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Die Wade ist ein wichtiger Bestandteil des Unterschenkels am Bein und ermöglicht Bewegungen wie Radfahren, Laufen, das Stehen auf Zehenspitzen.
Besonders bei Sportlern, bei denen auch der Muskel stärker ausgeprägt zu sehen ist, kann es in der Wade zu Schmerzen in Form von Krämpfen kommen.
Im folgenden Artikel geht es um die Anatomie der Wade sowie ihrer Funktion und Schmerzen, die auftreten können.
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Wade – Definition
Als Wade, oder auch Regio suralis (Wadenregion) bezeichnet man den hinteren gewölbten Abschnitt des Unterschenkels am Bein. Für diese Wölbung ist der Musculus triceps surae als oberflächlicher Wadenmuskel verantwortlich.
Wade – Anatomie
Die Wade beginnt unterhalb der Kniekehle und reicht bis zum unteren Drittel des Unterschenkels. Die Wadenmuskulatur, genauer gesagt die Flexoren des Unterschenkels, verleihen ihr ihre Form, wodurch sie nach hinten gewölbt ist. Die Rückfläche des Unterschenkels, in der sich auch die Wade befindet, wird als Regio cruris posterior bezeichnet.
Muskulatur
Die Muskeln in der Regio suralis verlaufen ausgehend vom Knie bis zum knöchernen Fersenbein (Calcaneus), also der Ferse des Fußes.
Die Wade besteht vor allem aus den folgenden zwei großen Hauptmuskeln:
- Musculus gastrocnemius
- Musculus soleus
Der Musculus gastrocnemius besteht aus zwei Muskelköpfen und der Musculus soleus aus einem, gemeinsam bilden alle drei Muskelköpfe den Musculus triceps surae. Sie haben alle ihren gemeinsamen Ansatz am Fersenbein, genauer gesagt strahlen ihre Fasern in die Achillessehne ein.
Der Musculus triceps surae hat einen großen Muskelquerschnitt und ist außerdem der stärkste Beuger (Flexor) im oberen Sprunggelenk mit einem Kraftanteil von 90 Prozent bei der Plantarflexion (Beugung des Fußes/ der Zehen in Richtung der Fußsohle). Im unteren Sprunggelenk ist er der stärkste Supinator (Hebung des medialen Fußrandes bei gleichzeitiger Senkung des lateralen Fußrandes) mit 60-prozentigem Kraftanteil an der Bewegung.
Einige Autoren sehen den Musculus plantaris als eigene Einheit an, andere wiederum erkennen ihn dem Musculus triceps surae als zugehörig an. Funktionell hat er nur eine geringe Bedeutung beim Menschen. Seine Fasern strahlt in den Musculus soleus und die Achillessehne ein. Er kann stellenweise auch am Fersenbeinhöcker (Tuber calcanei) ansetzen.Musculus plantaris
Nerven
Innerviert wird die Wade hauptsächlich über den Nervus tibialis. Er entspringt aus dem Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) des Plexus sacralis und teilt sich in seinem weiteren Verlauf noch in zwei Hauptäste auf, die verschiedene Muskeln innervieren. Sie innervieren gemeinsam alle Muskeln der Wadenregion. Neben der Wadenmuskulatur innerviert der Nervus tibialis noch die kurzen Zehenmuskeln und die Haut der Wade sowie der Fußsohle.
Wade – Funktion
Die Wade hat viele wichtige Funktionen. Zum einen dient die Wadenmuskulatur der Bewegung des Fußes. Durch die Wadenmuskulatur können wir auf den Zehenspitzen stehen. Zudem können wir durch die Plantarflexion die komplexen Bewegungen wie Gehen, Laufen und Springen ausführen.
Des Weiteren unterstützt die Wade unsere aufrechte Körperhaltung. Durch sie können wir unser Gleichgewicht halten, beispielsweise beim normalen Gehen. Sie überträgt zudem Kraft vom Unterschenkel auf den Fuß, sodass wir uns vom Boden abstoßen können.
Als sogenannte “Wadenpumpe” bezeichnet man die Funktion der Wade durch die Kontraktion der Muskulatur das Blut in den Venen zurück in die Körpermitte zu pumpen. Dies ist sehr wichtig, da die Wade entgegen der Schwerkraft arbeitet und der Rückfluss des Blutes von großer Bedeutung ist.
Wade – Schmerzen
Es gibt sehr viele Gründe, warum es zu Schmerzen, Krämpfen oder Funktionsverlusten der Wade kommen kann. Einige der häufigsten Vorkommnisse sind in den folgenden Abschnitten genauer erläutert.
Muskelfaserriss in der Wade
Meistens kommt es zu einem Muskelfaserriss durch intensive sportliche Aktivität, Überanstrengung oder Überdehnung der Muskelfasern. Es kommt zu Schmerzen, Schwellungen und die Bewegungsfähigkeit ist herabgesetzt.
