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Die ersten sechs bis acht Wochen im Anschluss an die Geburt bezeichnen die Phase des Wochenbetts. Ein Merkmal des Puerperiums ist der Wochenfluss, auch Lochien in der Fachsprache genannt. Er erlaubt unter anderem Rückschlüsse auf diverse Pathologien, die in dieser Phase als Komplikationen auftreten können. Worum es sich dabei genau handelt, erklärt dieser Artikel ausführlich.
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Wochenfluss – Definition und Entstehung
Der Wochenfluss (Lochien) beschreibt ein Wundsekret, welches nach der Geburt (postpartal) aus der Vagina austritt.
Ursächlich ist der Geburtsvorgang selbst und die Ablösung der Plazenta im Rahmen der Nachgeburt, welche Läsionen an der Gebärmutter (Uterus) verursachen. Damit ist die Innenwand der Gebärmutter praktisch gesehen eine Wundfläche, welche heilen muss. Die Läsionen sezernieren für mehrere Wochen nach der Geburt spezielles Wundsekret. Thromben und Drüsenreste überziehen unter anderem die Läsionen, weiterhin wandern Immunzellen wie Granulozyten, Lymphozyten und Phagozyten in das Gebiet ein. Sie lösen die Gewebsreste auf und verdauen (phagozytieren) sie. Damit bildet sich ein Leukozytenwall mit Fibrin, welcher als Schutz gegen Krankheitserreger wirkt.
In der anschließenden Zeit erfolgen nun Nachwehen, welche das tote Gewebe ausstoßen. Dieses nekrotische Gewebe bildet den Wochenfluss. Unterstützend wirkt an dieser Stelle das Oxytocin, welchen beim Stillen des Neugeborenen ausgeschüttet wird. Bestandteile des Sekrets sind neben dem Zervixschleim Blut, Deziduagewebe, Bakterien und Leukozyten.
Wochenfluss – Aussehen und zeitlicher Verlauf
Die Qualität, Menge und Dauer des Wochenfluss variieren von Person zu Person stark. Im Durchschnitt dauert es jedoch etwa vier Wochen bis die Wundheilung zum Großteil abgeschlossen ist. Dabei produziert der Körper eine Flüssigkeitsmenge von 200 bis 500 Millilitern. In den ersten Tagen nach der Geburt ist er dabei am stärksten und nimmt dann rasant ab. Am Anfang kann der Wochenfluss stärker als die reguläre Periode ausfallen. Im Verlauf der Phasen verändert sich auch seine Zusammensetzung und damit die Farbe. Entsprechend der Farbe sind auch die einzelnen Abschnitte benannt, welche im Folgenden erläutert werden. Der Lochien riecht in der Regel leicht muffig und streng.
Die erste Phase ist die Lochia rubra. Rubra ist Latein für rot. Hier hat der Ausfluss eine blutig-rote Farbe. Die Lochia rubra setzt direkt nach der Geburt ein und hält maximal sieben Tage an. In dem Zeitraum der ersten drei können auch physiologischerweise kleine Blutkoagel mit abgehen. Man kann einen süßlich-faden Geruch wahrnehmen. In dem Sekret findet sich hauptsächlich Blut, Einhautreste und Dezidua, aber auch Vernixflocken, Lanugohaare und Kindspech (Mekonium) können enthalten sein.
Daran schließt sich die Lochia fusca an, wobei fusca im Lateinischen für braun steht. Jetzt weist der Wochenfluss eine braunrote Farbe auf. Er zeigt sich etwa ab dem dritten bis siebten Tag und bildet damit einen unscharfen Übergang von der Lochia rubra. Das Sekret ist dünnflüssiger als das der ersten Phase und enthält vorwiegend Serum, Lymphe und Granulozyten.
Ab dem zwölften bis vierzehnten Tag zeigt sich die Lochia flava (flava bedeutet Gelb). Dabei handelt es sich um einen geblichen Ausfluss. Die Farbe entsteht durch nekrotisches Material der Uterusinnenwand. Außerdem sind Bakterien und Schleim enthalten.
