geschwüre können behandelt werden. Außerdem kann ein Rückfall verhindert werden.
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- Leitungsbahnen des Bauchraums, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 13.12.2024