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Die Vena jugularis ist ein überlebenswichtiges Gefäß im menschlichen Körper. Nahezu das gesamte Blut aus Kopf und Hals muss diese Vene auf dem Weg zum Herzen passieren. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Aufbau, Lage und wichtigen Krankheitsbildern der Vena jugularis.
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Vena jugularis – Definition
Die Vena jugularis, die “Drosselvene”, ist das wichtigste Gefäß überhaupt für den venösen Rücktransport von Blut aus dem Kopf-Hals-Bereich. Dabei besteht diese Vene aus insgesamt drei Teilen, wobei diese nach ihrer räumlichen Lokalisation benannt sind:
- Vena jugularis interna (innen)
- Vena jugularis externa (außen)
- Vena jugularis anterior (vorne)
Alle Jugularvenen sind paarweise auf der linken sowie auf der rechten Körperseite zu finden. Daher verlaufen sie zu jeder Körperseite.
Vena jugularis – Lage und Verlauf
Grob gesagt befinden sich alle drei Teile der Drosselvene im vorderen und seitlichen Halsbereich. Dabei muss man die Lage der unterschiedlichen Venen allerdings voneinander abgrenzen: Während die äußere und die hintere Drosselvene zu den oberflächlichen Venen gehören, ist die Vena jugularis interna per Definition eine tiefe Vene.
Verlauf der tiefen Anteile: Vena jugularis interna
Die innere Drosselvene stellt mit Abstand die kräftigste Jugularvene dar. Sie bildet die Fortsetzung der venösen Gefäßstrukturen des Gehirns und tritt dabei durch ein spezifisches Loch an der Schädelbasis aus (sog. “Foramen jugulare“). Von dort aus verläuft die Vena jugularis interna innerhalb einer Gefäß-Nerven-Straße den Hals hinunter und befindet sich dabei in unmittelbarer Nachbarschaft der inneren Halsschlagader und des wichtigen parasympathischen Nervus vagus (Hirnnerv X). Direkt unterhalb des Foramen jugulare bildet die innere Drosselvene eine gewisse Aufweitung aus, welche auch als “Bulbus superior venae jugularis” bezeichnet wird.
Im weiteren Verlauf befindet sich die vena jugularis interna und die gesamte Gefäß-Nerven-Straße in einem von den Halsfaszien gebildeten Raum, die sogenannte “Vagina carotica” (“Karotisscheide”). Diese bindegewebige Hülle wiederum hält die Vene offen und verhindert ein Kollabieren der Gefäßwände. Schließlich mündet die Vene in den Venenwinkel. Etwa einen Zentimeter vor der Mündung gibt es nochmals eine zweite, demnach untere Aufweitung, den “Bulbus inferior venae jugularis”.
Venenwinkel
Hierbei handelt es sich um einen venösen Zusammenfluss, welcher von Vena subclavia (Unter-Schlüsselbein-Vene) und Vena brachiocephalica (Kopf-Arm-Vene) gebildet wird und sich kurz vor dem Herzen befindet.
Auf ihrem Weg zum Venenwinkel nimmt die innere Drosselvene außerdem noch einige andere Venen auf. Dazu gehören:
- Vena facialis (Gesichtsvene)
- Vena retromandibularis (Hinter-Unterkiefer-Vene)
- Vena lingualis (Zungenvene)
- Vena thyroidea superior & media (obere und mittlere Schilddrüsenvene)
Verlauf der oberflächlichen Anteile: Vena jugularis externa und anterior
Die beiden anderen Anteile der Vena jugularis (externa und anterior) hingegen verlaufen am Hals weitaus näher an der Hautoberfläche. Vor allem die äußere Drosselvene (externa) ist dabei oftmals sogar von außen erkennbar. Sie verläuft im seitlichen Halsbereich nach unten und wird dabei von einer dünnen Muskelplatte (dem “Platysma”) überdeckt. Sie entsteht ungefähr hinter dem Ohr durch den Zusammenfluss der Vena occipitalis (Hinterhauptvene) und anderen kleinen Venenästen. Die Vena jugularis externa mündet in die Vena subclavia.
Die vordere Drosselvene (anterior) mündet hingegen meist auch in die Vena jugularis externa oder aber direkt in den Venenwinkel. Zuvor verläuft sie im vorderen Bereich des Halses und vereinigt sich dort oft mit der Gegenseite zu einem Venenbogen (“Arcus venosus jugularis”). Der Arcus venosus jugularis befindet sich räumlich gesehen ungefähr vor der Schilddrüse.
Vena jugularis – Funktion
Wie die Aufgabe aller Venen im Allgemeinen, besteht die Funktion der Vena jugularis auch darin, sauerstoff- und nährstoffarmes Blut zurück zum rechten Vorhof des Herzens zu leiten. Diese Aufgabe übernimmt die Drosselvene dabei für den Großteil des Kopf-Hals-Bereiches. Den Vorgang des Abtransports nennt man Drainage. Demzufolge drainieren einzelnen Abschnitte dabei folgende Gebiete:
- Vena jugularis interna: Gehirn, Gesicht, Zunge, Kopf, Schilddrüse
- Vena jugularis externa: oberflächliche Anteile des Hinterkopfes
- Vena jugularis anterior: Mundboden, oberflächliche Vorderwand des Halses
Vena jugularis – Histologie
Unter dem Mikroskop weist die Vena jugularis den klassischen dreischichtigen Aufbau von Gefäßstrukturen auf. Im Gegensatz zu Arterien ist allerdings die mittlere Schicht bei Venen weitaus schwächer ausgeprägt und dementsprechend um einiges dünner. Dies führt dazu, dass der Innenraum (“Lumen“) größer ist als bei arteriellen Gefäßen mit vergleichbarem Durchmesser. Die drei Schichten der Vena jugularis sind im Detail in der anschließenden Tabelle aufgeführt.
