Inhaltsverzeichnis
Ob wir morgens müde sind oder abends plötzlich hellwach – genau diese Empfindungen folgen dem inneren Taktgeber: dem zirkadianen Rhythmus. Diese biologische Uhr steuert Schlaf, Hormonproduktion, Körpertemperatur und viele andere Prozesse im 24-Stunden-Rhythmus. Doch was passiert, wenn diese innere Uhr aus dem Takt gerät? Jetlag, Schichtarbeit oder Schlafstörungen können den Rhythmus negativ beeinflussen und erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Wie genau der zirkadiane Rhythmus funktioniert und welche Rolle der Hypothalamus dabei spielt sowie die klinische Relevanz, wird im Folgenden erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Zirkadianer Rhythmus – Definition
Der zirkadiane Rhythmus ist die innere, biologische Uhr und bezeichnet die Fähigkeit physiologische Prozesse im Körper auf eine Zeitlänge von etwa 24 Stunden abzustimmen. Reguliert wird der zirkadiane Rhythmus im suprachiasmatischen Nukleus (Nucleus suprachiasmaticus) im Hypothalamus. Der wichtigste zirkadiane Rhythmus ist der Schlaf-Wach-Rhythmus und externe Zeitgeber wie das Tageslicht sind ein bestimmender Einfluss.
Zirkadianer Rhythmus – Physiologie und Bedeutung
Der zirkadiane Rhythmus entsteht durch die Steuerung des Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus. Dieser Kern reguliert zahlreiche Körperfunktionen über hormonelle und neuronale Signale und dient als endogener Taktgeber. Neben dieser internen Steuerung beeinflussen auch äußere Faktoren, sogenannte exogene Taktgeber, den Rhythmus. Besonders wichtig sind Lichtsignale, die über die Retina aufgenommen und an den Hypothalamus weitergeleitet werden.
Zusätzlich spielen mehrere Gene eine entscheidende Rolle. Durch Rückkopplungsschleifen kontrollieren sie den 24-Stunden-Rhythmus, wobei Licht und Temperatur ihre Aktivität beeinflussen. Sobald eine ausreichende Menge dieser Gene aktiv ist, hemmen sie sich selbst und schließen so den Zyklus.
Ablauf der Regulation des zirkadianen Rhythmus durch den Hypothalamus
Die Steuerung des zirkadianen Rhythmus erfolgt über zwei wichtige Kerne im Hypothalamus: den Nucleus tuberomamillaris und den Nucleus suprachiasmaticus. Während der Nucleus tuberomamillaris als einziger Kern des zentralen Nervensystems histaminerge Neurone enthält, übernimmt er gleichzeitig eine zentrale Funktion für die Weckreaktion. Deshalb führen antihistaminerge Medikamente häufig zu Müdigkeit.
Ablauf der Regulation:
- Der Nucleus tuberomamillaris produziert Histamin und Orexin, was die Aufmerksamkeit steigert.
- Der Nucleus suprachiasmaticus erhält Signale aus der Retina und regt die Melatonin-Freisetzung aus der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) an. Dieses Hormon fördert den Schlaf und wird verstärkt in den Abendstunden produziert.
Jet-lag
Durch wechselnde Tageslängen besteht die Notwendigkeit die innere Uhr neu zu synchronisieren. Auch nach einem langen Flug über den Atlantik muss der zirkadiane Rhythmus kurzfristig angepassst werden. Durch eine zu Beginn schwierige Gewöhnung des Körpers entsteht der bekannte Jet-lag.
Die photsensitiven Ganglienzellen in der äußeren Körnerschicht der Retina, die das Protein Melanopsin enthalten, passen die innere Uhr an und synchronisieren sie. Über den Tractus retinohypothalamicus projizieren sie zum Nucleus suprachiasmaticus des Hypothalamus. Neben der Regulation des zirkadianen Rhythmus sorgt der Nucleus suprachiasmaticus ebenfalls für die Organisation weiterer Körperfunktionen wie beispielsweise der Körpertemperatur, Hormonsekretion, Blutdruckschwankungen und weiteren.
Einfluss auf Körperfunktionen
Der zirkadiane Rhythmus beeinflusst unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus, genauer gesagt auch den Wechsel zwischen Non-REM- und REM-Schlafphasen, sowie Hormonproduktion, Körpertemperatur, Blutdruck und Herzfrequenz.