Die Lochia alba stellt die letzte Phase dar. Alba heißt aus dem Lateinischen übersetzt weiß. Dementsprechend ist auch der Wochenfluss hier weißlich. Der Fluss ist jetzt sehr wässrig-serös.
Wochenfluss – Beschwerden
Der Lochien ist ein normaler Bestandteil des Wochenbetts und nicht pathologisch. Normalerweise verursacht der Wochenfluss keine bis sehr wenige Beschwerden. Wenn allerdings Fieber oder ein übler Geruch hinzukommen, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Dabei könnte es sich um eine Infektion handeln. Auch falls der Wochenfluss nach mehr als zwei Wochen noch einmal blutig ist, kann das auf eine Störung der Wundheilung hinweisen. Dann braucht die betroffene Person vermutlich mehr Ruhe.
Postpartale Blutungen dürfen nicht mit den Lochien verwechselt werden. Dabei handelt es sich um extrem starke Blutungen nach der Geburt, die sofort behandelt werden müssen. Sie treten im Regelfall innerhalb des ersten Tages nach Geburt auf und kennzeichnen sich als unkontrollierte Blutungen, welche mehr als eine Einlage pro Stunde durchnässen. Außerdem können pflaumengroße Blutklumpen ausgeschieden werden und Schwellungen an der Scheide oder dem Perineum auftreten.Postpartale Blutungen
Wochenfluss – Körperpflege
Eine gute Körperpflege ist während des Wochenbetts sehr wichtig. Nach jedem Toilettengang sollte man den Intimbereich mit Wasser reinigen, wofür sich ein Bidet oder eine Intimdusche gut eignet. Außerdem ist eine gründliche Händehygiene anzuraten, besonders vor dem Stillen und nach Kontakt mit dem Wochenfluss. Zum Trocken des Intimbereichs ist ein eigenes Handtuch anzuraten, welches täglich gewechselt werden sollte. Außerdem bevorzugt man am besten unparfümierte Binden oder Wochenfluss-Einlagen. Periodenunterwäsche ist auch eine Möglichkeit. Sie sollten regelmäßig gewechselt werden. Tampons und Menstruationstassen sowie -scheiben behindern den Abfluss des Sekrets, weshalb man sie eher meiden sollte.
Außerdem sollte in den ersten beiden Wochen nach der Geburt auf Vollbäder verzichtet werden. In den ersten sechs Wochen empfiehlt man zusätzlich den Verzicht auf Geschlechtsverkehr.
Wochenfluss – Klinik und mögliche Komplikationen
Grundsätzlich ist der Wochenfluss nicht infektiöser als eine normale Regelblutung. Auch wenn er mehr Keime enthält, sind diese apathogen und damit nicht krankheitserregend. Gefährlich wird es nur dann, wenn der Lochien Eiter und damit pathogene Keime enthält. Dazu zählt zum Beispiel Staphylococcus aureus oder beta-hämolysierende Streptokokken. Ist das der Fall, so zeigt sich das in einem fischartigen oder eitrigen Geruch. Die betroffene Person entwickelt durch die Entzündung ein hohes Fieber mit Schmerzen im Unterbauch. Dieses bezeichnet man als Puerperalfieber oder Puerpealsepsis.
Weiterhin kann sich eine Endometritis beziehungsweise Endomyometritis puerperalis durch übel riechenden, oft blutigen Lochien präsentieren. Zusätzlich können Fieber, Uteruskantenschmerz und Kopfschmerzen hinzukommen. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Infektion der Plazentahaftstelle und des Endometriums (Endrometritis) oder eine Infektion der Haftstelle sowie des Endo- und Myometriums (Endomyometritis).