Schicht | Deutsche Bezeichnung | Bestandteile | Funktion |
Tunica intima | “Innerste Wandschicht” | Endothel (=flache, eng miteinander verbundene Oberflächenzellen) | Abdichtung, Transport |
Tunica media | “Mittlere Wandschicht” | Muskelzellen | Gefäßkontraktion |
Tunica aventitia | “Zusätzliche Wandschicht” | Bindegewebe, Kollagen, Gefäße, Nerven | Eigenversorgung, Verankerung im umliegenden Gewebe |
Vena jugularis – Klinik und Frog-sign-Phänomen
Im klinischen Alltag spielen vor allem Erkrankungen der Vena jugularis interna eine wichtige Rolle. Denn sie ist an der Blutzirkulation des Kopfes beteiligt und Abflussstörungen können verheerende Folgen im Gehirn nach sich ziehen. Im Folgenden sind drei Krankheitsbilder der Drosselvene näher dargestellt.
Zentraler Venenkatheter
Der Zentrale Venenkatheter (kurz: ZVK) stellt eine wichtige intensivmedizinische Maßnahme dar, um intravenös Medikamente oder Infusionen zu verabreichen. Neben der Vena subclavia wird ein ZVK auch sehr häufig in der Vena jugularis interna platziert.
Jugularvenenthrombose
Die Jugularvenenthrombose stellt gleich einmal eine ziemlich kritische Situation für den/die Patienten/-in dar. Hierbei handelt es sich um ein Blutgerinnsel (meist innerhalb der inneren Jugularvene), welches das Gefäß am Hals verengt oder sogar komplett verschließt. Ursächlich dafür sind häufig Schädigungen der Gefäßwand, welche beispielsweise durch intravenösen Drogenkonsum, Hals-Operationen oder Infektionen verursacht werden können. Mögliche Auslöser sind des Weiteren auch Stauungszustände in umliegenden Strukturen, etwa geschwollene Lymphknoten am Hals oder Metastasen von Tumoren.
Venenwände schützen
Zur Vorbeugung derartiger Venenerkrankungen kann man einige Dinge selbst tun, die zu gesunden Gefäßwänden führen. Hierbei spielt vor allem ein Körpergewicht im Normbereich sowie eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse eine wichtige Rolle. Auch eine ausreichende Wasserzufuhr ist wichtig. Sparsam sollte man seinen Venen zuliebe allerdings bei Salz, Zucker und Alkohol sein.
Mögliche Komplikation bei einer Jugularvenenthrombose ist zum Beispiel eine systemische Entzündungsreaktion (“Sepsis”), welche stets als lebensbedrohlich einzustufen ist. Außerdem kann das Blutgerinnsel auch in andere Körperbereiche verschleppt werden. Somit kann es zu einer Verstopfung der Lungengefäße (Lungenembolie) oder der Venen im Gehirn (Sinusvenenthrombose) kommen. In therapeutischer Hinsicht reagiert man auf eine Jugularvenenthrombose meist mit einer intravenösen Antibiotika-Therapie und gerinnungshemmenden Medikamenten.
Frog sign
Beim “Frog sign” handelt es sich weniger um eine Krankheit an sich, sondern vielmehr um ein faszinierendes Phänomen bei einer Störung der Herzfunktion. Bei der sogenannten “AV-Knoten-Reentry-Tachykardie” (in etwa: beschleunigter Herzschlag wegen einer Erregungsleitungsstörung im AV-Knoten) ziehen sich Vorhof und Kammer des Herzens gleichzeitig zusammen. Da diese zwei Strukturen normalerweise gestaffelt nacheinander kontrahieren, um den Blutfluss in die richtige Richtung zu lenken, wird das Blut hierbei zweiseitig aus dem Herzen hinaustransportiert. Ein Teil der Menge landet daher auch über den Venenwinkel wieder in der Vena jugularis interna. Dieser rückläufige Blutstrom tritt einigermaßen synchron zum Herzschlag auf, weshalb es zu einem von außen sichtbaren Halsvenenpuls kommt. Dieser Zustand ähnelt den Halsbewegungen eines quakenden Frosches, wodurch eben dieser einprägsame Name zustande gekommen ist.
Halsvenenflussstauung
Ein ähnlicher Mechanismus wie beim Frog sign liegt auch bei der Halsvenenflussstauung zugrunde. Ein wichtiger Unterschied besteht jedoch darin, dass hierbei keine Pulswellen zustande kommen. Trotzdem lieg ein Rückstau des Blutes in die Jugularvenen vor, was durch eine Rechtsherzschwäche verursacht wird. Das Herz schafft es nicht, das ankommende venöse Blut komplett abzutransportieren, weshalb es bildlich gesprochen zu einer Wartezeit vor dem Herzen kommt. Von dieser Flussstauung ist häufig die Vena jugularis externa betroffen, welche in derartigen Fällen prominent am Hals hervortritt. Stehendes Blut birgt allerdings immer auch das Risiko einer Gerinnselbildung (siehe Jugularvenenthrombose).
1. Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Kopf, Hals und Neuroanatomie), Thieme, 6. Auflage (2022).
2. Thieme via medici, Venöser Blutabfluss von Kopf und Hals, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 13.01.2023).
3. Venenpraxis Münster, https://venenpraxis-muenster.de/... (Abrufdatum: 02.02.2023).