Zur Hormonproduktion gehören Melatonin, welches den Schlaf fördert und abends ansteigt sowie auch Cortisol, vor allem bekannt als das Stresshormon, welches die Wachheit fördert und morgens seinen Höchstwert erreicht. Die Körpertemperatur erreicht ihre Tiefstwerte in der Nacht und die Höchstwerte am späten Nachmittag. Blutdruck und Herzfrequenz werden in der Nacht reduziert.
Zirkadianer Rhythmus – Klinische Relevanz
Kommt es zu zirkadianen Ryhthmusstörungen sind Schlafstörungen, Depressionen, metabolische Erkrankungen und auch Herz-Kreislauf-Probleme mögliche Folgen.
Schlafstörungen betreffen vor allem Menschen, die in der Schichtarbeit tätig sind oder Personen mit Jetlag. Depressive Episoden zeigen sich besonders bei einem typischen “Morgentief”. Des weiteren erhöhen Störungen des Rhythmus das Risiko für Diabetes und Adipositas und es tritt ein erhöhtes Infarktrisiko in den Morgenstunden auf.
Therapieansätze werden die Behandlung der Depressionen und Schlafstörungen anhand einer Lichttherapie. Hier wirkt sich das Licht positiv auf den Hirnstoffwechsel aus und es wird vermutet, dass die körpereigene Serotoninsynthese angekurbelt wird. Das Licht wirkt somit Stimmungsschwankungen entgegen und bessert die die Depressionen häufig begleitenden Schlafstörungen.
Blaues Licht
Blaues Licht hemmt die Melatoninproduktion und verzögert damit den Schlafbeginn. Deshalb ist es beispielsweise empfehlenswert 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen Bildschirme zu vermeiden oder einen Blaulichtfilter zu nutzen. In der Lichttherapie wird das blaue Licht jedoch als positiver Effekt genutzt, da es morgens die Stimmung verbessert, die Wachheit fördert und gegen Winterdepressionen und Schlafstörungen hilft.
Eine Chronotherapie würde helfen den Tagesablauf anzupassen und den Rhythmus zu regulieren. Auch medikamentöse Anpassungen durch Melatonin oder andere schlafregulierende Substanzen können hier einen hilfreichen Therapieansatz darstellen.
Häufige Fragen
- Was ist der zirkadiane Rhythmus?
- Wie wird der zirkadiane Rhythmus gesteuert?
- Warum ist Licht so wichtig für den zirkadianen Rhythmus?
- Was passiert, wenn der zirkadiane Rhythmusgestört ist?
- Wie kann man seinen zirkadianen Rhythmus verbessern?
Der zirkadiane Rhythmus ist die biologische Uhr des Körpers, die verschiedene physiologische Prozesse wie den Schlaf-Wach-Zyklus, die Hormonproduktion, die Körpertemperatur und den Stoffwechsel in einem 24-Stunden-Rhythmus steuert.
Die Hauptsteuerung erfolgt durch den Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus. Dieser empfängt Signale von der Netzhaut der Augen und passt den Rhythmus an äußere Einflüsse wie Licht und Temperatur an.
Licht ist der stärkste äußere Zeitgeber. Blaues Licht (z.B. von Bildschirmen) unterdrückt die Melatonin-Produktion, wodurch man wacher bleibt. Natürliches Licht hingegen, hilft den Rhythmus zu stabilisieren.
Eine Störung kann zu Schlafproblemen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stoffwechselproblemen, Depressionen und einem höheren Krankheitsrisiko führen. Besonders davon betroffen sind Schichtarbeiter, Reisende, die oft von einem Jetlag betroffen sind und Menschen mit unregelmäßigen Schlafzeiten.
Der zirkadiane Rhythmus kann verbessert werden, indem man regelmäßige Schalfenszeiten einhält, morgens Tageslicht tankt (am besten 30 Minuten Sonnenlicht), abends etwa 2 Stunden vor dem Schlafen die Bildschirmzeit reduziert, sich eine dunkle, ruhige Schlafumngebung schafft und sich ausgewogen ernährt und bewegt.
- Neurophysiologische Untersuchungen und Schlaf, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 26.02.2025)
- Schmidt et al. (Hrsg.): Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. 31. Auflage Springer2010
- Psychopathologischer Befund, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 26.02.2025)