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Im alltäglichen Sprachgebrauch oft mit der Vagina verwechselt, ist die Vulva der Überbegriff der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Dieser Artikel befasst sich detailliert mit der funktionellen Anatomie und den möglichen Erkrankungen des Bereichs um den Vaginaleingang.
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Vulva – Definition
Die Vulva umfasst definitionsgemäß den Vaginalvorhof (Vestibulum vaginae), die vaginale Öffnung (Ostium vaginae), sowie die Klitoris , die inneren und äußeren Schamlippen (Labiae minora et majora pudendi) und den Vorhofschwellkörper (Bulbus vestibuli). Eine alternative und treffende Bezeichnung für Vulva ist Scheidenvorhof. Da die Vagina selbst kein Sekret zur Aufrechterhaltung des feuchten und leicht sauren Milieus produzieren kann, sind spezielle Drüsen im Bereich der Vulva vorhanden, die diese Aufgabe übernehmen.
Vulva – Anatomie und Funktion
Ein genauerer Blick auf die Anatomie erklärt deutlicher die Funktion des Scheidenvorhofs.
- Vestibulum vaginae: Der Vaginalvorhof beschreibt den Bereich zwischen den kleinen Schamlippen bis hin zum Hymensaum im Vaginaleingang. Hymen ist der Fachbegriff für das umgangssprachlich bezeichnete Jungfernhäutchen. Hinter diesem beginnt die Vagina. In diesem Abschnitt liegen die Mündung der Harnröhre sowie kleinere Drüsen, die alkalisches Sekret produzieren (Glandulae vestibulares minores).
- Innere und äußere Labien (Schamlippen): Hier münden die größeren Drüsen, auch bekannt als Bartholin-Drüsen. Außerdem liegen in der Region Talg- und Schweißdrüsen und auf der äußeren Schamlippe beginnt die Intimbehaarung. Diese Strukturen dienen vorwiegend dem Schutz und der Erregerabwehr.
- Klitoris: Der “Kitzler” ist die Hauptstruktur für die sexuelle Erregung der Frau. Hier enden tausende von Nerven, wodurch der Bereich überaus empfindlich ist. Der Großteil der Klitoris liegt im Körper. Lediglich der Kopf (Glans clitoris) ist von außen sichtbar.
- Bulbus vestibuli: Der Vorhofschwellkörper ist verflochten mit den Schwellkörpern der Klitoris und umgeben von den Musculi bulbospongiosi, die sich beim Orgasmus kontrahieren.
Zusammenfassend wird entsprechend deutlich, dass die Vulva vor allem die Aufgabe der sexuellen Erregung und der Harnableitung übernimmt, aber auch an der Fortpflanzung und Geburt beteiligt ist.
Die Blutversorgung durch die Arterien erfolgt über Äste der Arteria pudenda interna und über die Arteria iliaca externa. Die Lymphe fließt über die Nodi lymphadici inguinales superficiales et profundi in die Nll. iliaci externi. Das Wissen um diesen Weg ist essentiell um mögliche Orte der Metastasierung bei einem Vulvakarzinom zu verstehen.
Vulva – Klinik und Erkrankungen
Wie zahlreiche andere Körperteile ist auch die Vulva anfällig für verschiedene Krankheiten, wozu vorwiegend Entzündungen und Krebserkrankungen zählen. Auch unangenehmer Juckreiz im Intimbereich kann seinen Ursprung im Scheidenvorhof finden.
Vulvitis
Eine Entzündung im Bereich der Vulva und der Öffnung zum Vaginaltrakt wird als Vulvitis bezeichnet. Sie geht oftmals mit einer Entzündung im Bereich der Vagina (Vaginitis) einher oder wird durch diese ausgelöst. Die Ursachen liegen entweder bei exogenen Auslösern wie mangelnder Hygiene, Infektionen oder Hautverletzungen, aber auch bei körpereigenen Entstehungsursachen. Dazu gehören typische System- oder Hauterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Psoriasis (Schuppenflechte). Frauen nach der Menopause sind durch den Mangel an Östrogen ebenfalls häufig betroffen.
Die Vulvitis äußert sich durch starken Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie eine allgemeine Rötung. Zinksalbe, Sitzbäder sowie eine kausale Erregertherapie bei Infektionen dienen der Linderung und Bekämpfung der Entzündung.
Bartholinitis
Durch eine Vulvitis oder Vaginitis können sich auch die Bartholini-Drüsen entzünden, die unter den kleinen Schamlippen liegen. Auch Darmbakterien durch falsche Hygiene können hierzu führen. Bei dieser Erkrankung verschließt sich der Ausführungsgang und es bildet sich eine Zyste. Die physiologischerweise erbsengroßen Drüsen schwellen deutlich an, meistens aber nur einseitig. Eine Bartholinitis ist für die betroffene Person enorm schmerzhaft und sollte schnellstmöglich behandelt werden.
Vulvakarzinom
Die Krebserkrankung an den äußeren weiblichen Genitalien ist vergleichsweise selten und tritt vorwiegend in der zweiten Lebenshälfte auf. Dennoch können diverse Vorstufen bereits in jüngeren Jahren vorkommen und durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt werden. Dazu zählt vor allem eine Infektion mit den humanen Papillomaviren (HPV). Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug im Jahr 2016 71%, je später das Karzinom aber entdeckt wird, desto schlechter ist die Prognose. Im Allgemeinen zählt das Vulvakarzinom zu den Krebserkrankungen mit einem eher schlechterem Ausgang.
Symptomatisch bleibt die Krankheit lange Zeit unauffällig, bis sie sich mit Juckreiz (Pruritus), Schmerzen und Brennen präsentiert. Im weiteren Verlauf wächst teilweise äußerlich Tumorgewebe und die Haut verfärbt sich rötlich-schwarz. In fast allen Fällen liegt die Ursache bei einem Plattenepithelkarzinom, dem weißen Hautkrebs. Da Vulvakarzinome in der Regel bereits in frühen Stadien Metastasen bilden, finden sich entsprechen des Wegs des Lymphabfluss besonders im inguinalen und femoralen Bereich Metastasen in den Lymphknoten.
- Schünke M et.al., Prometheus LernAtlas der Anatomie (Innere Organe), 5. Auflage, Thieme
- Vagina und Vulva, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 11.05.2024)
- Vulvakarzinom, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 11.05.2024)
- Entzündungen des weiblichen Genitaltrakts, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 11.05.2024)