Inhaltsverzeichnis
Als Ventrikel bezeichnet man in der Medizin Hohlräume im menschlichen Körper, die an verschiedenen Stellen vorkommen. Wo genau man Ventrikel findet und welche Bedeutung sie dort haben, erklärt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Ventrikel – Definition
Unter einem Ventrikel (kommt vom lateinischen Wort “ventriculus”) versteht man in der Anatomie bauchförmige Hohlorgane oder Leerräume. Diese Hohlräume erfüllen je nach Lage und Funktion unterschiedliche physiologische Aufgaben.
Im menschlichen Körper befinden sich folgende Ventrikel:
- Hirnventrikel (Ventriculi cerebri)
- Herzventrikel (Ventriculi cordis)
- Morgagni-Ventrikel (Ventriculus laryngis)
Darüber hinaus wird auch der Magen in der Anatomie als “ventriculus” bezeichnet. Im engeren medizinischen Sinne wird der Begriff Ventrikel jedoch eher für bauchförmige Hohlräume verwendet, die in funktionellem Zusammenhang mit Flüssigkeits- oder Bluttransport stehen (wie die Hirnventrikel oder die Herzventrikel).
Ventrikel – Hirnventrikel
Die Hirnventrikel (ventriculi cerebri) sind ein zentraler Bestandteil des Ventrikelsystems im Gehirn und erfüllen essenzielle Aufgaben für die Liquorzirkulation. Sie bilden ein komplexes Netzwerk aus Hohlräumen, die mit Hirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) gefüllt sind. Dieser Flüssigkeitsraum schützt das Gehirn vor mechanischen Einwirkungen, reguliert den intrakraniellen Druck und transportiert Stoffwechselprodukte. Der Boden der Hirnventrikel ist mit einer Zellschicht aus Ependym ausgekleidet, die Transportproteine und Aquaporine enthält. Dadurch wird der Flüssigkeitsaustausch zwischen den Ventrikeln und dem umliegenden Hirngewebe reguliert.
Bildung des Liquors
Der Liquor cerebrospinalis wird überwiegend in den Plexus choroidei gebildet. Dabei handelt es sich um knäuelartige Gefäßstrukturen in den Ventrikeln. Pro Tag werden etwa 500 Milliliter Liquor produziert, der kontinuierlich durch die Ventrikel in den äußeren Liquorraum fließt und dort resorbiert wird. Diese Bewegung erfolgt durch den Druckunterschied, der durch die Herz- und Atembewegung entsteht..
Das Ventrikelsystem besteht insgesamt aus den vier folgenden Ventrikeln:
- zwei Seitenventrikel (Ventriculi laterales)
- dritter Ventrikel (Ventriculus tertius)
- vierter Ventrikel (Ventriculus quartus)
Seitenventrikel
Diese beiden großen Hohlräume befinden sich jeweils in den beiden Großhirnhemisphären. Sie gliedern sich in das Vorderhorn (Cornu frontale), den zentralen Teil (Pars centralis), das Unterhorn (Cornu temporale) und das Hinterhorn (Cornu occipitale). Über die sogenannten Foramina interventricularia stehen sie außerdem mit dem dritten Ventrikel in Verbindung.
Dritter Ventrikel
Dieser unpaare Ventrikel liegt im Zwischenhirn (Diencephalon) und wird von den Thalami begrenzt. Der dritte Ventrikel kommuniziert über den Aquaeductus mesencephali mit dem vierten Ventrikel.
Vierter Ventrikel
Der vierte Ventrikel liegt im Rautenhirn (Rhombencephalon) und grenzt an die sogenannte Rautengrube. Seine Öffnungen (Foramina Luschkae und Foramen Magendi) ermöglichen die Verbindung zum äußeren Liquorraum, der im klinischen Sprachgebrauch vor allem als Subarachnoidalraum bekannt ist.
Ventrikel – Herzventrikel
Die Herzventrikel sind muskulöse Kammern des Herzens, die das Blut durch den Körper und die Lunge pumpen. Sie sind zentrale Bestandteile des Herz-Kreislaufsystems und werden in den linken und rechten Ventrikel unterteilt. Die Hauptaufgabe der Herzventrikel besteht darin, das Blut effizient durch den Körper und die Lunge zu transportieren. Der rechte Ventrikel versorgt den Lungenkreislauf mit Blut, während der linke Ventrikel den gesamten Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Koordination zwischen beiden Ventrikeln gewährleistet eine konstante Blutzirkulation.
Rechter Ventrikel
Der rechte Ventrikel pumpt sauerstoffarmes Blut aus dem rechten Vorhof in den Lungenkreislauf. Er zeichnet sich durch eine dreiseitige Pyramidenform aus und ist in einen Einströmungsteil sowie einen Ausflusstrakt unterteilt. Der Einströmungsteil enthält zahlreiche muskulöse Strukturen, sogenannte Trabeculae carneae. Die Trabecula septomarginalis (Moderatorband) überträgt elektrische Impulse und sichert eine koordinierte Kontraktion.
Linker Ventrikel
Der linke Ventrikel pumpt das sauerstoffreiche Blut aus dem linken Vorhof in den systemischen Kreislauf. Er hat eine dickere Muskelschicht als der rechte Ventrikel, da er höheren Druckanforderungen gerecht werden muss. Der Einströmungsteil weist ebenfalls Trabeculae carneae auf, während der Ausflusstrakt glatt ist und in die Aorta führt.
Ventrikel – Ventriculus laryngis
Bei dem Ventriculus laryngis handelt es sich um eine anatomische Besonderheit des Kehlkopfs. Er liegt als beidseitige Ausbuchtung zwischen den Taschenfalten (Plicae vestibulares) und den Stimmfalten (Plicae vocales).
Anatomie
Die Ventriculi larynges sind seitliche Einziehungen der Kehlkopfschleimhaut, die zur Seite hin erweitert sind. Sie sind teilweise mit respiratorischem Epithel ausgekleidet, das sich in Richtung der Stimmfalten in mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel verändert. Diese Differenzierung unterstützt die Stabilität und Flexibilität der Schleimhaut, was insbesondere bei der Stimmbildung wichtig ist.
Funktion
Der Ventriculus laryngis spielt eine wichtige Rolle als Resonanzraum für die Stimme, da er durch seine Position zwischen Taschen- und Stimmfalten zur Klangbildung beiträgt. Darüber hinaus unterstützt er den Schutz der Stimmfalten vor mechanischen Belastungen.
- Meningen, Liquorräume und Blut-Hirn-Schranke, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 01.12.2024)
- Aufbau des Herzens, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 01.12.2024)
- Kehlkopf, Sprechen und Sprache, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 01.12.2024)