Wochenflussstau
Zwischen dem vierten und siebten Tag nach der Geburt kann der sogenannte Wochenflussstau (Lochialstau) auftreten. Darunter versteht man definitionsgemäß eine vorzeitige Verminderung oder das direkte Ausbleiben des Wochenflusses. Symptomatisch zeigen sich stark verminderte oder fehlende Lochien, eine Subinvolutio uteri oder hohes Fieber. Außerdem sind Kopfschmerzen und ein Uteruskantenschmerz typisch.
Die Ursachen dieser Erkrankung sind vielfältig. Einerseits kann Immobilisation oder ein retroflektierter Uterus dazu führen. Aber auch ein verlegter oder verschlossener Gebärmuttermund, etwa durch einen Kaiserschnitt vor Einsetzen der muttermundwirksamen Wehen und bei geschlossener Fruchtblase (Primäre Sectio caesarea) oder durch Blutkoagel, Plazenta- oder Eihautreste. Die letzte mögliche Ursache liegt in verminderten Nachwehen, etwa durch fehlendes Stillen und die verminderte Oxytocin-Ausschüttung.
Therapeutisch regt man die Nachwehen deshalb durch Mobilisation und regelmäßiges Stillen an. Medikamentös kann man Buscopan zur Spasmolyse und Oxytocin zur Steigerung der Uteruskontraktilität geben. Interventionell ist eine manuelle Dilatation des Zervikalkanals möglich.
Bleibt der Wochenflussstau unbehandelt, können sich weitere Komplikationen ergeben. Dazu zählt zum Beispiel eine Ansammlung von Blut in der Gebärmutter (Hämatometra) mit nachfolgender Infektion und Eiterbildung (Pyometra). Auch die oben beschriebene Endometritis / Endomyometritis puerperalis können sich entwickeln, da Lochien einen idealen Nährboden für Bakterien darstellen.
Häufige Fragen
- Was ist der Wochenfluss?
- Wie lange dauert der Wochenfluss?
- Wie viel Wochenfluss ist normal?
- Wie riecht der Wochenfluss?
Der Wochenfluss, in der Fachsprache als der Lochien bezeichnet, beschreibt die Ausscheidung eines Wundsekrets in den ersten vier bis sechs Wochen nach der Geburt. Dabei sondert der Körper Gewebsreste und Schleimhaut von der Gebärmutter ab, die über die Vagina abgegeben werden.
Der Wochenfluss dauert im Durchschnitt etwa vier bis sechs Wochen. Diese Zeitspanne kann ich aber bei jeder Person individuell unterscheiden und variiert auch bei einer Person von Schwangerschaft zu Schwangerschaft. In dieser Zeit durchläuft der Wochenfluss verschiedene Veränderungen in seiner Zusammensetzung und Farbe, bis die Wunde der Gebärmutter verheilt ist.
Insgesamt beläuft sich die Menge des Wochenflusses auf etwa 200 bis 500 Milliliter. Am Anfang ist er deutlich stärker als die reguläre Periode, jedoch nimmt die Stärke innerhalb weniger Tage schnell ab. Morgens und nach Bewegung oder Aufstehen kann sich der Wochenfluss verstärken, was aber vollkommen normal ist.
Bei sehr starken Blutungen, die mit weiteren Symptomen einhergehen, sollte man allerdings an die postpartalen Blutungen denken, welche einen sofort zu behandelnden Notfall darstellen.
Im Normalfall riecht der Wochenfluss leicht streng und muffig. Sein Geruch verändert sich im Laufe der Phasen. So riecht der Lochia rubra eher süßlich. Pathologisch ist hingegen ein sehr strenger fischartiger oder eitriger Geruch. Dann sollte die Vorstellung beim Arzt oder bei der Ärztin erfolgen, um möglich Komplikationen einer Infektion frühzeitig zu erkennen und abzuwenden.
- Postpartum Care of the New Mother, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... , (Abrufdatum. 15.10.2024)
- Wochenbett, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum. 15.10.2024)