Ein Riss der Achillessehne kann sogar durch ein Knallgeräusch hörbar sein. Zu einem Riss, der sogenannten Achillessehnenruptur, kommt es durch plötzliche starke Belastungen oder degenerative Prozesse. Kommt es zu diesem Fall, lässt sich sehen, wie wichtig und dominant der Musculus triceps surae eigentlich ist. Das Gehen ist stark limitiert, Treppensteigen und Bergaufgehen sind fast unmöglich. Therapeutisch wird meist operativ durch eine Naht der Sehne, oder seltener auch konservativ durch Spitzfußstellung und Anbringen eines Gipses am Unterschenkel behandelt.Achillessehnenruptur
Thrombose in der Wade
Die tiefe Venenthrombose, medizinisch als Phlebothrombose bezeichnet, beschreibt den Verschluss tiefer Venen durch und kann zu einer Lungenembolie führen. Es handelt sich um eine ernstzunehmende Erkrankung. Die Thrombose entsteht durch ein Blutgerinnsel, einen sogenannten Thrombus, der sich im venösen System der Wade bildet und daraufhin den Blutfluss behindert. Es kommt zu ziehenden oder drückenden Schmerzen in der Wade und sie kann anschwellen (Ödembildung). Grund dafür ist das Austreten der zurückgestauten Flüssigkeit in das umliegende Gewebe. Es tritt eine gerötete und gespannte Haut mit zyanotischer Verfärbung auf, also einer bläulichen Verfärbung durch Minderdurchblutung.
In 10 bis 30 Prozent der Fälle kann eine Phlebothrombose nachfolgend zu einer Lungenembolie führen, die selten tödlich endet.
Krämpfe in der Wade
Wadenkrämpfe entstehen durch plötzliche, unwillkürliche Kontraktionen der Wadenmuskulatur. Wadenkrämpfe sind zudem die häufigsten klinisch relevanten Krämpfe.
Es gibt viele unterschiedliche Faktoren, die das Auftreten von Wadenkrämpfen verursachen können, was es schwierig macht, die passende Diagnostik zu erzielen. Folgende Ursachen können Grund für einen Wadenkrampf sein:
- Elektrolytstörungen
- Durchblutungsstörungen
- Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes mellitus oder Schilddrüsenunterfunktion)
- Infektionskrankheiten (wie z.B. Influenza oder Malaria)
- Leberzirrhose
- Medikamente (z.B. Glukokortikoide, Diuretika)
- Schwangerschaft
- Neuromuskuläre Erkrankungen
Findet sich keine Ursache für die Wadenkrämpfe, wie es bei einem Viertel der Fälle vorkommt, so spricht man von sogenannten idiopathischen Wadenkrämpfen.
Kompartmentsyndrom in der Wade
Bei einem Kompartmentsyndrom steigt der Druck in einem Muskelkompartiment der Wade und es werden Nerven und Blutgefäße abgedrückt. Die Kompartimente sind von Bindegewebe abgegrenzt. Es kommt durch Traumata wie Knochenbrüche, Prellungen, Verbrennungen oder Einblutungen zu einem solchen Syndrom. Folgen sind Taubheitsgefühl, Kribbeln und starke Schmerzen. Wichtig ist hier, medizinisch schnell zu handeln.
Häufige Fragen
- Wie entstehen Krämpfe in der Wade?
- Was soll man bei einem Krampf in der Wade tun?
- Wie äußert sich eine Thrombose in der Wade?
- Wie macht sich ein Muskelfaserriss in der Wade bemerkbar?
Die Entstehung eines Krampfes hat etwas mit der Reizübertragung von Nerven auf die Muskeln zu tun. Es können einzelne Muskeln als auch ganze Muskelgruppen betroffen sein. Wenn es an der Übertragungsstelle zwischen Nerv und Muskel zu unkontrollierten Entladungen kommt, verkrampft der Muskel. Die Gründe sind aber dennoch oft nicht genau feststellbar. Meistens spielen mehrere Faktoren zusammen und sind aber harmlos. Oft kommt es durch gesteigertes Training oder Bewegungsmangel zu Krämpfen oder ein Elektrolytmangel spielt eine Rolle.
Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich je nach Ursache. Akut hilft dehnen, eine sanfte Massage oder Wärme durch einen warmen Wickel oder man legt eine Wärmflasche auf die schmerzende Muskulatur. Ansonsten lassen sich Krämpfe, die durch Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes auftreten ausgleichen wenn der Betroffene mehr trinkt und sich ausgewogen ernährt, vor allem, wenn die Störung nicht krankheitsbedingt ist. Ist eine Schilddrüsenunterfunktion der Grund für die Krämpfe, verordnet der Arzt ein Hormonpräparat als Ersatz für die fehlenden Hormone. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse erhalten Betroffene Vitamin D und Kalzium, um den Kalziummangel auszugleichen und so gegen die Muskelkrämpfe zu helfen.
Eine Thrombose in der Wade äußerst sich durch folgende Anzeichen: Schwellungen der Wade, Schwere- und Spannungsgefühl im Unterschenkel, Wassereinlagerungen in der Wade und Schmerzen im Unterschenkel und Fuß, Oberschenkel oder in der Leiste, die einem Muskelkater ähneln können. Ansonsten zeigen sich eine gespannte und bläulich verfärbte Haut, Überwärmung des Unterschenkels, stärker sichtbare Hautvenen, leichtes Fieber und ein beschleunigter Puls.
Nach einem Muskelfaserriss treten stechende Schmerzen im Muskel, der betroffen ist, auf. Im Muskel kommt es zu Kraftverlust und Druck-und Dehnungsschmerz. Zudem zeigt sich eine Schwellung und ein Hämatom durch den Blutverlust. Betroffene nehmen meistens eine Schonhaltung ein, da die Bewegung auch stark eingeschränkt ist und ein Funktionsverlust des Muskel auftritt.
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- Unterschenkel, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 12.05.2024)