Inhaltsverzeichnis
Die Vena saphena parva ist eine der wichtigsten oberflächlichen Venen des Unterschenkels und spielt eine zentrale Rolle im venösen Rückfluss des Beins. Aufgrund ihrer engen Beziehung zu den tiefen Beinvenen und ihrer Verbindung zu Perforansvenen kann sie klinisch bedeutsame Erkrankungen entwickeln. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Anatomie, Funktion und klinische Bedeutung der Vena saphena parva. Dabei werden typische Erkrankungen sowie moderne diagnostische und therapeutische Ansätze erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Vena saphena parva – Definition
Die Vena saphena parva ist eine oberflächliche Vene des Beins, die den venösen Rückfluss aus dem lateralen Fußbereich in die tiefen Venen der Kniekehle leitet. Sie gehört zu den wichtigsten oberflächlichen Venen des Unterschenkels und ist für den Blutabfluss aus dem dorsolateralen Bereich des Fußes verantwortlich.
Vena saphena parva – Anatomie und Verlauf
Die Vena saphena parva entsteht aus der Vena marginalis lateralis, welche sich an der Außenseite des Fußes befindet. Diese Fußvene steht wiederum in Verbindung mit dem Arcus venosus dorsalis pedis, einem venösen Geflecht auf dem Fußrücken. Die Vena saphena parva verläuft nach ihrer Entstehung epifaszial hinter dem Malleolus lateralis (äußerer Knöchel), steigt entlang der Wade auf und liegt dabei teilweise in der Nähe des Nervus suralis. Schließlich mündet sie in der Kniekehle in die Vena poplitea. Von hier transportieren weitere Venen das Blut zurück zum Herzen.
In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle liegt allerdings eine anatomische Variante vor. Dann geht die Vena saphena parva nicht in die Vena poplitea über, sondern in eine andere tiefe Vene oder sie verläuft außerhalb der Kniekehle. Mögliche Varianten sind folgende:
- Verlauf als Giacomini-Vene: Sie zieht weiter nach proximal und verbindet sich mit der Vena saphena magna, der großen oberflächlichen Beinvene.
- Mündung in die Vena femoralis: Statt in die Vena poplitea kann die Vene direkt in die Vena femoralis münden.
- Verbindung mit den tiefen Wadenvenen: Hierbei mündet sie nicht direkt in die Vena poplitea ein, sondern verbindet sich mit der Vena tibialis posterior oder der Vena fibularis.
- Mündung in eine akzessorische Vene: Auch eine Mündung in eine zusätzliche Vene zwischen der Vena saphena magna und der Vena poplitea ist möglich.
Die Kenntnisse über die anatomischen Varianten sind besonders bei operativen Eingriffen notwendig.
Verbindung zu anderen Venen
Die oberflächlichen Venen des Beins, einschließlich der Vena saphena parva, sind durch zahlreiche Perforansvenen mit den tiefen Venen verbunden.
Wichtige Verbindungsvenen sind die Dodd-Venen am proximalen Oberschenkel und die Boyd-Venen an der proximalen Wade, zwischen der Vena saphena parva und der Vena tibialis posterior
Die Extremitätenvenen enthalten Taschenklappen, die den Blutfluss regulieren. Diese Klappen sorgen dafür, dass das Blut nur in Richtung des Herzens fließt, also von den oberflächlichen Venen zu den tiefen Venen. Bei Muskelkontraktionen werden die tiefen Venen zusammengedrückt, wodurch der venöse Rückstrom wesentlich gefördert wird.
Vena saphena parva – Klinische Bedeutung
Eine der häufigsten Erkrankungen der Vena saphena parva ist die Varikose, also die krankhafte Erweiterung und Insuffizienz der Vene. Diese kann anhand der CEAP-Klassifikation in mehrere Stadien eingeteilt werden. Bei der Erkrankung können Beschwerden wie die venöse Stauung, ein Schwere- und Spannungsgefühl oder Ödemen auftreten.
Ein Rückstau des venösen Blutes aus einer insuffizienten Vena saphena parva kann zudem zu einer Seitenastvarikose führen. Eine Varikophlebitis (entzündete Krampfader) kann als Komplikation einer Varikose auftreten. Bei chronischer venöser Insuffizienz kann sich Blut in den insuffizienten Perforansvenen stauen, was die Entwicklung von venösen Ulzera (Hautdefekt) begünstigt.
CEAP-Klassifikation
Die CEAP-Klassifikation dient der standardisierten Einteilung chronischer Venenerkrankungen und umfasst vier Kategorien: Clinical (klinische Zeichen), Etiological (Ursache), Anatomical (anatomische Lokalisation) und Pathophysiological (pathophysiologische Mechanismen). Die klinische Einteilung (C) reicht von C0 (keine sichtbaren Veränderungen) bis C6 (offenes venöses Ulkus). Die ätiologische Klassifikation (E) unterscheidet zwischen verschiedenen Ursachen. Die anatomische Zuordnung (A) beschreibt, welche Venen betroffen sind, während die pathophysiologische Kategorie (P) angibt, ob eine venöse Insuffizienz oder eine Obstruktion vorliegt. Diese Klassifikation hilft bei der Diagnose, Therapieplanung und Verlaufsbeurteilung von Venenerkrankungen.
Diagnostik
Zur Diagnosesicherung einer Insuffizienz der Vena saphena parva findet die Doppler-Duplex-Sonografie als Goldstandart am häufigsten Einsatz. Bei unklaren oder komplizierten Fällen sowie möglicherweise zur präoperativen Planung kann zusätzlich eine (CT– oder MR-)Phlebografie durchgeführt werden.
Therapie
Die Behandlung von Erkrankungen der Vena saphena parva umfasst sowohl konservative als auch invasive Maßnahmen:
- Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen zur Unterstützung des venösen Rückflusses
- Sklerosierungstherapie (Verödung), insbesondere die Schaumsklerosierung, zur künstlichen Entzündung und Verschließung der Vene
- Thermoablative Verfahren (zum Beispiel Laser oder Radiofrequenzablation) zur Schrumpfung der Vene
- Chirurgische Entfernung („Stripping“) von stark erweiterten Venen
- Aust G et. al., Duale Reihe Anatomie (Thieme, 6. Auflage, 2024)
- Moll, I., Duale Reihe Dermatologie (Thieme, 9. Auflage, 2024)
- Leitungsbahnen der unteren Extremität, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 08.02.2025)
- Unterschenkel, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 08.02.2025)
- Vena giacomini, https://www.thieme-connect.com/... , (Abrufdatum: 08.02.2025)